///Kapitel 43\\\

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Scarlet POV

In meiner Eile stelle ich mein Glas in die Spülmaschine, damit ich es nicht fallen lasse und setzte mich panisch nach draussen auf die Hollywoodschaukel-Ei oder Hängesessel, wie man das nennen möchte.
Ich bin grad im Stress, also lasst mich mit den kleinen Details in Ruhe!
Meine Beine ziehe ich hoch und so sitze ich komplett eingekuschelt und zusammengequetscht, wie ein kleines Paket, in diesem Ei oder Sessel und schaukle mit dem Wind.
Der Sitzplatz ist etwas weiter weg vom Haus, oder auch allgemein von unserem kleinen Rudeldorf. Finden tut man ihn nur, wenn man wirklich weiss, wo er ist, da kommt man mit Beschreibungen oder Karten nicht weit.

So wiege ich im Wind und geniesse den Effekt. Mein Kopf ist wie leergefegt und ich denke nicht mehr gross nach. Ich schaukle lediglich in einem Schaukel-Ei und höre den beruhigenden Geräuschen des Waldes zu. Der Mond verschwindet langsam hinter dem Horizont und schimmert nur noch leicht durch die Baumstämme hindurch, bis er komplett verschwindet und für kurze Zeit nur die Sterne am Himmel sind. Für einen Augenblick scheint die Zeit stillzustehen, es gibt nur mich, den Wald und die Sterne.

Es raschelt hinter mir und ich drehe mich um. Doch da ist nichts. Als Nächstes spüre ich eine Präsens neben mir, auch dorthin wende ich mich, diesmal bleibt der Unbekannte stehen und bewegt sich nicht weiter. Da er keine Anstalten macht, sich mir irgendwie zu zeigen, kümmere ich mich auch nicht weiter um ihn, sondern mache es mir in meinem Sessel wieder bequem. Als ich zum Horizont sehe, ist der Sonnenaufgang in vollem Gange.

«Ach Mensch! Jetzt hab ich den ersten Teil des Sonnenaufgangs verpasst», murmle ich eher zu mir selbst.

«Ich hätte nicht gedacht, dass du ein Frühaufsteher bist», meint die Person in den Schatten und ich zucke leicht zusammen.

«Bin ich auch nicht, ich konnte nur nicht mehr schlafen», erkläre ich und kann mir ein müdes Gähnen nicht verkneifen. Der Schatten sagt nichts, also sehe ich zu ihm rüber und blicke direkt in grüne Augen. Sie sind heller als der Wald, wie eine kleine Blumenwiese und ziehen mich in ihren Bann.

'Also das ist entweder Kian, Damian oder Nora', meint Selena in meinem Kopf.

'Von der Grösse her ist Nora schon mal ausgeschlossen, sie ist zwar gross gewachsen, doch etwas kleiner ist sie schon', gebe ich zu bedenken.

«Du konntest nicht mehr schlafen? Mir scheinst du doch sehr müde zu sein», das Schmunzeln ist aus seiner Stimme herauszuhören und er tritt aus den Schatten hervor.
Die ersten Sonnenstrahlen des Tages erhellen sein Gesicht und seine Haut leuchtet beinahe im Schein der Sonne.

«Du bist es!», rufe ich etwas erschrocken aus, bewege mich jedoch nicht vom Fleck, sondern beileibe eingekuschelt in meiner Schaukel sitzen.

«Wer dachtest du denn, das ich bin?», schliesst er leicht beleidigt zurück und kommt mir ein paar Schritte näher.
Fast erwarte ich, dass er zu mir in mein Hollywoodschaukel-Ei will, doch zu meiner Überraschung setzt er sich dann einige Meter von mir entfernt auf den Waldvogel und blickt zu mir hoch. Er erwartet keine Antwort, sondern studiert stattdessen meine Gesichtszüge genauestens.

«Also, ich hatte es in Betracht gezogen, dass du eventuell Kian bist», gebe ich schliesslich zu und starre verlegen zum Horizont, wo die Sonne fast gänzlich aufgegangen ist.

