35. Schlaflos

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Amara P.O.V.

Ich liege nun schon gefühlt seit ner Stunde wach weil ich einfach nicht einschlafen kann. Die Musik von unten dröhnt bis ins Zimmer und macht es mir unmöglich einzuschlafen. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. 01:12 Uhr. Frustriert drehe ich mich auf meinen Rücken und Starre die Decke an. Gut mit schlafen wird das nichts. Vielleicht setz ich mich etwas an den Steg am See? Die frische Luft wird mir sicher gut tun.

Entschlossen stehe ich auf und gehe aus meinem Zimmer. Leise schleiche ich die Treppen hinunter. Ich werfe einen Blick ins Wohnzimmer und sehe wie alle (außer Diana wegen ihrem Schönheitsschlaf) auf der Couch sitzen. Die Musik ist so laut, dass sie regelrecht schreien müssen um sich zu verstehen.

Naja gut für mich, so kann ich unauffällig rausgehen. Solang mich keiner sieht bin ich zufrieden, weil sonst würden sie wahrscheinlich wollen dass ich mich noch dazu setze und darauf habe ich echt gar keine Lust.

Mein Plan geht auf und ich gehe unentdeckt aus dem Haus raus. Die Luft ist immer noch leicht warm und das Rauschen des Windes durch die Bäume wirkt sofort beruhigend auf mich. Barfuß tapse ich den Kiesweg entlang zum Steg. Ich setze mich an den Rand des Stegs und lasse meine Füße ins Wasser fallen. Die Temperatur des Sees ist immer noch angenehm. Ich schließe die Augen und lasse mich von den Geräuschen der Natur berieseln. Plötzlich höre ich ein lautes Geräusch hinter mir.

Schlagartig stehe ich auf und drehe mich panisch um. „Hey alles gut! Es tut mir leid ich wollte dich nicht erschrecken!", sagt Damian der einige Meter von mir entfernt steht und scheinbar auf einen Ast getreten ist. „W-was machst du h-hier..? Du hast mich e-erschreckt..", sage ich leise während ich versuche meine Atmung wieder in den Griff zu kriegen.

„Ich habe gesehen wie du raus gegangen bist und wollte mich nur vergewissern, dass es dir gut geht..", sagt er in einem sanften Ton. „J-ja alles gut..wirklich...ich wollte nur ein bisschen frische Luft schnappen..", antworte ich ihm. Meine Atmung beruhigt sich wieder langsam.

„okay verstehe..Lust auf ne Runde Schwimmen?"

„Was?! Es ist mitten in der Nacht und abgesehen davon kann ich nicht in einer Jogginghose und einem langen Shirt schwimmen gehen..", antworte ich ihm und muss über seinen spontanen Vorschlag lachen.

„Ach komm schon, ein bisschen Nachtschwimmen hat noch niemanden geschadet..", sagt er aufmunternd und zwinkert mir zu.

„Nein lieber nicht, ich bin jetzt nicht gerade die beste Schwimmerin..", sage ich lächelnd und blicke leicht beschämt zu Boden.

„Naja ich bin auch kein Profischwimmer..."

„Nein du verstehst nicht Damian..ich kann wirklich nicht Schwimmen..gar nicht.."

Kurz sieht er mich an und ich sehe wie er nachdenkt.

„Na dann ist es an der Zeit es zu lernen...", sagt er und kommt langsam auf mich zu.

„Ich weiß nicht....ich hab halt echt ein bisschen Angst...", erkläre ich ihm.

„Amara du musst keine Angst haben wenn ich bei dir bin. Ich würde niemals zulassen, dass dir was passiert..", sagt er und sieht mich dabei so intensiv an, dass ich mir nicht mehr sicher bin ob wir echt nur übers Schwimmen reden.

Ich kann nicht glauben, dass ich mich gerade echt dazu überreden lasse aber irgendwie gibt er mir das Gefühl, dass ich ihm vertrauen kann.

