Kapitel 27

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So ungefähr lief es ab:

Zuerst weinte Jungkook in sein Kissen und drückte sein Gesicht so tief in den Stoff, dass er kaum Luft bekam und die Geräusche abgedämpft wurden. Dann gab es einen kurzen Moment, wo alles okay war, wo er sich einredete, dass es doch nicht so schlimm sei und dann brach er wieder zusammen und weinte nochmal.

Das Ganze wiederholte er ungefähr drei Mal, bis seine Augen schwerer wurden und er einschlief.

Jungkook wachte drei Stunden später auf, als jemand an die Tür klopfte.

Jungkook wollte antworten, aber er fand keine Kraft dazu, also starrte er auf die Tür und hoffte, sie würde sich einfach automatisch öffnen. Oder nicht. Vielleicht wollte er heute mal allein sein.

Das Klopfen ertönte nochmal. Es war die Stimme seines Vaters. Es klang wichtig.

„Jungkook? Lernst du noch?", wurde er gefragt. „Ich möchte mit dir über etwas reden."

Jungkook blieb einfach im Bett liegen und ignorierte es.

Vielleicht weinte er auch ein kleines bisschen mehr.

Als Jungkook das zweite Mal aufwachte, war es draußen finster und die Uhr zeigte 02:45. Er hatte den Samstag überstanden. Nun musste er den Sonntag überstehen. Und morgen würde er—

Sein Bauch grummelte laut.

Aber er hatte keinen Hunger.

Dann schlief er wieder ein.

Er war noch nie in seinem Leben so müde gewesen.

Jungkook wachte das nächste Mal um 04:32 auf und drehte sich dann im Bett um, die Augen zur Wand gerichtet. Er mied den Blick auf die Seite, wo Taehyung geschlafen hatte. Er mied den Schreibtisch. Er mied alles.

Er konnte nicht aufstehen. Sein Körper war nicht mehr müde, aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass ihn etwas runterzog und er... er konnte einfach nicht auf.

Bei Namjoon war es nicht so, dachte er. Bitte, mach dass es aufhört. Irgendjemand.

Jungkook seufzte und schloss die Augen.

Diesmal schlief er nicht wieder ein.

Diesmal musste er sich mit dem Schmerz auseinandersetzen, der langsam seinen Körper einnahm und alles Fröhliche in ihm zerstörte.

Jungkook würde sich einen Tag geben.

Einen Tag, an dem er in Selbstmitleid ertrank und weinen konnte, ohne sich schlecht zu fühlen. Nur einen Tag, mehr nicht.

Und danach würde er wieder so tun, als wäre alles in Ordnung. Denn das war es eigentlich. Er hatte Taehyung nicht verloren, nicht wegen so etwas. Das hatte Taehyung selbst gesagt. Es war zwar ein Fehler gewesen. aber er hatte Jungkook nach der Aktion nicht von sich gestoßen—er war ehrlich zu ihm gewesen. So ehrlich wie immer.

Und wie konnte Jungkook da böse auf Taehyung sein?

Jungkook wälzte sich im Bett, sein Bauch grollte protestierend. Sein Körper schrie nach Essen—bettelte ihn beinahe an, Nahrung zu sich zunehmen. Er hatte gestern früh zuletzt etwas gegessen, aber jetzt gerade konnte er nicht. Er hatte keinen Appetit.

Als würde ihn das Schicksal sein Leben erschweren wollen, driftete der Duft von Taehyung zu Jungkook, als er mit der Nase unabsichtlich über den Polster fuhr, auf den Taehyung geschlafen hatte.

Er wollte es vermeiden, er wollte es wirklich.

Aber als Jungkook den Polster anstarrte, handelte sein Körper wie von selbst. Er drückte das Kissen fest gegen die Brust, ehe er die Nase tief darin versteckte.

All The Words You Never Said [VKOOK]Where stories live. Discover now