Kapitel 15

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Sie aßen wie immer zusammen zu Mittag in der Schulcafeteria. Diesmal gab es Kartoffeln mit etwas Fleisch und Bohnen. Jungkook war überhaupt nicht begeistert. Er aß drei Bissen und war fertig.

Yoongi saß zum ersten Mal seit langem auch wieder bei ihnen am Tisch. Er sah etwas verloren aus in seinem großen Sweatshirt und seiner Jogginghose, doch Jimin hatte einen Arm um seine Schulter gelegt und ihn sanft an sich gedrückt. Sofort war Yoongi rosig im Gesicht geworden, was ein unglaublich süßer Anblick war, wenn man so bleich war wie er.

„Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick oder soll ich nochmal meinen Arm um dich legen?", flüsterte Jimin in sein Ohr, laut genug, dass die anderen es auch hörten.

Yoongi lief noch roter an und schüttelte mit einem entsetzen Gesichtsausdruck Jimins Arm ab.

„Mach weiter so und ich gehe wieder nach Hause", brummte er, doch da war ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen und ein schwaches Funkeln in seinen Augen.

Jungkook blickte zwischen den beiden her.

Hm.

„Du siehst gut aus", bemerkte Namjoon. „Schläfst du wieder?"

„Ja", antwortete Yoongi. „Nicht viel, aber immerhin etwas. Ich habe stärkere Schlaftabletten bekommen."

Namjoon schien zufrieden mit der Antwort zu sein.

Hoseok, der neben Namjoon saß und mit dessen Hand spielte, sagte: „Jetzt musst du nur mehr zunehmen, dann siehst du genauso tot aus wie vorher."

Yoongi streckte ihm die Zunge entgegen.

„Auch der Tod kann gutaussehend sein", gurrte Jimin und kniff in Yoongis knochigen Wangen.

Yoongi wich ihm aus und rief: „Lass das!"

„Ihr seid schrecklich", seufzte Jin, der sein Essen mit gerunzelter Stirn beäugte. „Ihr alle."

„Hey!", wimmerte Jungkook. „Ich bin toll."

„Jaja, bist du fertig mit dem Essen?", fragte Jin, der prüfend auf Jungkooks Teller blickte.

„Wenn man das Essen nennen kann", verzog Jimin das Gesicht, steckte ein Stäbchen in das Essen und sah dabei zu, wie die Kartoffeln mit Leichtigkeit auseinanderfielen.

War das normal?

Konnte man Kartoffeln überkochen?

„Ja, ich habe keinen Hunger", antwortete Jungkook.

In letzter Zeit hatte er überhaupt keinen Appetit. Da gab es so viel, was ihm im Magen lag. Taehyung, der nicht mit ihm sprach. Die Schule, die ihm viel Kraft und Durchhaltevermögen kostete. Yoongi, der noch immer nicht gesund aussah und tagtäglich seine Dämonen bekämpfte.

„Jungkook", sagte Yoongi langsam. „Bist du in Ordnung? Soll ich dir Zuhause etwas kochen?"

Augenblicklich bekam Jungkook Schuldgefühle.

„Nein!" Er nahm die Stäbchen und schob sich einen Haufen Essen in den Mund. „Nein, nein. Ich esse. Siehst du? Ich esse. Du musst mir nichts kochen. Alles in Ordnung bei mir!"

Das Essen schmeckte wie Asche in seinem Mund und er schluckte viel zu schnell alles runter—oder eher würgte. Seine Wangen waren bis zum Anschlag vollgestopft und er zog vermutlich ein angeekeltes Gesicht, als Taehyung plötzlich in die Cafeteria spazierte und direkt in Jungkooks Augen blickte, ehe er sich auf seinen gewohnten Platz setzte.

Jungkook verschluckte sich und begann angestrengt zu husten.

Verdammt.

Er musste aussehen wie ein Vollidiot.

All The Words You Never Said [VKOOK]Where stories live. Discover now