Kapitel 16

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Am Mittwoch in der Schule zieht mich Chaya, bevor ich zum Unterricht kann, in eine Ecke hinter den Spinden. Ihr Haar riecht wirklich gut und sieht auch verdammt seidig aus, nur bin ich jetzt bei klarem Verstand und lass mich von so einer dummen Sache nicht verleiten. „Was willst du?", frag ich zischend. Sie guckt prüfend an mir vorbei. Wahrscheinlich um zu gucken, ob uns jemand beobachtet oder sieht, aber eigentlich müssten alle anderen schon im Unterricht sein. „Stimmt das?"

„Stimmt was?", frag ich nach. Sie guckt mich dumm an, als müsste ich das ganz genau wissen. „Stimmt es, dass du die verdammte Hochzeit deines Vaters in Brand gesteckt hast?!" Wir beide gucken uns erschrocken an. Ich erschrocken darüber, dass sie diesen Verdacht hat und sie geschockt darüber, dass ich nicht antworte. „Also stimmt es?", fragt sie noch leiser und viel unsicherer nach. „Natürlich nicht!", entkommt es mir vielleicht einen Tacken zu laut. Das Thema geht mir jetzt schon gewaltig auf die Eier. „Warum redet dann jeder darüber, dass du Idiot das Feuer gelegt hast, wie so ein kranker Psychopath?" In mir kommt sofort ein scheiß Gefühl hoch. „Wer redet darüber?"

„Alle!" Sie wirft die schmalen Hände demonstrativ in die Luft und deutet auf unsere Umgebung. Die Frage, warum jeder davon weiß, will grade aus meinen Mund sprudeln. Aber natürlich kann es nur einer gewesen sein. Wer wohnt in unserem Haus und versucht alles, was sie kann, um mich und meine Freunde schlecht dastehen zu lassen? Venelope. Meine Hände ballen sich ganz allein zu Fäusten. Dieses Kind kommt auch an jede Information und kann ihre Fresse nicht halten.

„Weiß sie auch..." Ich brauch es nicht auszusprechen. Chaya lehnt sich abstandssuchend nach hinten und schüttelt wild den Kopf. Ihre goldenen, glatten Haare, fallen ihr dabei vor das schmale Gesicht. „Nein, und sie wird es um keinen Preis in dieser Welt erfahren. Keiner. Keine Menschenseele, hast du mich verstanden, Archer?" Ich schlucke ein verachtendes Lachen runter. „Denkst du ich hab Interesse daran, dass alle wissen, dass ich mit dir gefickt habe?" Das ist vielleicht sogar eine noch schlimmere Tatsache, als meine auf den Boden fallende Zigarette. „Glaub mir, dein Image könnte so eine kleine Auffrischung gebrauchen, Edmond." Ich will es nicht wissen, erzählen tut sie es mir trotzdem. Und zwar mit so viel Verachtung und Stolz, wie sie aufbringen kann. „Der einzige, der dich an der Spitze hält ist dein Bruder und der Lockenkopf Connors. Wenn die weg sind, dann werden sich diese dummen Nichtsnutze der Schule neue Chefs suchen. Und mit deinem Verhalten, all den stinkenden Gerüchten und deinem kindischen Denken kommst du nicht weit." Chaya ist eine Stufe über mir, sie ist genauso alt wie Ashton und wird auch mit dem die Schule verlassen. Zurückbleiben werden ich, Lyra, Li und Venelope und ein paar Football Kumpel.

„Was interessiert es dich, was aus mir oder dieser Schule wird?", frag ich schmunzelnd nach und locker meine Haltung etwas, um ihr meine Gleichgültigkeit unter die Nase zu reiben. „Nicht im Geringsten. Du könntest an eine deiner Koks Dosierungen sterben und es würde mir am Arsch vorbei gehen, aber ich weiß zufällig, dass diese Schüler kleine Monster sind. Monster, die sich auf jedes bisschen Tratsch und Schwachheit stürzen wie die Wölfe. Vielleicht kommst du noch durch weil du jede Pussy dieser Schule mal in deiner Hand hattest und im Footballteam bist, aber denkst du deine kleine Freundin wird weiter so in Ruhe gelassen, wenn ihre beiden Bodyguards nicht mehr an ihrer Seite sind?" Mit der Anspielung auf Lyra könnte sie tatsächlich recht haben. Man sollte meinen der Einfluss und das Geld ihres Vater sollten andere genug abschrecken oder der Fakt, dass sie sich mehr als einmal behauptet hat- Aber es ist nicht unmöglich, dass wenn Ashton nicht mehr jedem eine reinschlagen kann, der schlecht über sie redet, die Leute wieder anfangen zu reden. Und mit Venelopes Hilfe werden sie genug Gründe haben, zu reden.

„Zerbrech dir darüber mal nicht dein schönes Köpfchen, Chaya. Nicht jeder ist so krank und gehässig wie du es bist." Sie lächelt süß. „Nein, du hast recht. Es kann eben nicht jeder so gut wie ich sein. Denn stell dir vor, Arschloch, während du dir die Birne zudröhnst und Tussen fickst, bau ich mir ein Leben mit meiner Gehässigkeit auf. Ich kriege, was ich will." Dieses Lächeln ist so falsch wie meine Lösungen in Mathe. „Außer Ashton, hab ich recht?", provozier ich sie grinsend. Ich erkenn sofort, dass sie das wirklich etwas trifft. Wer weiß, vielleicht hatte sie wirklich Gefühl für ihn, als die beiden die Affäre hatten. Vielleicht dachte sie wirklich, er würde was von ihr wollen. „Pass auf, Archer."

Nur ein Junge | ✔️Where stories live. Discover now