2. Türchen

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Ein wohliges Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus, als mir der Geruch von Lebkuchen und Glühwein in die Nase stieg. Überall um mich herum leuchteten bunte Lichter und ich konnte die strahlenden Gesichter von Familien und Kindern sehen. Aus einer Ecke mit einem kleinen bunten Stand, der anscheinend leuchtende Weihnachtssterne zum Aufhängen verkaufte, hörte man sogar leise die Melodie von "Last Christmas" hinüber schallen.

Wie ich Weihnachtsmärkte liebte.

"Louis, hier drüben!", hörte ich plötzlich eine laute Stimme hinter mir.

Als ich mich umdrehte, konnte ich einen kleinen Stand erkennen, an dem Liam und Stella bereits alles aufgebaut hatten. Mir fielen sofort die roten Weihnachtsmützen auf, die sie beide auf den Köpfen trugen. Ich kämpfte mich durch die Menschenmenge und bekam prompt auch eine Mütze auf die Haare gesetzt, als ich die beiden erreichte.

"Hey", lächelte ich und schloss sie beide in eine kurze Umarmung. "Wie kann ich helfen?"

"Du kannst die Flyer verteilen wenn du möchtest", erwiderte Liam und drückte mir einen Stapel Zettel in die Hände. "Und wenn du uns auf dem Rückweg Schmalzkuchen mitbringst, bist du ein Schatz."

"Das ist er doch sowieso schon", grinste Stella und reichte mir einen Zehner. "Hol dir bitte auch etwas schönes, ich lade euch ein."

Ich nickte ihr kurz dankbar zu und machte mich dann mit den Flyern auf den Weg. Kurz überflog ich den darauf gedruckten Text. Er war in einer schwungvollen Schrift gedruckt und außerdem mit ein paar weihnachtlichen Bildern und Zeichnungen unserer Kinder verziert worden. Er informierte über das Kinderheim und lud außerdem für das Weihnachtsfest am dritten Advent ein, das unser Kindergarten veranstaltete.

Ganz in Gedanken versunken lief ich plötzlich in jemanden hinein und verlor prompt das Gleichgewicht. Das letzte was ich sah, waren die Flyer, die wirr durch die Luft flogen, ehe mein Hintern Bekanntschaft mit dem Asphaltboden machte. Schmerzerfüllt verzog ich das Gesicht und klopfte mir den Schmutz von den Handflächen.

"Verzeihen Sie, haben Sie sich verletzt?"

Noch ein wenig erschrocken hob ich den Kopf und blickte in das Gesicht eines jungen Mannes. Das erste, was mir auffiel, waren seine leuchtend grünen Augen, die mich besorgt ansahen und die langen braunen Locken, die ihm fast bis zur Brust reichten. Er lächelte mich entschuldigend an, wodurch zwei auffällige Grübchen auf seinen Wangen zum Vorschein kamen.

"Das tut mir so schrecklich leid, ich bin so ein Tollpatsch", murmelte er und reichte mir zögernd seine Hand. "Kommen Sie, ich helfe Ihnen. Geht es Ihnen gut?"

"Ja, ich... ja...", erwiderte ich, noch immer ein wenig unter Schock und ließ mich von ihm hochziehen, bevor ich anfing, die Zettel, die nun überall auf dem Boden verteilt waren, aufzusammeln.

Zu meiner Überraschung bückte er sich ebenfalls und half mir dabei, alle Flyer aufzuheben, bevor er sie mir reichte und sich ein wenig nervös umsah. Dabei fielen mir die vielen großen und kleinen Ringe in verschiedenen Formen und Farben auf, die jeden einzelnen seiner Finger schmückten.

"Suchen Sie etwas?", fragte ich und nahm die Zettel entgegen.

"Ich... ähm, ja...", murmelte er, bevor er sich zurück zu mir drehte. "Haben Sie vielleicht ein Mädchen gesehen? Sechs Jahre alt, braune Haare, grüne Jacke und Pudelmütze? Ungefähr so groß."

Er deutete mit seiner Hand knapp auf die Höhe seines Bauches. Zu seinem Enttäuschen schüttelte ich den Kopf. Hatte er eine Tochter? Er schien noch recht jung zu sein, vielleicht so alt wie ich oder sogar noch jünger.

"Kann ich Ihnen vielleicht beim Suchen helfen?", fragte ich, weil ich mir gerade irgendwie ein wenig nutzlos vorkam.

"Nein, nicht nötig", winkte er ab. "Sie haben sicher zu tun. Aber danke."

24 days to fall in love with you - Larry Stylinson AdventskalenderWhere stories live. Discover now