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Die restliche Woche war ich nicht mehr in die Schule gegangen. Ich war plötzlich ziemlich krank geworden und kam nicht mehr aus dem Bett. Mir war das recht, ich wollte es sowieso nicht verlassen. Vielleicht verpasste ich viel Unterricht, aber erst einmal musste ich mir darum kümmern, dass es mir besser ging. Irgendetwas war komisch. Egal, wie gut es mir gehen könnte, es ging mir schlecht. Der Gedanke an Depressionen war sehr übel, deswegen verdrängte ich diesen auch wieder. Schließlich konnte das auch einfach nur mit meinem Gesundheitszustand zutun haben, aber auch damit, dass ich im Moment sehr einsam war. Helena und Jared hatten wieder angefangen zu arbeiten, genau so wie Mum. Ellie hatte ich verloren und mehr Menschen hatte ich nicht, die mich mochten. Niemand brachte mir Aufgaben für die Schule. Ich hatte keine Ahnung, was wir machten.

Es war Montagnachmittag, als es an der Tür klingelte. Zuerst überlegte ich, ob ich nicht einfach liegen bleiben sollte, aber entschied mich doch dagegen. Erschöpft ging ich die Treppe runter, was mich unheimlich viel Kraft kostete. Schließlich erreichte ich die Tür und öffnete sie langsam.

„Du siehst richtig scheiße aus, was ist dir denn passiert?!"

„Danke, sehr aufmunternd", sagte ich schwach und schien auf den Boden zu sinken. „Nicht einschlafen, hey. Wieso hast du jetzt überhaupt die Tür geöffnet?", fragte Elijah und fing mich geschickt auf. Vorsichtig setzte er mich auf den Boden. „Was machst du hier?", wollte ich wissen und gab mir Mühe, meine Augen offen zu halten. „Ich habe dir die Schulsachen gebracht. Außerdem wollte ich nachsehen, wie es dir geht", erwiderte Elijah. „Ich kann dich trotzdem nicht leiden", murmelte ich übermüdet.

„Was machst du nur für Sachen, Lilith", seufzte Elijah und hob mich hoch. Ich lag in seinen starken Armen, während er mich nach oben trug. „Welches ist dein Zimmer?", fragte der junge Mann. „Das schönste Zimmer ist meins", sagte ich mit letzter Kraft und schlief ein.

...

Es war spät am Abend, als ich aufwachte. Ich war noch immer viel zu erschöpft, um in die Küche zu gehen und mir etwas zu essen zu machen. Aber ich richtete mich auf und sah einen Elijah auf meinem Stuhl sitzen.

„Was genau machst du hier?", rief ich entsetzt. Wobei das Rufen eher ein Nuscheln war. „Ich habe dir die Schulsachen gebracht und wollte-" „Ich weiß wieder", unterbrach ich ihn und drehte mich um. Jetzt lag ich mit dem Gesicht auf meinem verschwitzten Kissen. Das war grauenvoll, ich war völlig schweißgebadet.

„Kann ich etwas für dich tun, Lilith?", fragte Elijah besorgt. „Nein, das kann ich von dir nicht verlangen", murmelte ich. „Lilith, ich will dir helfen. Deine Mutter hat mir gesagt, dass sie erst in drei Tagen zurück sein wird, da sie wegen der Arbeit kurz verreisen muss", sagte Elijah. „Sie ist weg?", rief ich entsetzt. „Sie hat mir ihr Vertrauen geschenkt und ich möchte dieses nicht missbrauchen. Lilith, was kann ich für dich tun?", fragte Elijah erneut.

„Also, kannst du vielleicht mein Bettzeug wechseln? Ich bin verschwitzt. Und ich hab Hunger. Muss... aufs Klo", murmelte ich. Verdammt, ich war so schwach und total am Ende.

„Brauchst du Hilfe, um ins- Was frage ich auch noch... Lilith, soll ich dich ins Bad tragen?", fragte Elijah. „Wäre nett", meinte ich und ließ mich von ihm hochheben. Elijah trug mich ins Badezimmer und ließ mich dort alleine, da ich doch ein wenig Privatsphäre brauchte. Als ich zurück ins Zimmer kam, was mich meine letzte Kraft gekostet hatte, war mein Bett neu bezogen. Ich ließ mich hineinfallen und schaffte es nicht einmal, mich umzudrehen.

„Du musst keinen Babysitter spielen", sagte ich schließlich. „Ich mache das gerne, hon- Nein, diesmal nicht", seufzte Elijah. „Ich kann dich trotzdem noch nicht leiden. Hunger", murmelte ich in mein Kissen. Elijah hatte mich trotzdem verstanden. „Was möchtest du essen?", wollte er wissen.

„Kannst du für uns Spaghetti kochen?", fragte ich und schaffte es doch, mich auf den Rücken zu drehen. Elijah verzog das Gesicht. „Ich hatte gehofft, du würdest sagen, ich soll Pizza bestellen, aber gut, ich probier's", meinte er. „Dann bestell' Pizza, wenn du keine Lust hast", sagte ich sofort. „Wenn du Spaghetti willst, mache ich's dir gerne", erwiderte Elijah. „Geh schon mal runter, ich werde mich umziehen und komme dann auch", antwortete ich.

„Soll ich dir die Sachen aus dem Schrank holen?", fragte Elijah. „Wieso tust du das?", wollte ich wissen. „Was?", sagte er verwirrt. „Wieso bist du hier und nicht Helena?", erkundigte ich mich. „Helena hat genug zutun, außerdem hat sie mir gesagt, dass es ihr lieber wäre, wenn ich bei dir wäre", meinte Elijah. „Gib mir einfach Unterwäsche, BH, eine Jogginghose und so ein T-Shirt", wechselte ich das Thema.

Ich sagte ihm, wo was war und Elijah gab mir alles, ohne sich über meine Unterwäsche lustig zu machen. Er verhielt sich einfach wie ein normaler Mensch. Es wunderte mich trotzdem sehr, dass Elijah hier bei mir war. Als würde er freiwillig mit mir Zeit verbringen wollen. Und um ehrlich zu sein, bis jetzt war seine Anwesenheit nicht so übel.

wild words ✓Where stories live. Discover now