14. Türchen

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Ich zuckte zusammen, als mich ein heftiger Tritt auf Bauchhöhe traf und öffnete schlaftrunken die Augen. Um mich herum war es stockfinster und es brauchte eine Weile, bis ich erkennen konnte, wo ich war. Und bis ich mich erinnerte.
Weil ich mich gestern Nacht nicht mehr in der Lage gefühlt hatte, unfallfrei nach Hause zu gelangen, hatte Harry mir kurzerhand angeboten, bei ihm zu übernachten.

Harry.

Ich sah neben mich und erkannte meinen Lockenkopf. Unruhig wälzte er sich von links nach rechts und trat dabei immer wieder nach mir. Auf seiner Stirn war eine tiefe Falte, seine Gesichtszüge waren angespannt. Er murmelte irgendetwas, doch ich konnte ihn nicht verstehen.

"Harry?" Ich legte meine Hand auf seinen nackten Oberarm, woraufhin er so heftig zusammenfuhr, als hätte ich versucht, ihn zu erstechen. Sofort ließ ich ihn los und murmelte ein leises"sorry" in seine Richtung.

Doch er reagierte nicht. Er drehte sich nicht zu mir und er sprach auch nicht. Ganz still lag er dort, den Rücken zu mir gerichtet. Sein Atem ging schnell und unregelmäßig.

"Harry?", wiederholte ich leise und legte meine Hand erneut auf seinen Arm. Dieses Mal reagierte er nicht. War er wach? Ich robbte näher an ihn heran. "Ist alles okay? Hattest du einen Albtraum?"

Er schluckte hörbar. "Ja..."

Mir entging nicht das Zittern in seiner Stimme und mit einem Mal fühlte sich mein Herz furchtbar schwer an.

"Möchtest du darüber reden?"

"Nein."

"Soll ich-"

"Schlaf einfach weiter, Louis!"

Es klang so harsch, dass ich zusammen zuckte. Ein komisches Gefühl breitete sich in meinem Inneren aus und ich fühlte mich schuldig, weil ich ihn geweckt hatte. Wahrscheinlich hätte ich ihn einfach weiter schlafen lassen sollen.
Aber ich war nun mal so, ich machte mir Sorgen und ich wollte Menschen helfen. Vielleicht kam es durch meinen Job, dass ich ständig meine Mitmenschen beobachtete und guckte, was sie brauchten und was ihnen fehlte. Und wenn es nur ein Mandala war, das eines meiner Kinder wieder zum Strahlen bringen konnte. Ich wollte, dass die Leute um mich herum glücklich waren.

Plötzlich hörte ich ein leises Schluchzen, ehe Harry zittrig ein und wieder ausatmete.

"Harry..." Ich strich ihm vorsichtig über den Rücken, um ihm irgendwie mitzuteilen, dass ich immer noch hier war, falls er sich doch dazu entschied, mit mir reden zu wollen. "Brauchst du comfort?"

"Comfort?"

Mein Herz raste, während ich nun mit meiner Hand von seinem Rücken zu seiner Taille und über seinen Bauch bis hin zu seiner Brust fuhr. Ich zog ihn mit meinem Arm so dicht an mich, dass sein Rücken gegen meine Brust gepresst war, während ich ihn fest bei mir hielt und die Nase in seinen Locken vergrub. Ich spürte seine vielen kleinen Härrchen unter meinen Fingern und wie schnell sein Herz schlug. "Besser?", flüsterte ich und schloss die Augen.

Harry antwortete mir nicht, doch seine Hand legte sich auf meinen Unterarm und strich ihn hinauf, bis er an meiner Hand, die auf seiner Brust ruhte, angekommen war und seine Finger vorsichtig zwischen meine schob. Wie verrückt kribbelte mein ganzer Körper, doch ich beschloss, mich nicht über seine Zuneigung zu freuen. Offensichtlich war irgendetwas mit ihm los und es ging ihm gerade alles andere als gut. Deshalb sollte ich mich nicht darüber freuen. Doch ich konnte nicht leugnen, wie sehr ich es genoss, seinen warmen Oberkörper so dicht an meinem zu spüren. Es war eine ganze Weile her, dass ich jemandem beim Einschlafen im Arm gehalten hatte. Ich hatte bis jetzt überhaupt nicht realisiert, wie sehr mir das gefehlt hatte.

24 days to fall in love with you - Larry Stylinson AdventskalenderWhere stories live. Discover now