Damals 3/3

529 21 3
                                    

Jacky atmete kurz durch. "Es war ehr eine Serie an Einsätzen, die irgendwie alle zusammengehören. Ich hatte Dienst auf dem NEF, den Arzt kannte ich noch vom Krankenhaus. Wir sind zum Autounfall gerufen worden. Von weiter weg hat man schon den Rauch vom Auto gesehen. Sobald ich das Kennzeichen sah, wusste ich, von irgendwoher kenne ich es. Es war eine Familie mit der ich, seit ich klein war, gut befreundet bin. Ich war mit dem Vater schon gemeinsam im Kindergarten. Die vier, oder ehr fünf, waren eine glückliche Familie, ein bisschen Bilderbuch like. Sie wollte in den Urlaub fahren. Dann war da plötzlich die Bewusstlosigkeit, von ihm. Er ist mit voller Geschwindigkeit in einen Baum. Die Fahrerkabine war ziemlich zerdrückt. Ich kam zum Auto und habe in sein Gesicht geblickt. Danach bin ich zur Frau, die Schwanger war. Bei ihr sah ich nur in die Augen, die bereits jegliches Licht verloren haben.
Wir kannten uns zwar noch nicht so lange, aber waren sofort miteinander befreundet. Obwohl es mittlerweile schon über 10 Jahre sind. Wir waren immer zusammen unterwegs, Mädelswochenende, wenn einer von uns mal Ruhe brauchte. Mit ihr konnte man über alles lachen, wenn sie da war war die Laune gut, ein richtige Sonnenschein. Die Tochter hätte in 2 Monaten auf die Welt kommen sollen. Ich weiß noch als sie strahlend vor meiner Tür stand, gesagt hat sie ist schwanger und ob ich Patentante werden will. Natürlich hab ich ja gesagt.
Zurück zum Einsatz. Wir haben alle sofort aus dem rauchendem Auto geholt. Kurz danach stand das Auto in Flammen. Er kam mit Hubschrauber in ein Krankenhaus. Der Sohn, der schon 10 war, kam mit leichten Verletzungen davon. Die Tochter, die 5 ist, ich meine war, hatte ebenfalls schwerste Verletzungen. Auch sie wurde ins Krankenhaus geflogen. Ich bin mit ihr mitgeflogen. Danach hatten wir noch zwei andere Einsätze. Der nächste Einsatz war an einer Brücke. Stichwort Suizid. Ich bin schonmal in die Richtung gegangen, als ich den Sohn erkannt habe. Ich habe probiert ihn davon abzuhalten, aber er ist gesprungen und war direkt Tod. Er hat es nicht ertragen, dass seine Mutter und ungeborene Schwester Tod sind. Ich dachte kurz er würde wieder auf meine Seite kommen, aber dann ist er doch gesprungen.
Ich kannte ihn seit seiner Geburt, auch wenn ich da nich nicht mal ansatzweise Erwachsen war. Wir hatten immer ein super Verhältnis. Wir beiden haben immer lustige Tage verbracht, immer aktiv. Mal klettern, schwimmen, Fußball spielen oder Segeln. Immer wenn es ihm schlecht ging hat er mich angerufen und wir haben irgendwas sportliches Gemacht. Wir hatten immer sehr viel Spaß.
Danach sind wir nochmal ins Krakenhaus gefahren, nach dem nächsten Einsatz. Ich wollte den Vater besuchen. Er lag auf der Intensivstation, wo er als wir da waren, für immer einschlief. In seinem Gehirn war ein unentdeckte Aneurysma, es ist geplatzt. Er ist an einer Hirnblutung gestorben.
Er war in meinem Leben so eine Art Rettungsanker. Er war da als ich so lange im Krankenhaus war, als einziger. Er war da, wenn ich Angst hatte schonwieder am Herz operiert zu werden. Er war da als ich von zu Hause rausgeworfen wurde. Er war immer da. Wir sind zusammen in den Urlaub gefahren, alles. Wir waren an dem Punkt, wo man den anderen besser kennt, als sich selbst. Wir waren fast eine Person. Dann war er weg. Das Licht in seinen Augen ist langsam erloschen. Damit ging auch die Hoffnung, egal was war er brachte mir Hoffnung.
Mein Kollege wollte das ich nach Hause gehe, aber ich konnte nicht, ich musste arbeiten. Wir waren noch eine halbe Stunde im Krankenhaus, bis wir alarmiert wurden. Als die Schicht rum war, musste ich noch auf dem Rettungswagen mitfahren. Ein Einsatz war ein Transport in eine andere Klinik. Wir sind also zum Krankenhaus, dort wurde uns die Tochter entgegen geschoben. Sie war in einem sehr schlechten Zustand und sollte wo anders operiert werden. Wir sind mit Martinshorn in die andere Klinik gefahren, doch auf dem Weg, hat ihr Herz aufgehört zu schlagen. Ich hab sofort angefangen zu reanimieren, über 1 Stunde. Dann kam die Entscheidung: Aufhören. Ich wollte und konnte noch nicht Aufhören, doch nach einer weiteren Viertelstunde konnte ich nicht mehr weiter machen.
So hatte ich einen weiter wichtigen Menschen verloren. Auch sie kannte ich ihr ganzes Leben. Ich weiß noch wie ich ihr zwei Monate vorher bei ihrem ersten Tag im der neuen Kindergartengruppe zwei kleine Zöpfe geflochten habe. Wie sie mich gefragt hat, ob ich mit ihr ein Prinzessinnenkleid kaufen gehe. Und das strahlen, wenn ich mal auf sie und ihren Bruder aufgepasst habe. Wir waren immer Eis essen, auf dem Spielplatz und Abends habe ich noch was vorgelesen.
Ich hatte in 4 Einsätzen in weniger als 24 Stunden die 5 wichtigsten Menschen die ich kenne Verloren, dass war mein schlimmster Einsatz, aber auch einer den ich nie vergessen werde." erzählte Jacky, obwohl sie zwischendurch immer wieder eine Pause machte. Am Ende begann ihre Stimme immer mehr zu zittern. "Mein Beileid. Es ist ja so schon schlimm genug, aber noch dabei zu sein. " sprach Franco sein Beileid aus, woran sich die anderen Anschlossen. "Wann war das?" fragte Oli interessiert. "Anfang des Pieeeep Jahres." begann Jacky, wurde jedoch vom Melder unterbrochen. Danch verlor sie kein Wort mehr über ihr Herz oder den Einsatz. Nach ein paar Versuchen gaben die anderen auf es zu ändern.

OS von ASDSWhere stories live. Discover now