Kapitel 19

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Rico und ich sitzen still in unseren Sitzen, als ich den Motor starte und vom Parkplatz fahre. „Wie war die Schule?", fragt er als erstes ganz nebenbei. „Gut, gut. Bis jetzt noch nirgendwo durch gefallen." Er schnaubt belustigt auf. „Hört sich okay an." Ich nicke und biege links ab. „Wie war es in Spanien?" Er seufzt leiser und rutscht in seinen Sitz etwas tiefer. „Es war überraschend schön. Naja, bis auf der Grund, warum wir geflogen sind, aber es war schön, meine Familie und alten Freunde wieder zu sehen. Und das Dorf und die Natur sind ein Paradies im Gegensatz zu LA. Ich könnt dir Stunden von all dem erzählen."

„Ich hab Zeit." Im gleichen Moment schauen wir zueinander. Es braucht nichts mehr, außer den Blick seiner schönen Augen zu begegnen und ich bin wie hypnotisiert. „Du solltest auf die Straße gucken.", meint er leiser und rauer, als ich nach Augenblicken noch immer den Augenkontakt mit ihm halte. „Ich gucke aber viel lieber zu dir." Er lächelt. Das schönste, was er tun kann. Und dabei ist es eine der einfachsten Sachen, die man tun kann. Wieso also ist es so fantastisch?
Dann streicht er mit seiner Hand an meinen Oberarm vorbei. Allein diese kleine, unscheinbare Berührung, setzt meinen Körper in Flammen. „Schau auf die Straße, Ed." Ich höre und wende mich widerwillig von ihm ab. Wenn wir hier noch in einen Unfall geraten ist es auch egal, wie sehr ich ihn will. Dann ist der Tag gelaufen, das überstehe weder ich noch er. Als wir bei Rot an der Kreuzung vor uns halten, fragt mich Rico ob ich wüsste, wo lang ich muss, was ich verneine. Also lozt er mich den restlichen Weg zu seiner Wohnung. Ich muss eine Straß weiter weg parken, um einen Parkplatz zu bekommen, aber der Weg wird nicht allzu lang dauern. Wir steigen beide gleichzeitig aus, trotzdem bin ich als erster von uns beim Kofferraum, um ihm den Koffer anzugeben. Er bedankt sich und ich muss mir fett einen dreckigen Spruch verkneifen, der mir auf der Zunge brennt.

Nachdem ich den Kofferraum geschlossen und das Auto abgeschlossen habe, begeben wir uns auf den Weg, auf dem meine Aufregung mit jeden Schritt in die richtige Richtung steigt. Was machen wir gleich? Was will er machen? Was will ich machen? Wird es... gut? Besser? Schlechter? Lauter solcher Fragen schwirren in meinem Kopf herum und ich hab auf keine eine Antwort, noch eine Vorstellung, wie es aussehen könnte. Was ist, wenn er gar nicht will, dass wir uns körperlich näher kommen? Wenn er erstmal an unserer Beziehung arbeiten will, die wir bis jetzt ja nur über das Telefon geführt haben? Als Rico die Haustür aufschließt, laufe ich ihm einfach mechanisch hinterher, bis in den ersten Stock, wo er mich schließlich in seine kleine Wohnung lässt. Wir sind am Ziel, aber meine Gedanken machen mich weiter verrückt. Kann ich das hier überhaupt? Was ist, wenn es mir zu anders ist? Oder ich etwas falsch mache? Ich spüre, wie meine Hände leicht schwitzig sind und wie mein Herz kurz einen Satz aussetzt, als ich höre, wie die Tür ins Schloss fällt.

Jetzt bin hier drin und es fühlt sie so an, als ob ich hier auch nicht so schnell wieder rauskomme. Langsam drehe ich mich Rico zu, der den Koffer im Flur abgestellt hat, der direkt ohne Tür zum gemütlichen Wohnzimmer führt, in dem ich hilflos stehe. Plötzlich ist es nicht mehr so, als würde ich Rico kennen und lieben. Es ist viel zu neu und ich viel zu ahnungslos. Alle Fragen prasseln auf einmal auf mich ein und ich habe keine Ahnung was ich tun soll. Dabei wusste ich es immer. Wusste genau, was ich tun musste, um das zu bekommen was ich will. Doch all diese Unsicherheit, die so unbekannt ist, lenkt mich nicht vollkommen von meiner Begierde ab, die in mir sprudelt. Dieses Verlangen, einfach auf ihn zu zu gehen und endlich nach so vielen Tagen, Wochen und Monaten seine Lippen auf meinen zu spüren. Es kann nicht so einfach sein, oder?

So unbeholfen und unsicher, wie ich bin, räuspere ich mich einfach. Das Räuspern scheint auch Rico wieder in die Realität zurück zu holen. Er mustert mich nicht länger. Schneller als ich es realisieren könnte, ist er einen entschlossenen, großen Schritt nach vorn gegangen und bleibt nicht stehen, als ich ihm genauso eifrig entgegen komme, wie er mir. Wir beide halten uns nicht zurück, sodass wir mit Schwung aneinander prallen, als sich unsere Körper in der Mitte des Raumes begegnen. Während seine Brust gegen meine prallt und meine gegen sein, packen meine Hände sein Gesicht und seine meine. Keiner braucht um Erlaubnis zu fragen, als wir so nah aneinander stehen, gibt es nur noch eine richtige Sache zu tun. Es ist nur ein Augenblick. Ein verdammter Augenblick, in dem mir jede Last, die sich in der vergangenen Zeit gestaut hat, von meinen Schultern fällt und ein Feuerwerk in meiner Brust losgeht, dass meinen Körper in Ekstase versetzt. Der Augenblick, in dem mein Mund auf seinen trifft. Es ist alles anders, alles ist so perfekt und mein Kopf ist leer. Jeder Gedanke, jede Frage verwandelt sich in ein elektrisierendes Gefühl, das seinen Platz in meiner Brust hat.

Nur ein Junge | ✔️Where stories live. Discover now