Kapitel 7

1.2K 57 3
                                    

Das gute an einer so großen Yacht ist, dass man sich aus dem Weg gehen kann. Sowohl ich, als auch Li und Lyra nutzen diese Möglichkeit für die erste Zeit. Während ich mir am Ende der Yacht eine Zigarette anzünde, verkriechen sich Li und Lyra im Wohnzimmer. Beide scheinen noch immer ziemlich pissed zu sein. Weder die Sache mit Charles, noch die Sache mit der Insulin Pumpe hat sich geklärt. Und meine Sache auch nicht. Wird sich die Sache mit Rico überhaupt klären? Naja, definitiv nicht so. Ich muss mit ihm reden. So richtig. Trottel, ich hätte zu ihm fahren sollen! Was wenn er wirklich in Spanien bleibt?

„Gib mal eine." Ich drehe mich beim Rauch auspusten zu Lyra um. Sie trägt nur noch ihren schwarzen, knappen Bikini. Ich muss mich daran erinnern, als sie in genau so einem Bikini aus dem Pool kam. Sie wusste genau was sie tat, als sie das Eis gegessen hat. Charles hat ja fast schon gesabbert und ich verwette meinen Gras Vorrat darauf, dass sich Ashton nach dem Anblick eine besonders lange Dusche genommen hat. Stimmt schon, Lyra hat einen fantastischen Körper. Und seitdem sie hier ist, ist er sogar nur noch besser geworden. Ihr tat das ganze hier wohl gut. Denn seit sie hier ist hat sie genau an den richtigen Stellen etwas zugelegt. Nur die paar Tage, nachdem Ashton es verkackt hatte war sie um einiges schlanker.
Lyra zieht erwartungsvoll die Augenbraue hoch. Ich ziehe eine Zigarette aus der Schachtel und reiche sie ihr.
„Keine Predigt, dass rauchen schlecht ist oder Ashton das nicht mögen würde?", fragt sie ungläubig. Ich zucke nur mit den Achseln. „Du bist doch alt genug, um selbst Entscheidungen zu treffen. Oder nicht?" Meine Augen bleiben einen kurzen Moment auf der Stelle ihres Oberkörpers stehen, an der eigentlichen ihre Pumpe sitzen sollte. „Wenn auch nicht immer die besten.", füge ich noch hinzu. „Oh bitte, ich bin nicht dumm. Ich hab mir Insulin schon vor der Autofahrt gespritzt.", lacht sie dunkel. „Warum sagst du es den beiden dann einfach nicht?" Sie formt ihre Hand schützend um die Zigarette. Ein Zeichen für mich, sie anzuzünden. „Na, die sollen lernen, sich nicht um mich zu kümmern. Die müssen auch lernen, dass ich kein Baby bin.", nuschelt sie mit dem Stummel im Mund. Ich zünde ihr das Ende an und lehne mich wieder zurück an die Reling. „Außerdem macht es Spaß.", fügt sie grinsend nach dem ersten Zug hinzu. „Erstmal, für mich ist es überhaupt nicht spaßig und zweitens laut den offiziellen Raucherregeln gehörst du jetzt zu mir." Sie schnaubt auf. „Was? Ich gehöre zu niemanden."

„Doch, ich hab die die Zigarette angezündet.", sag ich einfach. „Ist doch lächerlich! Wer hat diese dumme Regeln denn erfunden?"

„Keine Ahnung. Irgendein Raucher, der ein Mädchen wollte.", grüble ich beim rauchen. Genau sowas hab ich auch mal Rico erzählt. Er raucht eigentlich nicht, aber an dem Tag, an den der Vaterschaftstest raus kam, ist er Nachts mit mir spazieren gegangen und hat aus Solidarität eine mit mir geraucht. Ich hab ihm die Zigarette angezündet und da ich eh noch high war, einfach meinen Gedanken ausgesprochen. „Du gehörst jetzt zu mir.", habe ich gesagt. Er hat nichts gesagt. „Also, wärst du ein Mädchen.", habe ich ganz schnell hinzu gefügt. Ich habe gelacht. Es war aber eher ein Lachen aus Verzweiflung. „Wer hat dir das denn beigebracht?", hat er mit einem Zahnpasta Lächeln nachgefragt. Ich hab ihm das gleiche gesagt wie Lyra grade. Danach hatte Rico immer ein Feuerzeug dabei für mich. Nicht nur einmal hat er mir an Abenden die Zigarette angezündet. Was es für ihn bedeutet weiß ich nicht und werde es nie wissen, aber für mich war es ein stilles Versprechen. Du gehörst zu mir. Das stimmt.
„Mhm, ist dumm.", beschließt Lyra. Ich drücke die Zigarette aus und werfe sie im hohen Bogen ins Meer. Plötzlich klatscht mir eine Hand auf die Wange. „Was soll das denn?", frag ich relativ ruhig. Lyra ist stark, aber eine Backpfeife ist nichts, auch wenn sie aus dem Nichts kommt, kann ich mich zusammen reißen. „Du kannst doch nicht einfach deinen Müll ins Meer werfen, Idiot."

„Offensichtlich" Sie kneift mir in den Oberarm. „Das ist echt nicht gut für die Umwelt und die Wassertiere, Ed.", meint sie schon etwas ernster. „Die werden einen Stummel überleben."

Nur ein Junge | ✔️Where stories live. Discover now