Jimmy - Vorwürfe

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Nach vier Tagen kamen die Kinder wieder retour. Nun musste ich vor den Schwiegereltern meinen Mann stehen. Ich erzählte ihnen was passiert war und was ich angestellt hatte. Sie waren wütend und konnten mein Handeln nicht verstehen. Wie auch. Ich verstand mich ja teilweise selbst nicht. Nachdem alles gesagt war, verließen sie grußlos die Wohnung.
Einige Zeit später, erhielt ich einen Anruf von Anna. „Schön von dir zu hören! Wie geht es dir?" „Danke gut. Wo bist du gerade, Jimmy?" „Auf dem Weg nach Hause. Wir haben am Wochenende in Wien gespielt. Ehrlich gesagt, hätte ich gehofft euch dort zu treffen. Euch alle meine ich." Augenblicklich war er still. „Hallo, Anna? Bist du noch dran?" „Ja, ich bin noch dran." „Warte, ich fahr kurz rechts ran. Also was wolltest du wegen Wien sagen?" Anna fuhr fort: „Wir hatten leider keine Zeit, um nach Wien zu kommen. Mia ist gerade ein wenig anhänglich und Paddy wollte sie weder mitnehmen noch zu meinen Eltern geben. Ich weiß was für eine Frage in deinem Kopf herum spukt. Chiara wollte nicht aufs Konzert. Ich rufe auch nur an, um dir mitzuteilen, dass Chiara mit dem Vorschlag einverstanden ist. Immer wenn es dir oder euch möglich ist, euer Kind zu sehen, wird sie es zu uns bringen. Ihr könnt so viel Zeit mit ihm verbringen wie ihr möchtet. Sie wird am Anfang aber immer in der Nähe sein, falls es Probleme geben sollte. Ihr werdet Chiara aber natürlich nicht sehen. Es sei denn, ihr möchtet es." Was sagte sie soeben? Wir können so viel Zeit mit IHM verbringen wie wir wollen? Warum schließt Chiara mich so aus? Vor Enttäuschung und Schmerz blieb mir die Luft weg. Mühsam presste ich hervor: „Ihm? Heißt das ich bekomme einen Sohn?" „Ja, wusstest du das nicht?" „Nein, Chiara hat kein Wort gesagt. Sie hat auch versprochen mir ihre Entscheidung zu texten. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass du mir diese Nachricht überbringst." „Jimmy, es tut mir leid, aber es geht ihr nicht gut" „Was ist los? Gibt es Probleme mit der Schwangerschaft? Ist alles in Ordnung? Oh Gott, fehlt ihr etwas?" „Ja, du. Es geht ihr wegen dir so schlecht, Jimmy. Mit dem Baby ist alles in Ordnung. Sie hat die Hälfte der Schwangerschaft hinter sich und hatte bisher keinerlei Beschwerden. Auch die Untersuchungen waren immer zufriedenstellend. Sie kämpft sich durch, aber ich weiß wie schwer ihr das alles fällt. Sie vermisst dich wahnsinnig. Zusätzlich hat sie Probleme mit ihren Eltern, weil sie ihnen den Namen des Vaters verschweigt. Sie denken jetzt, sie wäre bei einem One-Night-Stand schwanger geworden. Verdammt Jimmy!" Die Wut in ihrer Stimme war unüberhörbar. Mir drehte sich der Magen um. Was hatte ich nur angestellt und so viel Leid über jene Menschen gebracht, die ich am meisten liebte? „Chiara erträgt es nicht, deine Stimme zu hören oder auch nur deinen Namen auf dem Display zu lesen, deshalb rufe ich dich an. Wirst du bei der Geburt dabei sein?" „Ich weiß es nicht. Natürlich würde ich gerne dabei sein. Sehr gerne sogar! Aber ich möchte es für sie nicht noch schwerer machen, verstehst du? Wenn es leichter für sie ist, dann werde ich mich schweren Herzens zurückhalten. Was meinst du Anna?" „Ich weiß es nicht Jimmy. Ich weiß es einfach nicht. Sie tut mir so unendlich leid. Das hat sie alles nicht verdient." Annas Ton wurde wieder weicher. „Es ist ja noch etwas Zeit. Ich versuche herauszufinden was sie möchte und gebe dir Bescheid, ok?" „Danke Anna, ich danke dir von ganzem Herzen." Ich wollte schon auflegen, als ich nochmal ihre Stimme hörte. „Jimmy? Bist du noch da?" „Ja ich bin noch da." „Wie geht es dir? Es tut mir leid, ich habe dich gar nicht gefragt." „Es geht mir gut. Meistens zumindest. Ich vermisse sie so sehr, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Ich liebe sie und kann sie einfach nicht vergessen. „Dann verstehe ich deine Entscheidung noch weniger. Sorry, wenn ich das sage, aber Paddy hat dich gewarnt, dass es hier nur Verlierer geben wird. Er hatte von Anfang an Recht und du wusstest es. Trotzdem hast du dieses Spiel vorangetrieben. Ich weiß, die Schuld trifft dich nicht allein. Aber dennoch hast du all das zugelassen." Ich gab ihr keine Antwort. Was hätte ich auch sagen sollen. Sie hatte Recht – bei jedem Punkt. Nach kurzer Stille beendeten wir das Gespräch. Ich fuhr nach Hause und bemühte mich, bei meiner Familie alles richtig zu machen.

Butterflies in my BellyWhere stories live. Discover now