deal with it

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Abends

Pov Enid

Wednesday kam eben erst zurück und schon saß sie an ihrer Schreibmaschine und hämmerte wie eine Gestörte darauf herum.
Eigentlich hatte ich mich an dieses Geräusch gewöhnt aber diesesmal nervte es mich enorm.
Gestresst versuchte ich zu Lernen aber dieses aggressive Tippen machte mich wahnsinnig.
"Kannst du ein bisschen leiser auf diesem Ding herum hämmern?"
"Tut mir leid."
Direkt wurde sie leiser, man merkte sofort den Unterschied.
Irgendwie tat sie mir ein bisschen Leid...
"Ist wohl nicht so gut gelaufen mit Xavier hm..?" murmelte ich.

Pov Wednesday

Als sie das fragte schossen mir direkt die Erinnerungen an vorhin in den Kopf, ich hob den Blick von der Maschine und starrte vor mir an die Wand, kurz danach war der Knall des Deckels zu hören, den ich dezent aggressiv auf die Maschine schlug.
Ich hörte Enids Schritte hinter mir welche immer näher kamen, bis sie hinter mir stehen blieb.
"Willst du darüber reden?.."
"Nein."
Ich stand auf, informierte sie kurz und knapp das ich mir in der Cafeteria unserer Schule was zu trinken kaufen gehe.
Diese hatte glücklicherweise rund um die Uhr geöffnet, sodass man sich zum Beispiel auch mitten in der Nacht etwas zu trinken oder Essen holen kann.
Ich nutzte die Chance um mich ab zu lenken, die Flure waren leer und schwach beleuchtet was sehr beruhigend auf mich wirkte.

Mit einer Flasche Wasser und einem Kaffee lief ich ganz entspannt zurück zu meinem Zimmer.
Enid sah mir schweigend zu, wie ich die Getränke auf dem Nachttisch abstellte und mich ins Bett verfrachtete.
Eiskaltes Händchen kam kurz danach an der Eckstange des Bettes hoch gekrabbelt und verschwand unter der Bettdecke.
Ich schnappte mir ein Buch doch bevor ich anfangen konnte zu lesen, fing Enid an zu reden.
"Wir schmeißen an Silvester ne kleine Party unter Freunden..."
"Schön für euch." entgegnete ich.
"Ich würde mich freuen wenn du auch dabei wärst.."
"Kein Interesse."
"Hm..ich hab gehört Xavier wird auch dabei sein.."
Diese Anspielung sollte mich wohl umstimmen, doch das Netz welches sie auswarf fing diesesmal keine Fische.
"Cool."
Sie seufzte, ehe sie aufstand und zu mir rüber kam.
Sie setzte sich auf die Bettkante und schaute mich eindringlich aber gleichzeitig ein wenig besorgt an.
"Was ist in dieser Hütte vorgefallen? Habt ihr euch gestritten..?"
Oh Enid..ganz im Gegenteil...
Einige Sekunden sah ich ihr stumm in die Augen.
Sie machte sich wirklich Sorgen, das erkannte man an ihrem Blick sofort.
"Nein, haben wir nicht.."
"Okay.. ich glaube ich lasse dich besser in Ruhe oder..?" fragte sie vorsichtig.
Ich nickte leicht.
"Ja, tut mir leid...ich will gerade einfach nicht reden. Aber mach dir keine Sorgen, wir haben uns definitiv nicht gestritten." versicherte ich ihr, gab ihr mit einem kleinen Lächeln zu verstehen das ich es ernst meinte.
Schnell änderte ihr Blick sich von Besorgt zu Erleichtert, sie schenkte mir ein süßes Lächeln und verschwand wieder auf ihre Seite.

3:23 Uhr

In dieser Nacht hatte ich den schlimmsten Traum bisher, es war das erste Mal das ich schweißgebadet aus dem Bett sprang, ich stand wirklich mit beiden Füßen auf dem Boden als ich realisierte das ich nur geträumt hatte.
Dieser Traum war sehr realistisch, ich sah die Gesichter klar vor mir, spürte die Schmerzen die anderen zugefügt wurden...
Die Schreie schallten immer noch durch meinen Kopf, obwohl ich bereits in der Dusche unter eiskaltem Wasser stand.
Ich träumte von Eugene, der für mich mittlerweile wie ein zweiter kleiner Bruder war, bei dem ich das Gefühl hatte ihn beschützen zu müssen, koste es was es wolle.
Ich wickelte ein Handtuch um mich und ein zweites benutzte ich für meine Haare, bevor ich zurück ins Zimmer ging und dort ein kleines Licht anschaltete um meinen Kleiderschrank besser sehen zu können.
Enid knurrte wieder im Schlaf, während ich mir etwas zum Anziehen raus suchte.
Ich sah zu ihr und seufzte, wünschte in diesem Moment einfach ich könnte sie wecken aber leider war das aufgrund ihrer Art absolut unmöglich.
Ich vermisste ihre Stimme gerade enorm, ich will gerade so gerne mit ihr reden, alles raus lassen was sie vorhin wissen wollte...
Gleichzeitig vermisste ich Eugenes Lispeln und sein zuckersüßes unschuldiges Lächeln, welches den ähnlichen Effekt wie das Aufgehen der Sonne hatte.
Am meisten vermisste ich Xaviers Nähe und er war auch, wie es das Schicksal so will, der Einzige zu dem ich gerade gehen konnte.
Aber ich ließ es sein, denn für einen kurzen Moment setzte mein Verstand wieder ein und erinnerte mich an meine Worte.

>Andere Mädchen würden behaupten Xavier ist ein Traummann, meine Meinung dazu war ein wenig anders.
Wie er immer für das Wohl Anderer sorgt ist ja alles schön und gut, jedoch kann ich auch alleine für mich sorgen.
Ich will nicht der Typ Frau sein, die vom Mann alles an den Arsch getragen bekommt und dadurch von ihm abhängig wird.<

Aber...kann ich wirklich für mich alleine sorgen?
In solchen Situationen wie Dieser würde ich behaupten das ich es nicht könne, doch wenn das so weiter geht werde ich am Ende wirklich von ihm abhängig, und das werde ich auf keinen Fall zulassen.
Nachdem ich mir was angezogen hatte, schaltete ich das Licht aus und legte mich wieder ins Bett.
Immer wieder hielt ich mir vor Augen:
>Du musst alleine damit klar kommen< ,
denn körperliche und seelische Abhängigkeit sollte auf keinen Fall ein Teil meiner charakteristischen Eigenschaften werden.

❆𝘴𝘭𝘰𝘸𝘭𝘺 𝘮𝘦𝘭𝘵𝘪𝘯𝘨 𝘪𝘤𝘦❆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt