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Ich hatte mich dazu entschieden, Elijahs Model zu spielen. Elijah hatte die Tür hinter sich zugesperrt und die Vorhänge zugezogen, damit mich niemand sah. Nun saß ich nackt auf einem Stuhl und blieb in derselben Position, wie Elijah mir befohlen hatte. Meine Brüste sollte ich mit meinem linken Arm verdecken, meine Mitte wurde von dem linken Bein versteckt, welches ich über das rechte gelegt hatte.

Während Elijah zeichnete, beobachtete ich ihn. Schon wieder fielen ihm die dunklen Haarsträhnen ins Gesicht, doch er ließ sich von denen nicht stören. Seine Hand glitt über das Papier, manchmal stoppte diese, damit Elijah einen Blick zu mir werfen konnte, um gleich danach weiterzuzeichnen.

„Ich habe meinem Vater nie geglaubt, dass ich eines Tages Bilder von nackten Frauen in meinem Zimmer hängen haben würde. Nie habe ich mich für deren Körper interessiert. Aber Lilith, verdammt, du bist so perfekt. Dein Bild werde ich zu hundert Prozent aufhängen", seufzte Elijah. „Ich dachte, ich kriege das", erwiderte ich beleidigt. „Wenn du das zweite Mal für mich posierst, dann kriegst du eines", antwortete Elijah und grinste süffisant. Es war, als würde er all die gute Laune, die in den letzten Wochen gefehlt hatte, jetzt rauslassen.

„Ich bin fertig", sagte Elijah eine halbe Ewigkeit später. Ich sprang auf und lief zu ihm, um das Bild anzuschauen. Und verdammt, es war so perfekt. „Elijah, du bist ein Naturtalent", staunte ich. „Schön und gut, aber du stehst gerade nackt neben mir und hast wohl vergessen, dass ich nur ein Mann bin", gab Elijah zurück. „'Tschuldigung", murmelte ich und errötete leicht. Hastig zog ich mir meine Sachen wieder an und kam zurück zu Elijah, um mir das Bild erneut anzuschauen. Wie wunderschön es doch war... Man sah, wie unglaublich gerne Elijah zeichnete.

„Spielst du mir etwas auf dem Klavier vor?", fragte ich. „Was möchtest du denn hören?", wollte Elijah wissen und legte die Zeichnung neben sich auf den Tisch. Dann schritt er rüber zum Klavier und öffnete dieses. „Wie wär's mit ‚Salamander Eyes' von dem Film fantastische Tierwesen, den wir letztens geschaut haben?", schlug ich vor. „Ah, ich liebe den Anfang des Soundtracks", seufzte Elijah und begann, das Stück für mich zu spielen.

Ich sah ihm zu, wie Elijah seine Augen geschlossen hielt und die Musik, welche er selbst machte, genoss. Seine Finger flogen nur so über die Tasten und verursachten wunderschöne Klänge. Und in diesem Moment drohte mein Herz zu platzen. Ich liebte diesen Mann so sehr und würde ihn nie wieder loslassen.

...

Da es Helena und Jared geschafft hatten, die Tickets einzutauschen, konnten wir später nach London fliegen. Ich war mir sicher, dass bei der Diskussion Geld geflossen war, aber es war mir relativ egal. Ich wollte jede einzelne Sekunde mit Elijah verbringen und genießen. So kam es, dass Elijah und ich uns auf den Weg zum Flughafen machte, mit dabei waren natürlich unsere Koffer. Kathy wusste schon Bescheid, dass wir kamen und hatte bereits ein Zimmer für uns vorbereitet.

Der Flug war ätzend, ich fand die Sitzplätze unglaublich ungemütlich. Umso schöner war das Gefühl, wieder auf festem Boden zu stehen, diesmal in Großbritannien. Ich sah mich aufmerksam nach Kathy um, sie sollte uns hier abholen.

„Bist du dir sicher, dass ich dort auch willkommen bin?", fragte Elijah zum gefühlt tausendsten Mal. „Aber natürlich bist du da willkommen! Du bist schließlich mein Freund", erwiderte ich und wuschelte ihm durch seine ohnehin schon zerzausten Haare, die ich doch so liebte.

„Lilith!", hörte ich die Stimme meiner großen Schwester. Und schon sah ich Kathy. Glücklich lief ich auf diese zu und schloss sie in eine feste Umarmung. „Freut mich, dass du hier bist. Oh, und du musst Elijah sein!", lächelte Kathy und begrüßte auch ihn.

„Kommt, dann fahren wir mal zu mir nach Hause. River sollte auch schon da sein und etwas kochen. Ihr seid doch bestimmt hungrig!", meinte Kathy. „Und wie!", grinste ich und schloss meine Hand um Elijahs. Wir gingen zu Kathys Auto und ließen uns auf der Rückbank nieder, nachdem die Koffer in den Kofferraum gelegt wurden.

„Dann erzählt doch mal, wie lange seid ihr jetzt zusammen?", fragte Kathy. „Ein bisschen mehr als ein Monat", antwortete Elijah. „Das ist schön, ihr passt wirklich gut zusammen. Manchmal habe ich mich gefragt, ob Lilith jemals einen Freund haben wird. Sie ist ziemlich dickköpfig", lästerte Kathy einfach mal. „Oh ja, das ist sie", schmunzelte Elijah. „Jaja, redet ruhig weiter, als wäre ich nicht da", brummte ich beleidigt.

„Ach, lass dich doch nicht ärgern, honey", grinste Elijah. Ich wollte und konnte nicht sagen, dass er damit aufhören sollte, da es ihm doch so gut ging und ich seine gute Laune nicht zerstören wollte. Sie war viel zu wertvoll. Insgeheim wollte ich doch, dass Elijah niemals damit aufhörte, mich zu nerven.

„Wir haben uns einen kleinen Hund geholt, ich hoffe, keiner von euch hat Angst oder ist allergisch", sagte Kathy, als wir vor ihrem Haus hielten. „Für mich ist das kein Problem", antwortete Elijah.

Mein Blick lag auf ihm, was er zu merken schien. Elijah wandte sich zu mir, seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. In diesem Moment wusste ich, dass alles gut war. Ich erkannte, dass es hier in London perfekt werden würde.

wild words ✓Where stories live. Discover now