Offenbarung

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„Was ist eigentlich mit deinem weiß gefiederten Staubwedel - Hedwig - ist ihr Name, nicht wahr?!"

Einige Sekunden lang passierte rein gar nichts. Dann fingen Harrys Hände auf dem Esszimmertisch an zu zittern. Seine Finger ballten sich zu Fäusten, währenddem er sein zu einer Grimasse verzerrtes Gesicht senkte.
Das Atmen fiel ihm sekündlich schwerer. Hektisch sog er die Luft in seine Lunge, welche sich immer fester zuschnürte und presste dabei die Augen gequält zusammen.

Der Tränkemeister erstarrte mitten in seiner Bewegung. Die mit Essen beladene Gabel gefror in der Luft und fiel nur einen Moment später scheppernd zurück auf den Teller, als er begriff, was mit seinem Schützling passierte.

Ein Ruck ging durch den Älteren. Ließ ihn sich einige Zentimeter von seinem Stuhl erheben, welcher dabei unangenehm knarzend etwas nach hinten rutschte und stützte sich angespannt auf dem Tisch ab. Jederzeit bereit auf den Jüngeren zu zueilen.

„Du musst nicht zwingend auf meine Fragen antworten Harry.
Ich erlaube dir selbst zu entscheiden, was du von dir und deinem Leben preisgeben möchtest."

Severus fiel laut seufzend auf seinen Stuhl zurück, als er sah, wie das Zittern seines Gegenübers langsam nachließ und der schmächtige Körper nun deutlich ruhiger in sich zusammen sackte.

„Bitte entschuldige, Harry."


Dieser schluckte schwer, hustete kurz und hob langsam seinen Kopf. Schenkte seinem Professor ein gequältes, dennoch ehrliches kleines Lächeln und schüttelte ihn leicht. „Sie brauchen sich nicht bei mir zu entschuldigen, Master! Ich bin wirklich froh, dass sie überhaupt solch eine Rücksicht auf mich nehmen und versuchen, mir zu helfen.
Ich weiß das unglaublich zu schätzen-." Harry griff nach seinem Wasserglas und trank in gierigen Zügen. Räusperte sich und sah einen Augenblick lang, bevor er seinen Blick auf die Tischplatte richtete, mit einem traurigen Ausdruck in den Augen erneut zu dem Schwarzhaarigen. Sprach mit leiser bedrückter Stimme weiter, aus der seine Trauer deutlich herauszuhören war.

„Hedwig - sie - sie ist tot. Ich konnte meiner Vertrauten nicht helfen - sie nicht beschützen ... ich-."



Severus fiel mit dem Rücken gegen die Lehne seines Stuhls. Wut über das eben gehörte überschwemmte seinen Verstand und brachte seine Augen dazu sich gefährlich zu verengen.

„Deine Verwandten! - hab ich recht?!"

Die Stimme des Todessers war kalt. Woraufhin Harry, immer noch auf die Tischplatte starrend, schluckte und bestätigend nickte. Wenn auch kaum sichtbar.








„Ich habe mit Tom gesprochen - er kommt hierher, sobald wir einen Weg gefunden haben wie wir ihn ungesehen vom zweiten Stock in die Kerker schaffen können."

Harry ließ seine Gabel, welche er sich soeben in den Mund stecken wollte, etwas sinken und sah mit überrascht angehobenen Augenbrauen zu seinem Professor.
Doch der erstaunte Ausdruck hielt nur solange an, bis sein Gehirn die Bedeutung der Worte erfasst hatte.

„Er - der dunkle Lord ... er-er kommt hierher?"

Der Mundwinkel des Tränkenmeisters zuckte amüsiert, als er sah, wie die Farbe aus dem Gesicht des Jüngeren wich und sich die grünen Smaragde weiteten. Die Gesichtszüge des sonst so ernst dreinschauenden Mannes wurden weicher.

„Du weißt doch längst, wie du zu Tom stehst-."

Harry biss sich auf die Innenseite seiner Unterlippe.
Senkte den Blick auf seinen fast leeren Teller und fing an, eines der letzten Fleischstückchen hin und her zu schieben.

„- denkst du allen Ernstes, Tom würde dich verletzen?"

Woraufhin Harry jedoch nur nichtssagend mit den Schultern zuckte. Nach seinem Glas griff, um sich zu beschäftigen und den Blick abwenden zu können. Einem Moment lang war es still im Esszimmer, in welchem sie beide ihren eigenen Gedanken nach hingen.


Seelenbund (BxMxM) HarryPotter-FanfictionWhere stories live. Discover now