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Elijah und ich machten uns auf den Weg zu einem Café, um zu frühstücken. Wir hatten zur Sicherheit einen Regenschirm mitgenommen, gerade war es aber nur bewölkt. Es schien, als wollte sie die Sonne durch diese Wolken durchkämpfen, was aber nicht ganz gelang.

Ich mochte es schon immer, wenn ich in London war, aber mit Elijah an meiner Seite war es tausendmal besser. Er war ein so toller Mensch, ich konnte nicht beschreiben, was ich fühlte. Diese Gefühle waren so überwältigend, und vorallem schön. Ich wüsste nicht, was wäre, wenn ich Elijah nie kennengelernt hätte. Mein Leben wäre langweilig geblieben und ich wäre wirklich komplett alleine. Die letzten Jahre hatte ich ja Ellie, bis Quentin gekommen war.

„Worüber denkst du nach?", riss Elijah mich aus meinen Gedanken. „Über dich und mich", antwortete ich. „Ach, was denn so?", wollte Elijah wissen. Unsere Hände baumelten ineinander hin und her, es war ein schönes Gefühl, Körperkontakt mit Elijah zu haben. Ich fühlte mich so verdammt wohl bei ihm.

„Ich denke darüber nach, wie umwerfend du bist", sagte ich einfach. „Inwiefern umwerfend?", fragte Elijah. „Du bist einfach umwerfend. Egal, was ist, du bist verständnisvoll und lieb zu mir, es ist so unglaublich", seufzte ich. „Du hast mir gezeigt, wie sich Liebe anfühlt. Ich würde dir alles von mir geben, ich gebe dir alles von mir", erwiderte Elijah.

„Deine Eltern lieben dich doch", sagte ich verdutzt und bereute es sogleich, da Cassandra bereits fort war und ich somit nur unnötig Wunden öffnete. „Sie lieben mich, weil sie meine Eltern sind. Du liebst mich einfach so", meinte Elijah. „Ich liebe dich, weil du so bist, wie du bist. Du lässt mir keine andere Wahl", entgegnete ich. „Ich werde dir niemals eine andere Wahl lassen", grinste Elijah. „Das hoffe ich doch."

Wir fanden nach zwanzig Minuten ein kleines Café, welches zwar gut besucht, aber nicht vollkommen überfüllt war. Ich hoffte einfach nur, dass wir später den Weg nach Hause fanden, denn während unserer Konversation hatte ich nicht gemerkt, wo wir langgegangen waren.

Wir setzten uns an einen Tisch für zwei und warteten, bis einer der Kellnerinnen zu uns kamen. Während des Wartens studierten wir die Speisekarte.

„Guten Morgen, was kann ich euch bringen?"

Ich erschrak und sah zu der Kellnerin, welche uns, beziehungsweise Elijah freundlich ansah. Mich schockierte der extrem auffällige Ausschnitt ihres Tops, durfte sie sowas überhaupt bei der Arbeit tragen? Normalerweise nicht, dachte ich mir.

„Ich hätte gerne Rühreier mit Speck und ein großes Glas Orangensaft", bestellte ich. Die Kellnerin nickte und wandte sich zu Elijah. Dieser hatte seinen Blick noch immer auf die Speisekarte gerichtet und ich spürte einen Anflug von... Stolz. Das war ziemlich seltsam, doch wenn mein Freund die halben Brüste einer Frau sehen könnte, aber darauf verzichtete, war das schon irgendwie toll.

„Für mich auch Rühreier mit Speck, aber ein Glas Wasser", sagte Elijah und sah die Kellnerin an. Ich erwischte mich, wie ich genau auf seinen Blick achtete. Aber Elijah hatte diesen bereits abgewandt, also ging die Kellnerin mit unserer Bestellung.

„Hast du ihren Ausschnitt gesehen?", fragte ich sogleich. Amüsiert sah Elijah mich an. „Der ist mir am Anfang aufgefallen. Wieso fragst du?", entgegnete er. „Na, darf man denn sowas bei der Arbeit tragen? Ich habe ja nichts dagegen, wenn sie dieses Top in ihrer Freizeit trägt, aber hier?", seufzte ich. „Der Chef wird's ihr schon sagen, wenn er die so sieht", meinte Elijah.

„Aber hast du gemerkt, wie die Kellnerin dich angeschaut hat?", fuhr ich fort. „Ich habe nur gemerkt, wie du mich beobachtet hast", sagte Elijah belustigt. Mein Herz machte einen Hüpfer. „Dann darfst du wohl weiterleben", antwortete ich zufrieden. Ich merkte, wie warm es hier drinnen war und zog meinen langen, schwarzen Mantel aus. Ich fand die Kerzen auf den Tischen unglaublich schön, auch die Beleuchtung war nicht zu hell, sondern in einem beruhigenden Ton.

„Danke, dass du mich mitgenommen hast, Lilith", sagte Elijah plötzlich. „Ist doch klar. Du bist mein Lieblingsmensch, Elijah", erwiderte ich. Und verdammt, diese Worte waren wahr. „Das bedeutet mir echt viel, Lilith. Vor allem, weil ich genau so über dich denke", meinte Elijah. Mein Herz schlug schon wieder etwas schneller, als er seine Hand auf meine legte.

„Hier ist eure Bestellung", unterbrach uns die Kellnerin. Entnervt sah ich sie an, diese bemerkte das. „Ich habe einen Freund, keine Sorge. Ein schönes Paar seid ihr", lächelte die Angestellte. Verdutzt sah ich sie und ihre ausgestreckte Hand an.

„Elena, und ihr seid?"

„Elijah, und das ist meine Freundin Lilith. Sie hat's nicht so mit anderen Mädchen", antwortete Elijah für mich. „Freut mich sehr. Ich bin auch ein sehr eifersüchtiger Mensch und wollte deinen Freund echt nicht so anschauen. Er sah meinem Freund echt ähnlich und ich war sehr verblüfft", erklärte Elena. „Kein Problem", erwiderte ich. Man musste mir ansehen, wie überfordert ich gerade mit der Situation war.

„Oh, entschuldigt mich, ich muss wieder gehen und wollte nicht stören. Aber ich möchte auch nicht, dass man von mir denkt, ich schnappe vergebene Jungs weg", meinte Elena. „Der Ausschnitt sagt was anderes!", rief ein junges Mädchen vom Nachbartisch, welches unser Gespräch mitbekommen hatte.

„Oh, mein Freund ist mit seinem besten Freund unterwegs und ich habe meinen Schlüssel vergessen, deswegen musste ich mir etwas von meiner besten Freundin anziehen. Man sieht ja, was für einen Style sie hat", seufzte Elena. Sie war eigentlich richtig nett und ich schämte mich, dass ich nicht so nette Gedanken hatte. Blöde Vorurteile schon wieder.

wild words ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt