Rollenwechsel 5/5

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"Magst du morgen wieder mitkommen? Oder du kannst auch bei Paula zu schauen. Ich bin morgen auf der Wache." fragte Phil.
"Ich würde gerne mit auf die Wache, wenn es dir nichts ausmacht."
"Macht mir absolut nichts aus. Dann hast du alle Rollen durch. Patientin im Krankenhaus, Praktikantin im Krankenhaus, Patientin vom Rettungsdienst und im Rettungsdienst und gesuchte der Polizei." lachte Phil.
"Mir hat die Praktikanten Seite besser gefallen." murmelte Jacky.
Wieder im Haus, probierte sie ihre Mutter zu erreichen.
GESPRÄCH
J: Hallo Mama
M: Was willst du?
J: Die Polizei hat herausgefunden, dass du mich alleine lässt. Wenn du bis Freitag nicht da bist, schalten sie das Jugendamt mit ein.
M: Wie kannst du nur? Wie kannst du das der Polizei sagen? So habe ich dich nicht erzogen.
J: Bist du betrunken?
M: Nein.
GESPRÄCH ENDE
Jacky hörte eindeutig, dass der letzte Satz eine Lüge war. Sie legte sich aufs Bett und dachte nach. Was würde am Freitag passieren? Würde sie überhaupt kommen? Sollte sie sich lieber aus dem Staub machen? Aber damit würde sie ihre Zukunft wegwerfen.
"Worüber denkst du nach?" fragte Phil.
"Die Zukunft."
"Und wie sieht die aus?"
"Das wüsste ich gerne selber. Was passiert am Freitag? Wenn meine Mutter nicht zurück ist?"
"Dann finden wir ein neues zu Hause für dich."
"Und wenn sie am Freitag da ist, passiert dann etwas?"
"Das weiß ich nicht. Aber es kann ja so wie es die ganze Zeit war nicht bleiben. Ich denke das weißt du auch."
"Stimmt. Wäre ich dann ein schlechter Mensch? Ich zerstörre damit mehrere Leben."
"Nein, wärst du nicht. Du würdest dich beschützen. Wo ist dein Stiefvater?"
"Weiß ich nicht. Ich denke auch Berlin."
"Wenn du morgen mit willst, solltest du jetzt schlafen gehen."
"Ja. Gute Nacht."
"Gute Nacht."
Und so schlief sie wieder ein. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, schrieb sie nochmal ihrer Mutter. Sie solle einfach schnell kommen, danach wäre alles gut. Danach machte sie sich fertig und saß schon fertig am Tisch, als auch Phil kam.
"Guten Mogen."
"Morgen."
"Ich wollte dir nochmal etwas erzählen. Als ich klein war, erging es mir ähnlich wie dir. Bei mir war es mein Vater. Meine Mutter bekam davon nichts mit. Bis ich mich eines Tages traute ihr alles zu erzählen. Wir sind noch an dem Tag ausgezogen. Danach hat sie mich alleine groß gezogen. Ich hatte auch Angst etwas zu sagen, als ich es dann gemacht habe, wurde es besser."
"Das tut mir Leid."
"Ist ja nicht deine Schuld. Ich wollte dir nur zeigen, dass ich dich verstehe."
Nach diesem Gespräch machten sich beide auf den Weg zur Wache und Abends wieder nach Hause.
"Und wie hat es dir gefallen?" fragte Paula am Abend.
"Gut."
"Hast du von deiner Mutter gehört?"
Ein Kopfschütteln.
"Das wird alles schon. Manchmal ist es befreiend, es einfach zu löschen." meinte Paula.
"Es ist immernoch meine Mutter."
"Verstehe ich."
"Müsst ihr morgen arbeiten?"
"Nein."
Jacky gähnte etwas.
"Du kannst ruhig ins Bett gehen."
"Ok, gute Nacht."
Damit ging sie in ihr Zimmer. Phil und Paula gingen kurz danach ebenfalls ins Bett. Morgens um 7 hörte Phil unten Geräusche. Er ging runter, um nachzusehen was los war. Paula lag immerhin neben ihm und schlief. Und er erwartete, dass Jacky noch schlief. Im Flur angekommen, zog diese jedoch gerade ihre Schuhe an.
"Wo willst du hin?" fragte er, woraufhin sie sich etwas erschreckte. Sie sah nur auf den Boden.
"Ist nicht schlimm, ich will nur wissen, wo du bist und ich bin mir sicher, dass du deine Medikamente noch nicht genommen hast."
"Morgen ist meine Zeugnisverleihung und ich habe noch kein Kleid. Und nächste Woche Freitag ist Abiball. Ich dachte ich wäre vielleicht zurück, bevor ihr aufwacht."
"Und du wolltest alleine gehen?"
"Ja."
"Wir fahren dich später dahin. Erstmal frühstücken wir." meinte Phil. Da kam Paula auch runter.
"Was ist los?"
"Sie hat noch kein Kleid für ihre Zeugnisverleihung morgen und wollte heimlich eins kaufen gehen."
"Wir können doch später gemeinsam eins kaufen." schlug Paula vor. So machten sie später einen Mädelsausflug.
Freitags hatten sich ihre Mutter immernochnicht gemeldet. So ging sie Abends alleine zu der Veranstaltung. Es tat ihr im Herzen weh, dass sie alleine da war. Doch das war irgendwie ihre Zukunft? Nur noch alleine überall hinzugehen. Am nächsten Morgen, gingen sie wieder zur Polizei. Dort wurde entschieden, dass sie erstmal bei den beiden bleiben dürfte. So hohlten sie die Sachen aus dem Haus.
Montag morgen, fand Jacky einen Brief auf ihrem Platz. Dieser beinhaltete die ersten Papiere zur Adoption. Und auch wenn es noch ein sehr langer Weg war, fühlte es sich gut an, am Abiball nicht alleine da zu stehen.

OS von ASDSWhere stories live. Discover now