«Verstehe. Übrigens wollte ich mich noch bedanken», schlägt er den Weg in ein anderes Gesprächsthema ein, «Dafür, dass du mit mir eine Mate-Beziehung vortäuschst. Weisst du, als ich Nora zum ersten Mal gesehen habe, habe ich meinen Eltern sofort von ihr erzählt», gibt er über dich preis.

«Ich bin froh, dass ich zu dem Zeitpunkt keine Details, wie die Haarfarbe erwähnte», insgeheim bin ich auch froh.
Denn wie hätte ich meinen Eltern vorgaukeln sollen, ich hätte mir mal ganz kurz die Haare rot gefärbt?

Plötzlich fällt mir wieder ein, warum ich mich überhaupt hierher verkrochen habe, «Hey!»

Verwirrt blickt er zu mir, mit so einer Reaktion auf seine kleine Dankesrede hat er sicher nicht gerechnet.

«Was ist denn jetzt schon wieder?», sein genervter Tonfall ist berechtig, teilweise ändert sich meine Laune im Handumdrehen und das nur wegen meinem inneren Dialog.
Aber hey, jeder hat den doch! Jemand sagt was und man hat ein ganzes kleines Szenario oder erinnert sich an ein anderes Thema und schwupp! Man hat eine andere Laune.

«Warum?», frage ich fordernd und obwohl ich nicht immer gut zu verstehen bin, doch diesmal checkt der Schwarzhaarige meine Frage sofort.

«Ich verstehe, was du meinst, aber was genau von dem Ganzen befragst du mit deinem 'Warum'?», fragt er genauer nach und bringt mein Blut mit seiner Aussage beinahe zum Kochen.

«Warum hast du das gemacht?», schreie ich ihn an und zeige auf die Stelle.

«Wie 'warum'? Du hast mich doch geradezu darum gebeten!», keift er zurück.

«Wie soll ich dich bitte darum gebeten haben?», frage ich ungläubig und er schüttelt den Kopf.

«Als ob du das vergessen hast!», schnauzt er mich ungläubig an, doch ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern.

«Ich hab's wirklich vergessen! Und jetzt erzähl mir, wie das passiert ist!», pflaume ich ihn an und er nickt ergeben.

«Du hattest ja flüchtig den Raum verlassen und bist nach Hause gesprintet. Und gerade, als ich bei dir zu Hause ankam, um mich mit dir auszusprechen wegen des Kusses, kamst du aus dem Haus.
Du hattest dein Outfit vom Ball noch an und sowohl deine Haare, als auch dein Make-up waren aufgefrischt. Du meintest, wir müssten jetzt feiern gehen und hast dich mehr oder weniger an der Bar des Balls betrunken. Als dein Mate habe ich dich dann nach Hause gebracht. Dort hast du mir dann dein Herz ausgeschüttet, hast mir erzählt, was Kian auf dem Balkon gesagt hat. Und als wäre das für mich nicht schon anspruchsvoll genug, hast du dabei die ganze Zeit geheult. Die einzige Lösung, die dein betrunkenes Ich gefunden hat, war eben das», er fährt sich nervös durch die Haare.
Er ist sich unsicher, wie ich reagiere, schliesslich hat er gemacht, was mein stockbetrunkenes Ich gesagt hat.

«Mein betrunkenes Ich hat dir doch sicher irgendeinen Zettel oder eine Nachricht gegeben, oder? Kann auch sein, dass du sie selbst schreiben solltest», frage ich Damian geradeheraus, der eifrig nickt und zurück zum Haus rennt. Wahrscheinlich um den Brief von mir an mich zu holen. Ich beschliesse, vorerst die Situation anzunehmen.
Er hat mich nunmal markiert und daran kann ich jetzt auch nichts mehr ändern...

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Author's note:

Er hat sie nicht vollständig markiert, keine Sorge...

*Beep* you Mate!Where stories live. Discover now