Anna - Planung über Planung

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Die nächsten Wochen verbrachten wir fast täglich im neuen Haus. Meine Wohnung war bereits gekündigt und fand in Windeseile Nachmieter. Paddys Haus hatte ebenfalls bereits ein paar Interessenten. Ich musste schlucken, als ich sah um welchen Preis es gehandelt wurde. Klar, es war ein großes Haus, mit viel Grund, in einer idyllischen Gegend, aber solche Summen, sah ich noch selten in meinem Leben. Die Arbeiten gingen gut voran. Die Wände waren weiß, die Böden neu gelegt und die Möbel wurden nach und nach montiert. Unser Wohntrakt war praktisch fertig, als ich mir zum ersten Mal Gedanken über die Planung unserer Hochzeit machte. Paddy fragte Jimmy, ob er quasi seine männliche Brautjungfer sein möchte. Er kannte das nicht, doch bei uns war es Brauch, dass auch der Bräutigam jemanden hatte, der ihm zur Seite steht und ihn am Hochzeitstag unterstützt. Natürlich fragte ich Chiara, ob sie diesen Part übernehmen wollte. Sie willigte ein und freute sich irrsinnig. Als wir Ende Jänner einzogen, luden wir Jimmy und Chiara in unser neues Zuhause ein und wollten die ersten Details für die Hochzeit besprechen. Bereits als Chiara bei uns ankam, konnte ich ihr ansehen, dass sie fast platzte vor Nervosität. Sie stand als Teenager fast so auf Jimmy, wie ich auf Paddy. Aber ich wusste ich konnte mich auf sie und ihre Loyalität verlassen. Niemals würde sie unser kleines Geheimnis ausplaudern. Paddy und ich führten sie durch unser Haus. Unser gerade fertig gestellter Wohntrakt, war alles was ich mir jemals erträumt hatte. Wir hatten Platz ohne Ende und alles war neu. Paddy und ich beschlossen, die anderen Teile des Hauses erst nach und nach renovieren zu lassen. Als nächstes war sein Musikstudio an der Reihe. Selbstredend freute er sich bereits am meisten darauf. Chiara war begeistert von unserem alten, charmanten Hof. „Schön habt ihr es, Anna. Sag mal, wann kommt denn der letzte Gast an?", fragte sie mit einem komischen Unterton in der Stimme. Ich zog eine Augenbraue hoch und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Ach, Chiara... Schon aufgeregt?" „Pssst. Sag das doch nicht so laut, das ist mir peinlich vor Paddy. Außerdem gibt es keinen Grund aufgeregt zu sein. Er ist nur der Bruder deines Verlobten." Sie rümpfte gespielt ihre Nase. Ich brach in schallendes Gelächter aus und nach ein paar Sekunden stimmte Chiara mit ein. „Na meine Damen, hab ich was verpasst", kommentierte Paddy, als er zu uns ins Wohnzimmer kam. „Nein, nein Babe. Alles gut. Wann kommt denn dein Bruder an?", lenkte ich schnell ab. „Er müsste in ca. 30 Minuten da sein." Wir unterhielten uns über das Haus, als es plötzlich an der Tür klingelte. Chiara war augenblicklich angespannt. Wir gingen zusammen zur Türe um Jimmy willkommen zu heißen. Paddy und ich umarmten ihn zur Begrüßung. Nun machten mein zukünftiger Schwager und Chiara sich bekannt. Auch sie bekam eine Umarmung. Ich wusste genau, wie sie sich in diesem Augenblick fühlen musste, denn wenn ich heute an die erste Berührung zwischen Paddy und mir dachte, bekam ich im selben Moment Gänsehaut. Chiara blickte mich perplex an, als sie mitbekam, dass Jimmy Gepäck dabei hatte und wohl heute nicht mehr abreisen würde. Chiara und ich zogen uns für einen Moment zurück und führten eine kurze Diskussion zu diesem Thema. Sie versprach mir, sich zusammen zu reißen und wir brachten die Snacks und Getränke ins Wohnzimmer. Jimmy und Paddy schwelgten in Erinnerungen an die Neunziger. Wir lauschten ihnen gespannt. Ich warf Chiara einen schuldbewussten Blick zu, denn viele Geschichten kannten wir bereits. Der Nachmittag verlief ziemlich lustig, doch an der Hochzeit planten wir nicht viel. Abends bestellten wir uns Pizza und ich mixte den Dreien ein paar Cocktails. Ich wusste, Chiara würde etwas lockerer werden, wenn sie etwas getrunken hatte. „Alles klar, Süße? Soll ich dir beim Servieren helfen?" Paddy hatte ebenfalls schon ein paar Drinks intus, als er zu mir in die Küche kam. Er nahm mich an der Taille, zog mich zu sich heran und küsste mich. Ich konnte seine Erektion klar und deutlich an meiner Hüfte spüren. „Kelly, du bist einfach unersättlich", flüsterte ich ihm zu und griff ihm an seinen Schritt. In diesem Moment kam Jimmy in die Küche. Schnell lösten wir unsere Umarmung und Paddy drehte sich mit dem Rücken zu ihm. „Oh, Sorry Leute. Ich wollte euch nicht stören, sondern nur nach den Drinks sehen", sagte er verlegen. „Du störst doch nicht, Jimmy. Nicht wahr Babe?", sagte ich amüsiert zu Paddy. Er drehte sich wegen seiner ausgebeulten Jeans immer noch nicht um. „Ne, alles gut. Ich komme auch gleich." Ich drückte Jimmy die Drinks in die Hand und er ging wieder zu Chiara. Paddy drehte sich um. Diesmal war ich es, die ihm um die Taille griff und ins Ohr flüsterte: „Du wirst noch etwas warten müssen, bis du kommst." Ich lächelte verstohlen. Er schüttelte lachend den Kopf und gab mir einen Klaps auf den Po. „Böses Mädchen", erwiderte er und küsste mich flüchtig ehe wir uns wieder ins Wohnzimmer gesellten. Es dauerte nicht lange und die beiden Brüder packten ihre Gitarren aus und spielten uns ein paar Ständchen. Anfangs war es immer etwas komisch für mich, wenn ständig jemand um mich herum sang, doch mittlerweile konnte ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen. Im Gegenteil, ich liebte es, Paddy beim Singen zu lauschen. Mal abgesehen von seiner Wahnsinns Stimme, schaffte er ein Gefühl und eine Stimmung, wie nur er es konnte. Jimmy und Chiara plänkelten etwas herum. Die Körperhaltung und die Blicke, die sie austauschten, waren mir nur zu gut bekannt. Es war klar, dass Jimmy nicht von Chiara abgeneigt war. Umgekehrt war es natürlich genauso. Plötzlich stand Chiara auf und verließ fast fluchtartig das Wohnzimmer. Jimmy und Paddy blickten ihr verwirrt hinterher. Ich versuchte die Beiden abzulenken. „Was meint ihr Jungs, noch ein Bierchen für euch?" Ich ging in die Küche um Nachschub zu holen, als Paddy plötzlich hinter mir stand. „Was ist denn heute mit Chiara los?" „Ach, weißt du Schatz, ich denke, sie ist einfach aufgeregt wegen der Hochzeit. Sie nimmt ja doch eine bedeutende Rolle ein." „Vielleicht hast du Recht, Süße", gab sich Paddy mit meiner Antwort zufrieden. Als wir wieder ins Wohnzimmer kamen, war auch Chiara wieder hereingekommen. Sie deutete mir an, dass alles in Ordnung war, doch irgendwie spürte ich weiterhin die Spannungen in der Luft. Ich beschloss also den ersten Schritt zu tun und mich ins Bett zu verabschieden. Paddy tat es mir gleich und auch Chiara und Jimmy sagten „Gute Nacht" und gingen in die jeweiligen Gästezimmer. Als Paddy aus dem Bad kam und sich zu mir legte, zog er mich an sich und erinnerte mich an mein Versprechen vorhin in der Küche. Ich küsste ihn und wir verloren uns ineinander. Am nächsten Morgen machten Chiara und ich Frühstück für alle. Jimmy und Paddy hatten gestern wohl doch zu tief ins Glas geschaut, denn sie kamen ziemlich verkatert in die Küche. Chiara hatte sich wieder etwas gefangen und der erste Zauber schien vorbei zu sein, denn beim Frühstück wirkte sie ziemlich souverän und nicht mehr so nervös wie am gestrigen Abend. „Baby, ich zeige Jimmy mein neues Studio." „Du meinst die Baustelle, Schatz?", zog ich Paddy auf. Er streckte mir die Zunge raus und die Beiden verschwanden. Chiara und ich setzten uns zu den Hochzeitsvorbereitungen. Ich wollte eine Gartenhochzeit, mit Trauung im Freien und einem riesigen Zelt, wo die Feier stattfinden sollte. Bei den Blumen entschied ich mich sofort für Rosen in Altrosa und weißen Callas. Diese Kombination passte für mich auf Anhieb. Den Entertainment Teil der Hochzeit, wollten Jimmy und Chiara in die Hand nehmen. Mein Kleid konnte ich erst kurz zuvor aussuchen, da es ziemlich unpraktisch war, mit Babybauch Hochzeitskleider zu probieren. Aber das stresste mich nicht im Geringsten, denn im Grunde hätte ich Paddy auch in einem Kartoffelsack geheiratet – und er mich. Als die Männer nach zwei Stunden immer noch nicht zu sehen waren, fragte Chiara, wann Jimmy abreisen würde. Grundsätzlich hatte er nur eine Nacht eingeplant, das wusste ich. Also ging ich zu den Jungs und fragte vorsichtig nach. „Hey Kellys!", rief ich ihnen zu, denn die Musik war ziemlich laut. Sofort drehten sich beide zu mir um. „Wir haben Hunger, ich dachte wir könnten den Elektro Griller anwerfen?", lautete meine subtile Frage. Denn wenn Jimmy nicht mitten in der Nacht zuhause ankommen wollte, würde er sich bestimmt demnächst auf den Weg machen und nicht mehr mit uns essen. „Ja klar, Süße. Wir kommen gleich zu euch. Achja, Jimmy wird noch eine Nacht bleiben, das ist doch in Ordnung?", schob Paddy nach. „Natürlich ist das in Ordnung, was für eine Frage! Jimmy, du bist jederzeit herzlich willkommen." Ich schenkte ihnen noch ein Lächeln und ging zu Chiara zurück. Sie war nicht gerade begeistert, als ich ihr diese Nachricht überbrachte. Sie entschuldigte sich kurz und ging an die frische Luft. „Na, seid ihr bei den Hochzeitsvorbereitungen ein Stück weiter gekommen?" „Ja, kann man schon sagen. Das Grundgerüst steht." Paddy lächelte mich an und ich zeigte ihm meine bisherigen Planungen. „Wie findest du das?", fragte ich. „Also ich kann nur sagen, wenn du damit glücklich bist, bin ich es auch." „Ich werte das also als ja." Da die ersten Planungsschritte nun getan waren, konnte ich den 8. September gar nicht mehr erwarten. 

Butterflies in my BellyWhere stories live. Discover now