1. Türchen

521 63 33
                                    

"Lou, Lou!", lachte die kleine Sophie und schlang ihre winzigen Ärmchen fester um meine Beine. Ihre kurzen braunen Zöpfe, die ich ihr vorhin geflochten hatte, wippten auf und ab, als ich versuchte, ein paar Schritte vorwärts zu gehen.

"Nein, das ist meins Mandalalala!", schrie plötzlich ein Junge aus Richtung Bastelecke.

Ein wenig gestresst versuchte ich, Sophie dazu zu überreden, mein Bein los zu lassen, während Maja plötzlich weinend auf mich zugelaufen kam. Gerade noch rechtzeitig kniete ich mich hin, als sie mir auch schon in die Arme fiel und ihr Gesicht schluchzend ich mein Sweatshirt drückte.

"Hey, was ist denn passiert?", fragte ich und strich ihr über den Rücken, warf Sophie dabei einen warnenden Blick zu, weil sie immer noch auf meinen Hausschuhen saß und sich an meinen Beinen festkrallte.

"Lou", quengelte Sophie und zog an meinem Hosenbein. "Du hast versprochen, dass wir Pferd spielen!"

Ich zwischen den beiden Mädchen hin und her. Sophie war sehr hartnäckig und würde mich wahrscheinlich nicht so schnell wieder loslassen. Aber ich konnte Maja, die leise gegen meine Schulter weinte ja wohl kaum ignorieren.

"In fünf Minuten spielen wir Pferd, okay Sophie?", bot ich einen Kompromiss an, woraufhin sie mich erstaunlicherweise losließ, jedoch beleidigt davon trottete. Na toll. Jetzt würde sie mich bestimmt wieder eine Weile ignorieren und stattdessen die ganze Zeit bei meinem Kollegen Liam herum lungern, weil ich ihr nicht genug Aufmerksamkeit gegeben hatte.

Seufzend richtete ich mich mit Maja auf meinem Arm auf und ging hinüber in die Küche um neues Mehl für Damian und die anderen vier Kinder, die schon den ganzen Morgen damit beschäftigt waren, Kekse zu backen, zu holen. Ich lächelte einmal in die Runde und staunte hier und da über ein paar Kekse, von denen ich nicht ganz genau wusste, was sie eigentlich mal dar stellen sollten, bevor ich ein fertig belegtes Blech mitnahm und in den Backofen schob.

"Möchtest du mir erzählen, was passiert ist?", fragte ich Maja, während ich sie zurück auf den Boden setzte. Schniefend wischte sie sich mit dem Ärmel über die Augen und schüttelte dann den Kopf. Ach herje, das konnte ja lustig werden. Doch zum Glück kannte ich jeden einzelnen meiner kleinen Lieblinge gut genug, um zu wissen, wie ich sie weich bekam.

"Auch nicht, wenn ich gleich mit dir zusammen einen Mandala ausmale?", versuchte ich es und tatsächlich schaffte ich es dadurch, ihr ein kleines Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Siegessicher grinste ich in mich hinein. Jetzt hatte ich sie.

"Den mit den Prinzessinnen und den Einhörner?", hakte sie nach und beäugte mich kritisch. Als ich nickte, wuchs ihr Lächeln und jetzt strahlte sie mich wieder so an, als wäre überhaupt nichts passiert.

Gewonnen.

"Also?", erkundigte ich mich und sah in ihre großen blauen Augen, "Was ist los?"

"Ben hat seinen Orangensaft über mein Kleid gekippt", schniefte sie und sofort begannen ihre Augen wieder, verdächtig zu glitzern. Stumm hielt sie mir einen dunkel verfärbten Teil Stoff unter die Nase. "Und jetzt ist da ein Fleck."

"Ohje", murmelte ich und nahm den pinken Stoff in die Hand, um den Fleck besser inspizieren zu können. Ich hielt ihr meine Hand hin, die sie sofort ergriff. "Komm mit, wir gehen in die Küche und waschen das eben raus. Danach ist es wie neu, wirst schon sehen."

Es war tatsächlich einfacher als gedacht, den Fleck wieder aus dem Kleid heraus zu bekommen und in Null Komma nichts war das lebhafte Strahlen auf Majas Gesicht zurück. Wie versprochen malte ich also mit ihr einen Mandala aus und hatte währenddessen ein Auge auf die Kinder, die am Basteltisch mit den Scheren hantierten. Sie hatten gestern bereits damit angefangen, fleißig kleine Weihnachtsmänner und Weihnachtssterne aus buntem Tonkarton aus zu schneiden und mit Tesafilm an die großen Fenster des Kindergartens zu kleben. Inzwischen waren die Fenster sogar schon ziemlich voll und auch wenn die Basteleien nicht perfekt aussahen, war es trotzdem ein schönes Bild. Vor allem wenn es morgens noch dunkel war und drinnen Licht brannte, welches dann durch die einzelnen Teile in den Basteleien, die mit Transparentpapier ausgeklebt worden waren, hindurch leuchtete und dem ganzen Kindergarten ein märchenhaftes Strahlen schenkte.

24 days to fall in love with you - Larry Stylinson AdventskalenderNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