18. Türchen

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"Was ist mit dem hier?", fragte ich und ging einmal um den Tannenbaum herum, um zu sehen, ob er auch von der anderen Seite schön war.

"Ich weiß nicht", seufzte meine Mum. "Der sieht ein bisschen traurig aus, findest du nicht? Die Äste hängen schon so tief herunter."

"Man sieht doch später eh wieder kaum etwas von Baum, wenn wir da wie jedes Jahr wieder so viel Zeug rein hängen, oder?", lachte ich und ging hinüber zu meinem Stiefvater, der gerade einen anderen Baum begutachtete.

"Ich will nach Hause", quengelte Daisy genervt und sah auf ihre Armbanduhr. "Wir sind schon seit über einer Stunde hier und haben gefühlt jeden Baum fünf mal genau angeguckt. Können wir nicht einfach irgendeinen nehmen und nach Hause fahren? Meine Finger sind von der Kälte schon ganz abgestorben."

"Aber der Baum muss doch perfekt sein", erwiderte Fizzy grinsend und hob einen kleinen Ast vom Boden auf, um ihn davon zu werfen. Sofort reckte Paula, die eben noch an einer Tanne geschnüffelt hatte, den Kopf und rannte freudig hinterher. Schmunzelnd blickte ich ihr nach und betrachtete die kleinen pfotenförmigen Abdrücke, die sie im weißen Schnee hinterließ.

"Ich will aber keinen perfekten Baum, irgendeiner reicht doch auch", murrte Daisy und vergrub ihre Hände in den Taschen ihrer Winterjacke, während sie lustlos mit ihrer Schuhspitze im Schnee herum hämmerte.

"Dafür kann doch der Schnee aber nichts", schmunzelte ich. "Jetzt lass doch den Kopf nicht so hängen, bald fahren wir ja nach Hause."

Ich bückte mich und griff in den kalten Schnee, der noch immer überall auf dem Boden lag, um eine kleine Kugel zu formen. Ich blickte zu meiner kleinen Schwester, die nun kleine Kreise mit ihren Füßen in den Schnee malte, bevor ich ausholte und ihr den Schneeball gegen die Jacke warf.

"Lou!", rief sie empört, bevor sie ebenfalls einen Schneeball formte und ihn in meine Richtung warf. "Na warte, das wirst du noch bereuen, dich mit mir angelegt zu haben!"

Lachend stürmte sie, bereits mit einer neuen Schneekugel bewaffnet, auf mich zu, während ich davon rannte und mich hinter einem Tannenbaum in Sicherheit brachte. Na endlich. Hätte mich auch ganz schön gewundert, wenn meine sonst so lebhafte kleine Schwester ihr fröhliches Strahlen verloren hätte. Schmunzelnd formte auch ich neue Schneebälle und warf sie immer wieder in ihre Richtung, bevor ich mich hinter dem Baum wieder in Deckung brachte. Irgendwann schlich ich mich jedoch davon und suchte hinter einem anderen Baum Schutz, was sie jedoch nicht mitbekam und sich stattdessen verwundert nach mir umsah.

Leise, ganz leise schlich ich mich von hinten an sie heran, nur um sie dann zu packen und ihr einen Schneeball direkt auf ihre pinke Pudelmütze zu drücken. Lachend wand sie sich in meinen Armen und brachte mich schließlich so sehr aus dem Gleichgewicht, dass ich mit ihr zusammen umkippte und mit dem Rücken in den weichen kalten Schnee fiel. Grinsend setzte sie sich auf, während ich einfach liegen blieb und für einen Moment den strahlend blauen Himmel, an dem ein paar vereinzelte Wolken hingen, betrachtete.

"Lou!", rief sie plötzlich aufgeregt und deutete mit ausgestreckten Arm vor sich. "Der ist perfekt."

Ich setzte mich ebenfalls auf und blickte auf den Tannenbaum, der direkt vor unserer Nase stand. Er war gerade, nicht zu groß und nicht zu klein und würde wahrscheinlich perfekt in unser Wohnzimmer passen. Ich stand auf und ging um ihn herum, um ihn von allen Seiten betrachten zu können. Die Äste hingen nicht herunter, er war gleichmäßig und hatte nirgends Löcher oder ähnliches und er war wirklich ausgesprochen hübsch.

"Den nehmen wir", beschloss ich, woraufhin sie mich anstrahlte. "Holst du die anderen?"

Zustimmend nickte sie, ehe sie davon flitzte und wenig später mit dem Rest unserer Familie zurück kam. Auch den anderen gefiel der Baum sehr und so kam es, dass wir uns schließlich für ihn entschieden und er wenig später eingewickelt auf dem Dach des Autos meiner Eltern lag.

24 days to fall in love with you - Larry Stylinson AdventskalenderWhere stories live. Discover now