Paddy - Presse...welch übel

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Ich traf mich auf halben Weg mit Mike an einer Autobahnraststation. Die dreistündige Fahrt nach Stuttgart verging wie im Flug. Immer noch im Liebestaumel, konnte ich meine Gedanken kaum von Anna abwenden. Ich kam genau zum Soundcheck an der Konzert Location an. Ohne Umwege ging ich auf die Bühne und probte mit den Jungs. Irgendwann entdeckte ich Pino, der mich verärgert ansah. Ich verdrehte die Augen und fragte mich, was denn nun schon wieder sein Problem war. Vermutlich würde ich es in wenigen Minuten, wenn ich wieder von der Bühne ging, erfahren. Richtig geraten! Pino stürmte mir schon fast entgegen. „Paddy, ich hoffe du hast heute schon einen Blick in die Zeitung geworfen!" „In welche?", fragte ich vorlaut zurück. „Egal, in welche. Du bist bei allen Klatschblättern am Titelblatt!", schrie er schon fast. Ich schaute ihn verdutzt an und schon hielt er mir sein Handy entgegen. Tatsächlich. Eine Schlagzeile nach der anderen, die sich um mich und die neue Frau an meiner Seite drehte. „Verdammt." „Ja, in der Tat. Verdammt trifft es richtig gut. Ich habe es dir gesagt, du sollst vorsichtig sein. Wir können nicht noch mehr schlechte Presse gebrauchen." In diesem Moment war mir die schlechte Presse scheissegal, ich konnte nur an Anna denken. Man hat uns bei unserem Ausflug in München fotografiert. Anna kann man zwar nicht sehr gut darauf erkennen, doch auf diesem Foto küssen wir uns, also bleibt da nicht viel Spielraum für die Auslegung. Verdammte Scheiße, was sollte ich jetzt sagen? Ich musste sie sofort sprechen. Als ich zum Handy griff, unterbrach mich Pino: „Paddy, wir sind noch nicht fertig." „Pino, ich muss Anna anrufen." „Du kannst sie auch später noch anrufen. Zuerst müssen wir die Presse etwas zähmen. Ich werde eine Verfügung erwirken, aber du weißt mehr kann ich nicht tun." Ich funkelte ihn an, am liebsten hätte ich Pino eine geklatscht. Nachdem ich dreimal tief durchgeatmet hatte, antwortete ich ihm. „Ich weiß, du denkst nur ans Business, Pino. Du musst auch mich verstehen. Ich muss wissen, wie es Anna geht. Ob sie damit umgehen kann." Mein Manager und ich diskutierten noch eine Weile über meine neue Beziehung, doch als er seine Skepsis einwarf, wie ernst es Anna mit mir war, tickte ich kurz aus. „Jetzt reicht es aber! Ich bin doch kein Idiot und lasse mich ausnützen. Glaubst du tatsächlich, ich hätte mich auf sie eingelassen, wenn das zwischen uns nichts Echtes wäre?", schrie ich ihn an. Er sah mich perplex an und sagte in besänftigender Tonlage: "Natürlich bist du kein Idiot. Es tut mir Leid, sollte ich es so rüber gebracht haben. Ich denke nur, du hast im Moment die rosarote Brille auf und siehst die Dinge eher subjektiv." Klar, sah ich die Dinge subjektiv. Es betraf immerhin Anna und mich. Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, sicherte ich Pino zu, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Natürlich hatte er mich solange aufgehalten, dass ich sie jetzt nicht mehr anrufen konnte. Arschloch. Aber ich musste mich für den Auftritt fertig machen. Ich wollte mit Anna in Ruhe darüber sprechen und das Thema nicht nur kurz anschneiden. Das Konzert verlief gut. Ich wollte danach sofort in meine Garderobe um Anna anzurufen. Mann, heb endlich ab, dachte ich, als es bereits zum vierten Mal klingelte. Zum Glück ging sie ran. Ich entschuldigte mich bei ihr, dass ich mich nicht früher melden konnte. Gleich darauf fiel sie mir ins Wort und sofort war klar, dass sie die Pressemeldungen ebenfalls gelesen hatte. Ich erklärte ihr, dass ich alles in meiner Macht stehende tun würde um sie und ihre Kinder zu schützen. Gott sei Dank nahm Anna die Sache gelassen. Kaum hörte ich ihre Stimme, wurde meine Sehnsucht nach ihr immer größer. Die darauffolgende Woche hatte ich einen vollen Terminkalender. Ein Promo-Termin, jagte den nächsten und jeden Abend spielte ich in einer anderen Stadt. Zwischendurch fand ich jedoch immer Zeit mit Anna zu texten und sie abends anzurufen. Morgen würde ihr Scheidungstermin sein. Dann ist sie endlich frei für mich. Jetzt musste nur noch Joelle einlenken und dann wäre auch ich frei für Anna - offiziell. Somit stünde unserer gemeinsamen Zukunft nichts mehr im Weg. Ich musste dringend mit Joelle sprechen. Eine Woche noch, dann konnte ich meine Zeit endlich mit Anna teilen – zumindest bis zur nächsten Winter Tournee. Ich hantelte mich von Termin zu Termin und zum Glück rückte das Wochenende immer näher. Das vorletzte Konzert spielte ich in Leipzig, ehe am nächsten Tag bereits Dresden anstand. Mein Wiedersehen mit Anna war also schon in greifbarer Nähe.

Butterflies in my BellyWhere stories live. Discover now