„Okay gut überredet. Aber du borgst mir dann ne Jogginghose und ein Shirt wenn meins durchnässt ist..", sage ich und lächle ihn an.

„Klingt nach einem guten Deal..", antwortet er zwinkernd.

Damian geht an mir vorbei zum Ende des Steges und beginnt sich seine Schuhe auszuziehen. Er zieht sich sein Shirt aus und bietet mir damit freien Blick auf seinen trainierten Rücken. Beschämt sehe ich weg, als ich merke dass ich etwas lange gestarrt habe.

Plötzlich höre ich ein Geräusch, was mich erstarren lässt. Damian öffnet seinen Gürtel und für einen Moment sehe ich Antonio vor mir. Die Wut in seinen Augen. Wie er seinen Gürtel öffnet. Das Geräusch. Seine Hände.

Ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und meine Atmung ist mittlerweile mehr eine Schnappatmung.

„Amara!", höre ich Damian besorgt rufen als er zu mir zurück sieht.

Panisch stehe ich einfach nur wie angewurzelt da und versuche meine Atmung in den Griff zu kriegen. Damian nähert sich vorsichtig und langsam, lässt mir aber genug Distanz.

„Amara hey! Was ist los? Hab ich etwas falsches gemacht? Bitte versuche ruhig zu atmen...", versucht er mich sanft zu beruhigen und ihm ist die Verwirrung über meine Reaktion in sein Gesicht geschrieben.

Ich kriege kein Wort raus und versuche einfach weiter meine Atmung zu beruhigen. Mein Blick schweift immer wieder zur der offenen Gürtelschnalle die an Damians Hose hängt.

Ich merke wie Damian fragend meinem Blick folgt und ebenfalls an sich runter sieht. Besorgt seufzt er aus.

Abrupt dreht er sich um und geht einige Meter von mir weg. Er schließt die Schnalle seines Gürtels und wendet sich mir wieder zu.

Für einen Moment stehen wir uns einfach ein paar Meter auseinander gegenüber und ich merke wie sich meine Atmung wieder beruhigt.

„Weißt du was? Meine Klamotten riechen vom Lagerfeuer so nach Rauch, dass ich die gleich im See mitwaschen werde..", unterbricht er die Stille und lächelt mich sanft an.

„Kommst du?", setzt er fort. Zaghaft nähere ich mich ihm paar Schritte bis zum Steg.

„Achtung, jetzt siehst du gleich den elegantesten Sprung den du jemals gesehen hast..", erklärt er mir und geht ein paar Schritte zurück um Anlauf zu nehmen.

„1....2....und....LOS!", ruft er und läuft den Steg entlang. Mit einem lauten Platscher lässt er sich in das Wasser des Sees fallen. Der Anblick löst in mir einen kleinen Lachanfall aus und ich habe das Gefühl, genau das ist sein Ziel.

Lachend und Kopfschüttelnd sehe ich ihn an als er wieder aus dem Wasser auftaucht.

„So jetzt bist du dran..", befiehlt er mir erwartungsvoll.

Verdammt ich kann doch jetzt nicht mit meiner Jogginghose schwimmen gehen. Aber was wenn er die ganzen neuen Wunden sieht? Obwohl es ist eh dunkel, und dann im Wasser sieht er es sowieso nicht.

„aber d-du musst dich kurz umdrehen okay?", fordere ich ihn auf.

Ohne nachzufragen dreht er sich um und bietet mir Raum mir meine Jogginghose auszuziehen. Mein Shirt lasse ich auf jeden Fall an, oben ohne Schwimmen geh ich ganz bestimmt nicht.

Unsicher gehe ich neben den Steg zu der kleinen Einstieg die im Sand verläuft. Ich setze einen Fuß vor den anderen und lasse meinen Körper an die Temperatur des Wassers gewöhnen...

AmaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt