///Kapitel 15\\\

854 38 2
                                    

Scarlet POV

«Geht es dir gut?», fragt auch schon mein Gegenüber besorgt.

«Ja, mir geht es gut Kian», mein Ton ist härter als beabsichtigt, davon lässt der braunhaarige Junge sich jedoch nicht beeinflussen.

«Kannst du aufstehen?», fragt er, als ich mich erheben will, «Denkst du, dass du laufen kannst?», lautet auch schon seine nächste Frage, so langsam geht mir das auf den Keks.

«Sie ist kein Baby, weiss du?», gibt Damian seinen Senf dazu und dass ich ihm für den Kommentar irgendwie dankbar bin, würde ich nie zugeben.

Flink springe ich auf meine Füsse und stelle mich neben Damian, da es sicherer ist, als neben Kian zu stehen.
Kian mustert mich noch einmal von Kopf bis Fuss, kehrt uns dann den Rücken zu und geht.
Sofort drehe ich mich zu dem Schwarzhaarigen neben mir, der schon zu mir runterschaut und sehe ihn abwartend an.

«Was willst du als Gegenleistung?», frage ich ihn und er lässt nachdenklich seine Augen im Flur herumschweifen.

«Einen Gefallen, den ich jederzeit einlösen kann», seine Antwort ist unspezifisch, aber ich gebe mich damit zufrieden und stolziere zurück zum Klassenzimmer.

Als ich reinkomme, ist es so still, dass man meinen könnte, alle seinen eingefroren worden und die Blicke der Schüler wenden sich zu mir.
Man, warum müssen die einen auch immer so anstarren? Das ist voll gruselig. So schnell ich kann setzte ich mich zurück an meinen Platz und höre bemüht interessiert dem Lehrer zu. Ich habe keine Ahnung, was genau er erklärt, aber ich konzentriere mich einfach auf sein Gesicht. Das ist besser, als die vielen Blicke aktiv zu sehen, so bekomme ich sie zwar mit, doch sie sind nicht ganz so present.

Der Schultag vergeht schnell und bald sitze ich wieder im Auto meines Betas und bin gespannt darauf, was sein Plan ist.

«Und? Was ist dein Plan? Wie willst du mir helfen, den Mate von Nora zu finden?», frage ich direkt, doch er konzentriert sich darauf, das Auto heil von dem Parkplatz zu bekommen und bleibt stumm.

«Weisst du, wegen dem Plan...», fängt er langsam an, «Ich hab den schon in Bewegung gesetzt und schon eine Idee erhalten», interessiert sehe ich zu ihm rüber.

«Ich habe mal beobachtet, wer alles in Noras Nähe ist und als da nicht viel rauskam, hab ich geschaut, ob jemand immer wieder zu ihr rübersieht. Das ist logisch, wenn du weisst, dass deine Mate markiert ist, beobachtest du die nur, ansprechen würde zu viel Schmerz verursachen», erklärt er mir und ich nicke zustimmend.
Das hätte ich auch getan, wenn Nora ihn nicht immer wieder erwähnen würde und ich damit immer einen bitteren Schmerz in meiner Magengrube verspüre.

«Ich habe Jayson und Damian entdeckt.»

Ich erstarre. Das darf doch nicht wahr sein, beide sind von einem anderen Rudel und tragen noch dazu beide Alphablut in sich. Mit Jayson verstehe ich mich ganz gut, aber Damian kann ich nicht leiden.

Bitte lass es Jayson sein, bitte Mondgöttin, nur dieses eine Mal, ich flehe dich an.

Darwin neben mir sieht starr auf die Strasse, «Du wirst so oder so mit ihrem Rudel zu tun haben, ob du da mit Damian oder seinem Bruder Jayson verhandeln musst, spielt dann auch nicht mehr so eine grosse Rolle.»

Geschockt sehe ich meinen Beta an, das ist doch nicht sein Ernst oder? Wenn ich Damian fragen muss, ob der mit mir eine Beziehung vortäuscht, ist das wesentlich mehr demütigend, als wenn ich seinen Bruder frage.
Jayson hat immerhin schon vor  einem Jahr bekanntgegeben, dass seine Mate gestorben ist und sein Rudel konnte nur überleben, weil Damian ihm geholfen hat und es immer noch tut.

«Jetzt mach nicht so ein Gesicht», tadelt mich Darwin, «Ich finde noch raus, wer von beiden es ist und du überlegst dir in der Zwischenzeit, wie du die Frage formulieren willst, ok?», fragt er und ich merke wieder einmal, was für ein guter Beta er ist und dass ich in ihm eine gute Wahl getroffen habe.

Müde nicke ich, zum Glück ist morgen Freitag und das bedeutet, dass ich zu Nora nach Hause gehe und wir uns zusammen einen Film anschauen.

'Ich freue mich schon drauf!', jauchzt Selena und hüpft fröhlich herum.

Als wir beim Rudelhaus ankommen, verkrieche ich mich zu aller erst in meinem Zimmer und fange an meine kleine Rede zu planen, sogar einen Plan zur Übersicht zeichne ich.
Am Abend kommt meine Mutter in mein Zimmer und benachrichtigt mich, dass das Abendessen fertig ist und bittet mich, bald runterzukommen.
Langsam erhebe ich mich von meinem Drehstuhl, der an meinem Schreibtisch steht, und sehe aus dem grossen Fenster, das einen wunderschönen Blick auf den Wald freigibt.

Draussen regnet es, aber nicht dieses traurige Regnen, sondern das, wo man sich unmenschlich freut. Mit jedem Tropfen wird mein Lächeln breiter und meine Freude steigt, je stärker der Sturm draussen wird. Aus irgendeinem komischen Grund liebe ich Stürme, erklären kann ich das Gefühl nicht wirklich.
Mit guter Laune gehe ich nach unten, in den Esssaal, zu dem Rest meiner Familie und gemeinsam essen wir gemächlich unser Essen. Niemand sagt etwas, wir hängen alle unseren Gedanken nach und bemerken nicht, wie sich keiner unterhält.
Nach dem Essen räumt jeder seinen Teller ab, meine Schwester geht sich eine Serie anschauen und meine Mutter leistet ihr Gesellschaft, während mein Vater sich noch über eine kleine Rudelangelegenheit den Kopf zerbricht und ich mir eine Regenjacke überziehe und dann raus in den strömenden Regen stehe.

Geniesserisch lege ich meinen Kopf in den Nacken und den Regentropfen entgegen, die mein Gesicht sanft mit einer nassen Schicht bedecken. Meine Haut kühlt etwas ab, lässt mich durchatmen und mich runterfahren, der Tag rückt in den Hintergrund und ich komme zu einer unglaublichen Ruhe.
Ich merke, wie ich langsam anfange, mich zu drehen und schliesslich zu den Donnerschlägen und den Blitzen und dem Wetterleuchten herumspringe, eine Art komischer Regentanz.

Voller Freude gebe ich mich meinen Emotionen hin, heulend stehe ich deshalb im Regen, meine Tränen vermischen sich mit den Wassertropfen und ich mache mich auf zu einem kleinen Hügel.
Er steht etwas Abseits, ist geschützt von Bäumen und stellt sicher, dass ich schreien kann, was ich will und niemand mich hören wird.

«Du absolutes Arsch!», schreie ich in die Dunkelheit und der Sturm wird lauter, mit meinen Schmerzen mitfühlend.

&$!#%&$!#%&$!#%&$!#%&$!#%

Author's note:

Wer wird es sein Damian oder Jayson?

*Beep* you Mate!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt