11| Louis

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„Gefällt dir, was du siehst?"

„Tut mir leid, aber wer von euch ist Dad und wer ist Paps? Wenn Harry immer so redet, weiß ich nie von wem er redet.", frage ich Lee, als wir uns in der Küche gegenüber am Tisch sitzen und beide einen Tee vor und stehen haben. „Ian ist Dad und ich bin Paps.", erklärt er lächelnd und trinkt einen Schluck. Darauf nicke ich nur und schaue in meine Tasse, aus welcher noch leichter Dampf vom heißen Wasser aufsteigt.

„Möchtest du was essen? Ian kommt erst gegen sieben nach Hause, weswegen wir erst danach zu Abend essen, aber wenn du was zum Mittag haben willst, mache ich dir gerne was.", bietet Lee an, doch ich lehne dankend ab. „Ich habe nicht wirklich Hunger.", sage ich dann und schaue auf die Uhr über der Tür. Gleich zwei Uhr.

„Dann aber, wenn Harry wiederkommt, okay? Du hattest schon nichts vom Frühstück und du kannst den ganzen Tag nicht nichts essen." Murrend nicke ich und kratze mich am Hinterkopf. „Brauchst du sonst irgendwas? Ich muss gleich einkaufen, sag einfach, wenn du irgendwas brauchst.", fragt Lee dann, doch ich schüttle wieder nur den Kopf. „Es ist schon mehr als genug, dass ich hier schlafen kann.", lächle ich gepresst und schaue Lee nur kurz an. „Das ist wirklich kein Problem, Louis. Du kannst gerne so lange du willst hier bleiben. Wenn du im Gästezimmer schlafen willst, kann ich es dir gerne zeigen. Zahnbürste und das alles habe ich dir ja vorhin schon gegeben." Ich nicke und beiße mir auf die Lippe. „Wenn das kein Problem ist, würde ich die ersten Nächte gerne bei Harry im Zimmer bleiben. Alleine zu sein, ich glaube das würde ich nicht überleben.", hauche ich und wische über meine Augen. „Wir können auch eine Matratze neben sein Bett legen, wenn ihr nicht wollt, dass ich mit Harry in einem Bett schlafe.", schiebe ich noch hinterher, als es sich ein wenig komisch angehört hat.

„Von mir aus könnt ihr im selben Bett schlafen, Louis.", lacht Lee leise und stellt die Tasse wieder auf den Tisch. „Ihr seid beide alt genug, ihr wisst was ihr machen dürft und was ihr nicht unbedingt machen solltet. Aber sei dir im Klaren, dass Harry etwas von dir möchte. Ich weiß nicht genau was da den einen Tag zwischen euch passiert ist, aber Harry war schon immer etwas stürmischer. Wenn er etwas macht, was du nicht willst, oder es zu schnell geht, dann sag ihm das auch." Ich nicke und werde leicht rot.„Eigentlich hat er nichts falsch gemacht. Ich war ein wenig überfordert.", nuschle ich und senke den Blick.

„Ist das nicht komisch, dass ich mit dir über deinen Sohn rede?", frage ich dann leise und hebe langsam den Blick. „Wenn du mir nicht von eurem Sexleben erzählst, rede ich gerne mit dir über meinen Sohn.", grinst er, worauf ich mich an meinem Tee verschlucke und laut huste. „Ich- wir-", huste ich und versuche nicht noch dunkler im Gesicht zu werden. „Ich weiß, dass ihr nicht zusammen seid, aber wenn ihr es sein solltet, freue ich mich natürlich für euch." Ich nicke mit roten Wangen und huste nochmal. Dann schweigen wir, ich gehe meinen Gedanken nach und merke nicht, wie Harry uns aus dem Flur begrüßt.

Erst als ich jemanden hinter mir wahrnehme, drehe ich mich um und verschlucke mich dieses Mal an meiner eigenen Spucke. Hustend und mit knallroten Wangen mustere ich Harry und wende dann schnell den Blick ab, als ich mich beim Starren erwische. Er trägt eine Uniform, ganz in grau gehalten. Die Hose in einem dunkleren grau, ziemlich gut an seine Beine angepasst und das Hemd in einem helleren grau, was sich um seine Arme schmiegt, als sei es eine zweite Haut.

„Hi.", höre ich mich piepsen, als ich Harry erneut mustere und zugeben muss, dass die Uniform an ihm fast so gut aussieht, als wenn er nur seine Badehose trägt. „Gefällt dir, was du siehst?", grinst er und kommt auf mich zu, weshalb ich ihn mit roten Wangen anschaue und dann schüchtern nicke. Harry lacht darauf nur ein wenig und beugt sich zu mir runter. „Das freut mich.", murmelt er und umarmt mich vorsichtig, worauf ich meine Arme ein wenig fester um ihn schlinge, während ich unbewusst seinen Duft einatme.

