kapitel achtzehn

113 26 37
                                    

kapitel achtzehn
༻༻༻⋇⋆✦⋆⋇༺༺༺

14. – 27. Juli

───── ⋆⋅☆⋅⋆ ─────


MIT DIESER einen Nacht auf dem Dach schiebt Jimin den Vorhang, der ihn von der Welt da draußen trennte, endgültig zur Seite. Noch nicht ganz, aber zumindest so weit, dass sie sich öfter raustrauen und viele weitere Nächte zu den Sternen fliehen, dabei dankbar für den Schutzmantel aus Dunkelheit.

Eines Tages fordert Yoongi aber, dass Jimin mutiger werden muss. Er schlägt eine Radtour vor – auf ganz besondere Art. Ihr erster Ausflug bei Tageslicht gestaltet sich im wahrsten Sinne des Wortes holprig.

Yoongi mietet im Fahrradverleih ein Fahrrad mit Zeltanhänger. Jimin zwängt sich in das Teil, das eigentlich für Kinder gedacht ist und so beginnt ihre etwas andere Reise durch Seouls Straßen. Nur die Tatsache, dass der Jüngere dadurch von der Außenwelt abgekapselt ist, überzeugt ihn letztendlich, sich nach draußen zu wagen. Sie passieren Einkaufspassagen, spazieren – nun ja, Yoongi spaziert und schiebt das Rad, während Jimin ehrfurchtsvoll in Zeltchen hockt und das Großstadtambiente nach Monaten der Zurückhaltung aufnimmt – und kosten an Straßenständen Unmengen an gedämpften Maultaschen, frittierten Fischkuchen und mit Bohnenpaste gefüllte Teigwaren, die Yoongi dem Jüngeren durch das Zelt reicht. Als sie drei Stunden später wieder in Ajins Wohnung ankommen, ist Jimin richtig aufgewühlt, aber strahlt. »Das war toll! Wann machen wir das nochmal?«, fragt er Yoongi, als dieser aus dem Bad kommt, wo er sich ein wenig frisch machte.

Der Ältere wuschelt ihm lachend durch die Haare und schüttelt den Kopf. »Das war viiiel zu anstrengend. Ich will dich nicht nochmal so rumfahren.«

»Oh...« Jimin hört auf, auf seinem Bett auf und ab zu springen und lässt die Schultern sinken. »Du hast Recht, daran habe ich nicht gedacht. Tut mir leid, ich wollte dich nicht belasten...«

»Was redest du denn da für einen Schwachsinn?« Yoongi hebt das Kinn des Jüngeren an und zwingt ihn so, in seine Augen zu sehen. »Du bist keine Last für mich, das weißt du doch«, sagt er leise. Fast droht er sich in Jimins Blick zu verlieren, in seinen warmen braunen Augen, die mehr als bei jedem anderen die Fenster zu seiner gebrochenen Seele sind. Sich räuspernd lässt Yoongi seine Hand sinken und setzt ein Grinsen auf, das von dem Flattern in seinem Magen ablenken soll. »Vergiss die Radtour, wir machen etwas viel Cooleres!«

»Was denn?«, fragt Jimin mit gewohnter Vorsicht.

Yoongis Grinsen wird noch breiter. »Lass dich überraschen.«

───── ⋆⋅☆⋅⋆ ─────

Das Seaworld Korea ist ein so beliebter Ausflugsort, dass es an Wahnsinn grenzt, Jimin inmitten des Besuchertrubels zu bringen. Statt Wahnsinn ist es Organisationstalent, Ideenreichtum und ein hilfreicher Kontakt, der Yoongi eine Special-Behandlung ermöglicht.

Sie fahren am späten Abend los, als die Sonne den Himmel in Flammen setzt und so für ein bezauberndes Schauspiel sorgt. Die Luft summt vor Aufregung und Abenteuerlust. Gefahren werden sie von Ajin, die sich Sukhees Wagen leiht. Yoongi erwartete, seine gesamte Überzeugungskraft dafür aufwenden zu müssen, Ajin ihren Chauffeur spielen zu lassen – ihm fehlen noch einige Monate, bis er den Führerschein machen darf. Doch Ajin war direkt Feuer und Flamme für seinen Plan: »Und wenn ich euch an das andere Ende des Landes fahren soll – ich würde es tun.«

Wesentlich schwieriger war es, Jimin vom Ausflug zu überzeugen, über den Yoongi nicht mehr preisgeben wollte, als dass er eine Überraschung war. Bei ihrer Fahrradtour wusste der Jüngere, dass er das Zeltchen nicht verlassen wird müssen, jetzt fehlt ihm diese Sicherheit. Doch am Ende siegt die Neugier. »Ich will mutig sein«, erklärt er. Am Ausflugstag steht er nervös verkrampft, aber breitbeinig vor der Haustür, während Yoongi durch einen Spalt rausschaut und sicherstellt, dass sich keine Menschenseele auf den Straßen befindet.

Seelenfrieden | yoonmin || ✓Where stories live. Discover now