kapitel neun

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kapitel neun
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03. Juni

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IM VERGLEICH zu seinem vor Aufregung wild trommelnden Herzen ist Yoongis Klopfen an Jimins Zimmertür gewohnt zaghaft. »Hi Jimin-ah! Ich bin da«, kündigt er an und streicht sich mit einer freien Hand ein paar noch feuchte Strähnen aus der Stirn. Nach dem Duschen ist er sofort hierher gedüst und hat keine Zeit darauf verschwendet, seine pechschwarze Mähne ordentlich zu föhnen, sodass die ohnehin schon wilden Strähnen heute besonders chaotisch liegen.

»Ist dir etwas zugestoßen? Wenn auch nur fast?«, erklingt Jimins Stimme gedämpft. Etwas außer Atem lässt sich Yoongi vor der Tür auf den Boden fallen. An den bergauf gehenden Weg zu Ajins Wohnung hat er sich noch immer nicht gewöhnt und außerdem ist er diesen heute auch noch hochgejoggt, weil er es kaum erwarten konnte, Jimin zu sehen. Beziehungsweise zu hören.

»Nope! Mir geht es blendend. Wie immer«, antwortet er und streicht den Gegenstand in seiner Hand glatt. Wie Jimin wohl darauf reagieren wird? Er brennt darauf, es herauszufinden und sagt deshalb: »Ich habe dir etwas mitgebracht.« Dann schiebt er unter der Tür ein Formblatt durch, an dem er lange getüftelt hat. 

»Was machst du da? Was ist das?« Jimins Stimme ist plötzlich einige Oktaven höher. Es ist das erste Mal, dass Yoongi in seine Privatsphäre eindringt. Der Ältere lässt sich von Jimins Hysterie nicht beirren und antwortet ruhig: »Ein Vertrag.«

»Ein was?«

»Ein Vertrag«, wiederholt Yoongi, als wäre es sein Geschenk das Natürlichste der Welt. Zweifel stupst an die Tür des Raumes in seinem Gehirn, welches für diese Idee verantwortlich war. Jetzt kommt ihm sein Plan nicht mehr so grandios vor wie noch unter der Dusche. Ich werde keinen Rückzieher machen, spricht sich der Teeanger Mut zu. Tief Luft holend erklärt er: »Dieser Vertrag entlässt dich von deiner Verantwortung mir gegenüber. Ganz offiziell, schwarz auf weiß, ist damit festgelegt, dass du keine Schuld daran trägst, falls mir je etwas zustoßen sollte. Ich habe schon unterschrieben.«

Stille. Jimin fehlen offensichtlich die Worte. Ob das gut oder schlecht ist, kann Yoongi nicht beurteilen. Er sitzt daumendrückend vor der Tür und hofft auf Ersteres.

»Nicht falls, sondern wenn dir etwas zustößt«, sagt der Jüngere schließlich.

»Bitte?«, kann ihm Yoongi nicht ganz folgen.

»Du meinst, dieser Vertrag ist für den Fall, falls dir etwas zustößt. Aber das wird es. Es ist nur eine Frage der Zeit. Und du denkst wirklich, dass ein selbst gemachter Vertrag das ändern wird? Denkst du, das Schicksal juckt, was du auf dieses Stück Papier geschrieben hast?« Mit jedem Wort ist Jimin lauter geworden, aber Yoongi lässt sich davon nicht einschüchtern.

»Nein. Das kann der Vertrag nicht verhindern«, entgegnet er, noch immer die Ruhe in Person. »Aber er legt zumindest fest, dass ich dir für nichts die Schuld gebe, was mir zustößt. Und du brauchst dich auch nicht verantwortlich zu fühlen, nachdem du unterschrieben hast. Denn ein Vertrag ist verbindlich.«

Wieder ist es für drei Herzschläge vollkommen still.

»Oh mein Gott. Du meinst das wirklich ernst.«

»Vollkommen ernst«, bestätigt Yoongi. Während ihres Gespräches hat er sich zur Tür gedreht, statt sich daran zu lehnen. So hat er das Gefühl, Jimin näher zu sein. Gespannt wartet er seine Reaktion ab... und hebt irritiert die Augenbrauen, als dieser tatsächlich beginnt zu lachen. Erst langsam, dann immer lauter, fast schon manisch.

Seelenfrieden | yoonmin || ✓Where stories live. Discover now