„Du riechst nach drei Deovarianten.", nuschle ich und rümpfe die Nase. „Deswegen wollte ich auch schnell unter die Dusche, es gab eine kleine Auseinandersetzung.", erklärt er und löst sich langsam von mir. Ich nicke nur und schaue mir auf die Lippe beißend zu ihm rauf. „Du hast da einen Kratzer am Hals.", murmle ich und fahre mit dem Zeigefinger über die geröteten Stellen. „Tut aber nicht weh.", beruhigt er mich und fährt durch seine Haare. „Okay", kommt es nur hauchend aus meinem Mund, bevor Harry sich langsam umdreht und dann wieder aus der Küche verschwindet.

„Alles okay?", holt Lee mich lachend aus meinen Gedanken, worauf ich mich langsam zu ihm drehe und dann nicke. „Er-" Ich räuspere mich und kratze mich am Hals. „sieht gut aus.", bringe ich dann nur noch hauchend hervor und trinke von meinem Tee, welcher jetzt die perfekte Wärme hat.

„Kann ich dir was sagen?", fragt Lee und stützt sich auf seinen Ellenbogen. Vorsichtig nicke ich und hoffe, dass es nicht zu komisch wird. „Gib ihm eine Chance. Harry ist ein guter Junge.", lächelt er dann, worauf ich mit roten Wangen nicke. „Ich weiß nicht wirklich, was ich fühlen soll. Erst der Kuss, dann diese Schuldgefühle, dass ich abgehauen bin, dann habe ich mich nicht getraut, Harry zu schreiben, habe seine Nachrichten unbeantwortet gelassen und dann gestern mit Mum. Du weißt nicht, wie froh ich bin, dass Harry zufälligerweise da war. Sonst säße ich womöglich in der leeren Wohnung, würde alleine für mich hinweinen und mir Vorwürfe über Vorwürfe machen, bei beidem. Dann steht Harry da gestern, mitten im Krankenhaus, sagt mir, dass ihm der Kuss etwas bedeutet hat und er irgendwann gerne mein Freund sein möchte, ich erfahre, dass er mit Liam zusammen war, von dem ich noch nichtmal wusste, dass er auf Männer steht, meine Mum, die selbst herausgefunden hat, dass ich auf Männer stehe, Harry, sein Aussehen, seine Hilfsbereitschaft, seine Ausstrahlung, seine Muskeln, scheiße, wieso hat er so viele Muskeln?", seufze ich und vergrabe meinen Kopf in meinen Händen, bevor ich leise aufstöhne.

„Lass deine Gefühle zu, für mich hört es sich nämlich so an, als würdest du sie unterdrücken wollen.", antwortet Lee nach ein paar Minuten. „Ich habe sowas noch nie gemacht. Was ist, wenn ich ihm nicht genug bin? Er hatte schon einen Freund, ich war mir bis Harry noch nicht mal sicher über meine Sexualität, klar ich fand Männer immer irgendwie besser, aber erst bei Harry war ich mir sicher, dass ich definitiv auf Männer stehe." Ich hole Luft und schaue Lee dann entschuldigend an.

„Sorry, dass ich mit dir über meine Gefühle rede.", lache ich dann und schüttle den Kopf. „Irgendwie fand ich es immer komisch, mit Mum über sowas zu reden, jetzt sitze ich mit dem Vater meines potenziellen Freundes an einem Tisch." Verzweifelt lache ich auf und fahre über meinen Hinterkopf. „Ach, mir macht es nichts aus.", winkt Lee ab und schaut zur Tür, worauf ich mich ebenfalls umdrehe. In dem Moment kommt Harry mit nassen Haaren in die Küche und bindet die Schleife von seinem Hosenbund zusammen. Schnell hebe ich den Blick und lächle ihn vorsichtig an, bevor er sich neben mich setzt.

„Worüber redet ihr beide?", will er wissen und greift über mich hinweg ins Regal, um sich eine Tasse rauszuholen. Dabei streift sein Oberkörper mein Gesicht, worauf ich den Blick senke und merke, wie Lee leise lacht. „Über nichts wichtiges.", sagt er dann, worauf ich ihn dankend anlächle. „Achso. Kannst du mir die Kanne geben?", fragt Harry seinen Vater, der ihm die Teekanne überreicht. „Und? Was habt ihr heute so gemacht? Wieso bist du eigentlich hier?", fragt er an seinen Vater gewandt, der ihm die Kanne reicht. „Ich hatte heute keine Termine, deshalb habe ich die Praxis geschlossen. Und deshalb haben Louis und ich uns heute den Vormittag gut unterhalten.", erklärt Lee und lächelt kurz zu mir.

„Bist du Arzt?", will ich wissen, doch er schüttelt den Kopf. „Therapeut. Ich bin Logopäde.", erklärt er und ich staune nicht schlecht. „Ich war als Kind auch mal bei einem Logopäden, hatte ziemliche Angst.", lache ich leicht und schaue zu Harry, der mich nur grinsend anschaut.

„Ihr versteht euch ja prächtig.", grinst er, worauf ich schüchtern nicke und wieder zu Lee schaue, der kaum merklich in Harrys Richtung nickt und mir dann zuzwinkert.

"It's Your Fault, Haz."Where stories live. Discover now