Prolog: New Ways

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Das piepsende Geräusch seines Comlinks weckte Obi-Wan aus seiner Meditation. Langsam öffnete er die Augen und verzog das Gesicht. Seit Tagen schon war er zu keiner vernünftigen Meditation mehr gekommen, weil ständig Rufe des Jedi-Rates bei ihm eingingen. Doch er war noch nicht so weit. Obwohl er geglaubt hatte, die überstürzte Hochzeit seines Padawan hätte ihn nicht so aus der Fassung bringen können, schien es doch, als käme die innere Ruhe nicht zu ihm zurück. Anakin hatte einen falschen Weg eingeschlagen, er wusste das. Doch der junge Padawan hatte ihm nicht zuhören wollen. Etwas, was er in späteren Jahren nie mehr wirklich getan hatte. Und Obi-Wan wusste, dass der Rat ihn deshalb hätte für Anakins Taten verantwortlich machen sollen, doch dieser hatte ganz bewusst Qui-Gon die Schuld gegeben, weil dieser so beharrlich darauf bestanden hatte, den Jungen als seinen Padawan aufzunehmen.

Obi-Wan schloss erneut die Augen und versuchte sich wieder auf seine Meditation zu konzentrieren. Es war an der Zeit, dass er darüber hinweg kam, dass Anakin sich von seinem Meister abgewandt hatte.

>Meister< Obi-Wan schlug erneut die Augen auf. Noch immer nach all den Jahren verband er mit diesem Wort mehr Qui-Gon als sich selbst. Und in Augenblicken wie diesem kam der Schmerz zurück, seinen Meister und Vaterfigur so früh verloren zu haben.

Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Anakin damals direkt nach dem Tod von Qui-Gon als Padawan aufzunehmen, war er doch selbst noch kein richtiger Jedi-Meister gewesen. Doch der Jedi-Rat hatte ihm diesen Wunsch gewährt und ihn für fähig gehalten fortan Meister zu sein. Obi-Wan hatte geglaubt, Qui-Gons Aufgabe fortzuführen, wäre richtig. Er hatte den Instinkten und Gefühlen seines Meisters vertraut. Müde rieb er sich die Augen. Vermutlich hatte er einfach nur nicht wahr haben wollen, dass auch Qui-Gon nicht unfehlbar war.

Das stetige Piepsen seines Comlinks begann ihn zu nerven. Mühsam riss er sich zusammen, um das Gerät nicht in eine Ecke zu werfen. Stattdessen entschloss er sich, dem stetigen Rufen des Rates zu folgen.

"Obi-Wan. Wir dich versuchen zu erreichen seit langer Zeit!" Yodas Stimme erklang aus dem Gerät. Seine Stimme war weder verärgert, noch enttäuscht über Obi-Wans Verschwinden, vielmehr konnte der Jedi eine gewisse Unruhe und Besorgnis in seiner Stimme spüren.

"Meister Yoda, es tut mir leid, dass ich mich nicht abgemeldet habe, aber ich brauchte Zeit." Er hoffte, dass das Ratsmitglied seinen Standpunkt tolerieren würde.

"Zeit der Ruhe nun vorbei, Obi-Wan. Uns beunruhigende Nachricht von Naboo erreicht hat." Yoda kam wie gewohnt sofort zur Sache.

"Naboo?" Obi-Wan zuckte zusammen und musste unwillkürlich an Padmé und Anakin denken.

"Senatorin Amidala Euch hat angefordert. Dringend es sein soll."

Obi-Wan hörte zu atmen auf. Der Name Padmés hatte ihn augenblicklich in eine Art Starre versetzt. Während er im Streit mit Anakin auseinander gegangen war, so hatte er doch bedauert, dass er die beiden hatte hinter sich lassen müssen. Seine Freundschaft zur Senatorin hatte ihm viel bedeutet.

Als er endlich wieder Luft bekam, schloss er die Augen und nickte, obwohl ihn Yoda nicht sehen konnte. Vielmehr war es eine Bestätigung für ihn selbst. "Ich werde mich unverzüglich auf den Weg machen."

++++

Das diplomatische Schiff, welches ihn von Tatooin nach Naboo brachte, war kein sonderlich schneller Raumkreuzer und so hatte Obi-Wan reichlich Zeit, sich Gedanken über die Vergangenheit zu machen. *Lass deine Vergangenheit hinter dir, Obi-Wan. Lerne, den Schmerz durch dich hindurch fließen zu lassen*, konnte er Qui-Gons Stimme hören. Ein dünnes Lächeln legte sich auf die Lippen des Jedi, während er sich in Meditationspose brachte und die Augen schloss.

Star Wars - A New World (1)Where stories live. Discover now