Alles, nur nicht das...!

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Harrys Finger strichen langsam und vorsichtig über die weiche Oberfläche neben seinem Körper. Eindeutig Seide - oder ein ähnlich weicher Stoff, welcher ihn sanft umschmeichelte. Langsam öffnete der Grünäugige seine Augen, was ihm zum Glück schon deutlich leichter viel als die letzten Male. Auch sie offenzuhalten, war nun kein Ding der Unmöglichkeit mehr. Langsam ließ er seinen Blick durch das Zimmer schweifen.
Er lag in einem Bett. In einem riesigen Bett umgeben von schlichtem Luxus.
Harry schluckte. Das übertraf alles, was er bis jetzt in seinem kurzen Leben gesehen hatte.
Das Zimmer, Schlafzimmer, war in dunklen Tönen gehalten. Hauptsächlich Schwarz und Grau in den unterschiedlichsten Abstufungen. Etwas dunkelbraun. Das warme wenige Licht der kleinen Deckenstrahler und Lampen sorgte jedoch dafür, dass er sich trotz dieser düsteren Farben wirklich wohl fühlte.
Außerdem schien eine Glasfront, die über eine komplette Wandseite verlief, das Schlafzimmer von einem Ankleidezimmer zu trennen. Zumindest konnte Harry hinter der Scheibe ordentlich aufgeräumte und aufgehängte Männerkleidung sehen.

Das hier war also kein Gästezimmer!

Wo war er hier bloß gelandet? Oder besser gesagt, bei wem?
Harry seufzte leise. Langsam und vorsichtig richtete er sich auf und stockte. Sein Oberkörper war mit einer dunklen Binde umwickelt, ebenso sein Unterarm.
Man hatte sich also tatsächlich um ihn gekümmert. Außerdem war ihm wieder warm und Schmerzen hat er auch keine. Der oder diejenigen hatten wirklich gute Arbeit geleistet.
Doch weiter kam er in seinen Überlegungen nicht, denn da ging auch schon eine der zwei Türen auf der anderen Seite des Raumes auf und ein Mann kam herein.
Der Schwarzhaarige schluckte verunsichert und versteifte sich augenblicklich etwas.
Rote Augen, die Harry an ein Raubtier erinnerten und irgendwie keine Ähnlichkeit mit denen Lord Voldemorts hatten, waren auf ihn gerichtet. Die schmalen Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln. Grau-blonde Haare, die zum Nacken hin immer kürzer wurden, oben jedoch länger waren, so dass ihm das Pony in unterschiedlich langen Strähnen auf einer Seite des fein geschnittenen Gesichts etwas über das Auge und die Wange fielen. Der Körper eines Gottes konnte er unter dem eng anliegenden weißen Hemd nur erahnen und die langen Beine steckten in einer feinen dunkelgrauen Anzughose. Der Mann war bestimmt um die 1,90 groß und die Aura, die ihn umgab, schrie regelrecht ‚Gefahr‘!
Ja, der Mann dort war eindeutig gefährlich! Auch wenn er im Moment rein gar nichts tat, um dieses Gefühl zu bestätigen.
Was Harry jedoch verwunderte, war, dass er nicht den Drang verspürte zu fliehen.
Was wirklich seltsam war. Doch ein Gefühl sagte ihm, dass dieses Wesen dort nicht vorhatte ihm zu schaden.
Woher dieses Gefühl kam, konnte er sich nicht wirklich erklären. Vielleicht waren es die sanften vorsichtigen Berührungen und die leisen versichernden Worte dort auf der Lichtung. Denn er konnte sich eindeutig daran erinnern, dass genau dieser Mann es war, der die Heilzauber gesprochen und ihn getragen hatte. Womöglich war er aber auch einfach nur verrückt.



Daromir lächelte. Sein verunsichertes Rehkitz saß in seinem Bett und starrte ihn mit diesen wunderschönen großen grünen unschuldigen Augen an. Im Vergleich zu ihm war er wirklich noch ein Kitz. Er konnte regelrecht sehen, wie es hinter diesen arbeitete.

Dass ein Fluchtversuch seines möglichen Gefährten allerdings ausblieb, war schon mal ein wirklich gutes Zeichen und freute ihn ungemein. Obwohl sich der Jüngere, so wie er versuchte, unauffällig seine Umgebung im Auge zu behalten, nicht sicher war, ob es dabei bleiben würde.
Das ruhige abwartende Verhalten welches der Kleine ihm allerdings entgegenbrachte, war mehr, als er gewagt hatte zu hoffen. Jetzt hieß es, dieses winzige Fünkchen Vertrauen nicht zunichtezumachen. „Hallo Harry - erinnerst du dich an mich?“, fragte er mit sanfter freundlicher Stimme, nachdem die unauffällig auffällige Musterung seiner Person zu Ende war.

Der Grünäugige nickte zaghaft und antwortete mit doch erstaunlich fester Stimme. „Ja. Sie haben mich gefunden. Dort im Wald. Wo bin ich? Wer und vor allem, was sind sie?!
- warum haben sie mir geholfen und was haben sie mit mir vor?!“

Der Fürst schmunzelte. Lief langsam auf den dunkelgrauen Sessel zu, der bereits neben dem Bett stand und setzte sich mit den geschmeidigen Bewegungen einer Raubkatze.
Einen Moment lang herrschte Stille im Raum. Der Rotäugige überschlug in dieser Zeit elegant seine Beine und fing dann erneut an zu sprechen. „Darf ich zuerst ein paar Fragen stellen, bevor ich dir deine ehrlich beantworte?“
Der Jüngere schluckte, nickte dann jedoch, was Daromir erneut zum Lächeln brachte. Der Kleine war aber auch zu süß.

„Aus welchem Land kommst du Harry?“ Der Grünäugige atmete einmal tief durch. „Großbritannien-.“
Der Fürst nickte nachdenklich. „Weißt du denn, in welchem Land du dich jetzt befindest?“
Der Gryffindor ließ den Kopf hängen, schüttelte ihn verneinend, spielte nervös mit der Zudecke und antwortete mit leiser Stimme. „Es- war ein Unfall.
Meine Magie hat mich keine Ahnung wohin verfrachtet!“ Daromir lächelte aufmunternd. „Okay - das kann schon mal vorkommen. Obwohl diese Distanz recht ungewöhnlich ist. Möchtest du denn wieder zurück nach Großbrit-.“ Der Ältere sah gerade noch, wie ein gewaltiges Zittern durch den jungen Körper ging, bevor der schwarzhaarige mit weit aufgerissenen Augen aus dem Bett sprang und auf die geöffnete Tür zuhielt.
Der Vampir brauchte eine Sekunde, um zu verstehen, was da soeben passiert war, bevor er ebenfalls aufsprang. Das zitternde Bündel wenige Meter vor der Zimmertüre abfing und mit ihm zusammen auf den Boden sank. Ihn in eine schützende Umarmung zog. Auf seinen Schoß verfrachtete und die Nase sanft mit einer Hand an seine Halsseite drückte.
Niemals hätte er damit gerechnet, dass der Junge beim Vorschlag ihn nach Hause zu bringen die Flucht ergreifen würde.

„Schschsch ...“, fing er an, den jungen Zauberer zu beruhigen. Er lauschte dem aufgebrachten Herzschlag und zog den überwältigenden Duft des Grünäugigen tief in seine Lungen, was ihm wirklich dabei half selber Ruhe zu bewahren, obwohl sie noch nicht gebunden waren. „Bitte ...“, kam es mit zittriger Stimme aus der Halsbeuge. „- bitte bringen sie mich nicht zurück! Machen Sie mit mir, was sie wollen! Egal was-! Aber bitte nicht das!“ Daromir wollte seinen Ohren nicht trauen. Gut, das beantwortete eventuell die Frage, wer den Jungen misshandelt hatte.
Wut ließ seine Augen gefährlich aufblitzen und einen dunkleren Farbton annehmen. Doch er zwang sich mit aller Kraft zur Ruhe. Daromir erhob sich mitsamt dem Bündel in seinen Armen und setzte sich erneut in den Sessel. „Deine Verletzungen-?!“

Der Körper des Jüngeren verspannte sich erneut, was ihm Antwort genug war.
Ein leises Knurren entwich seiner Kehle, was den Schwarzhaarigen erschrocken zurückzucken ließ. Doch der Fürst drückte ihn erneut sanft gegen seinen eigenen Körper und fing an, den Nacken seines Gefährten zu kraulen. „Schschsch ... dir passiert nichts und ich werde den Teufel tun und dich zurückbringen!“
Daromir spürte den Schauer, der durch den Körper des Jüngeren wanderte. „Was-was dann?“, kam nach nur wenigen Sekunden die vorsichtig genuschelte Frage von der Heldenfront, die keine sein wollte.
Der Rotäugige ließ sich einen Moment mit der Antwort Zeit und sprach dann, ohne die Bewegungen im Nacken des Schwarzhaarigen zu unterbrechen. „Jetzt ist es an der Zeit deine Fragen zu beantworten und da du nicht einmal weißt, in welchem Land du dich befindest - du bist in Rumänien.“ Daromir stoppte kurz, damit die Info sacken konnte. „Wir befinden uns auf meinem Schloss in den Karpaten.“

Es dauerte nur wenige Sekunden bis sich der Körper auf seinem Schoß erneut versteifte und ihn grüne Seelenspiegel erschrocken anblickten. Der Ältere schmunzelte. Ein wirklich schlaues Rehlein hatte er da.
Der Fürst stand auf, trug den Kleineren zum Bett und setzte ihn vorsichtig darauf ab. Erst jetzt schien dieser zu realisieren, wo er sich da die letzten Minuten überhaupt befunden hatte, und lief auch prompt rot an und machte den Augen des Älteren damit eindeutig Konkurrenz. „Was?!“
Der Vampir lächelte nur und setzte sich wieder. „Rehe sind Fluchttiere ... ich will dir damit nur die Möglichkeit geben, erneut auf die Tür zustürmen zu können-.“
Harry spitzte die Lippen und schielte kurz zu besagter Zimmertüre, was dem größeren Mann ein leises Lachen entlockte.

„Mein Name ist Fürst Daromir Dracul. Fürst der Walachei ... und was ich bin, hast du ja schon selbst erraten.“
Der Rotäugige lächelte und ließ den Jungen nicht aus seinen Augen. „Ich kann dir ein neues Leben schenken, Harry.“
Der Schwarzhaarige unterdrückte ein Schaudern und versuchte so ruhig und gefasst wie möglich zu antworten. „Sie sind ... Dracula?! - sie wollen aus mir tatsächlich einen Vampir machen?!“

Seelenbund (BxMxM) HarryPotter-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt