kapitel siebzehn

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kapitel siebzehn
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07. – 13. Juli

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YOONGIS GEBETE werden erhört. Der Moment, in dem Jimin ihm klarmacht, dass er den Kontakt nicht abbrechen möchte, ist mit mindestens genauso viel Freude und Erleichterung verbunden wie jener Tag, an dem er erfuhr, dass er ein Stipendium für sein anstehendes Studium bekommen würde. Eigentlich sogar deutlich mehr.

Die vergangenen Tage dachte er viel nach. Über Jimin, seinen sich nicht bessernden Zustand und was für eine Aufgabe ihm eigentlich bevorsteht. Zum ersten Mal versteht er, was Ahmet mit Verantwortung, die einen erdrückt, meinte. Seit Ajins Offenbarung schläft er schlechter, an Erholung ist nicht zu denken, wenn ihm doch ständig sein Auftrag im Kopf herumspukt. Ich muss da weitermachen, wo ich aufgehört habe. Ich muss ein guter Freund sein.

Tatsächlich gelingt das einfacher als gedacht. Nach ihrem anfangs noch zögerlichen Aufeinandertreffen begegnen sich die beiden Teenager recht schnell mit ihrer gewohnten Lockerheit, lassen sich wieder fallen in ihre ganz eigene Welt, in der der jeweils andere den größten Komfort bietet. Fast ist alles genauso wie früher. Aber nur fast, denn Yoongi bemerkt an Jimin eine leichte Veränderung.

Er ist unbeschwerter als sonst, lacht viel mehr und scheint auf Wolke Sieben zu schweben. Yoongi wertet dies als extrem gutes Zeichen dafür, dass Jimin das Leben zu lieben lernt. Sie kommen ihrem Ziel immer näher, das spürt er mit einer unerschütterlichen Gewissheit.

Eines Abends, ein paar Tage nach seinem Krankenhausbesuch, sprechen sie über Astrologie. Genau genommen klärt der Jüngere Yoongi darüber auf – mit einer eigens dafür vorbereiteten Powerpoint-Präsentation, die er an den Fernseher überträgt und dann begeistert wie Steve Jobs seine Erkenntnisse vorträgt. Er hat sogar einen schwarzen Rollkragen angezogen, der für die Sommertemperaturen definitiv nicht angemessen ist. Jimin ignoriert dies, krempelt energiegeladen die Ärmel hoch und strahlt glücklich.

Tags zuvor hatte Yoongi gesagt: »Ich interessiere mich nicht so sehr für diesen Sternzeichenmist« und Jimin damit beinahe einen Herzinfarkt beschert. Seine Strafe war also eine Lehrstunde über Effekte des Planetenstandes auf den menschlichen Geist und warum sich Stiere so gut mit Krebsen verstehen. Oder so.

Yoongi kommt nicht so ganz mit, setzt aber für Jimin trotzdem eine Miene auf, die Interesse zunächst nur vortäuschen soll. Der Jüngere dagegen ist Feuer und Flamme für das Thema. »Findest du es nicht auch wahnsinnig spannend, wie sehr sich die westliche und chinesiche Astrologie voneinander unterscheiden? Bei uns gelten Sternzeichen ein Jahr, im Westen einen Monat. Wir habe nur Tiere, der Westen auch Jungfrauen und Waagen. Und trotzdem passen sie so gut zu uns! Ist das nicht verdammt cool?«

Yoongis erste Intuition ist es, mit Nein zu antworten, aber tatsächlich ist er recht schnell wirklich leicht beeindruckt, als Jimin ihm einige Eigenschaften seines westlichen Sternzeichens vorstellt.

»Fische sind unter anderem selbstlos, sanftmütig, gefühlvoll, freundlich, verständnisvoll und hilfsbereit. Das passt perfekt zu dir! Glaubst du immer noch, dass an Sternzeichen nichts Wahres dran ist?« Jimin sieht so zufrieden aus wie jemand, der in einer TV-Debatte das ausschlaggebende Argument bringt.

»Also ich weiß ja nicht... Diese Eigenschaften besitzt gefühlt jeder zu einem gewissen Grad... sind alle Fische oder was?«, ist Yoongi nicht ganz überzeugt. Er schürzt die Lippen und winkelt seine Augenbrauen skeptisch an – eine bewusst übertriebene Mimik, um Jimin zu provozieren. Es gelingt ihm.

Seelenfrieden | yoonmin || ✓Where stories live. Discover now