Kapitel 4

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Louis:

Ein paar Wochen später hat die Uni angefangen. Die Handball-Saison läuft wieder, meine Brüder sind viel unterwegs und Arne geht jetzt von Montag bis Freitag in den Kindergarten. Er hat zwar noch keine wirklichen Freunde, aber er redet mittlerweile etwas mehr. Zumindest sagt er mir das immer, wenn ich ihn abhole. Wir waren auch schon bei weiteren Heimspielen, die Arne sehr genossen hat. 

Ich komme gerade aus der Uni zurück und muss Arne gleich erstmal abholen. Morgen fahren meine Brüder nach Hannover, wo sie am Sonntag spielen werden. Ich komme mit Niklas' Auto vor dem Kindergarten an und betrete das Gebäude. Dort mache ich mich auf den bekannten Weg und werde mal wieder fast von Arne umgerannt. „Hallo", lache ich und hebe ihn hoch. Er schlingt seine kleinen Arme um meinen Oberkörper und legt seinen Kopf müde auf meiner Schulter ab. Die Erzieherin komm auf mich zu und schaut besorgt zu Arne. „Er war heute wirklich ruhig. Seine Stirn ist auch etwas warm und du solltest das vielleicht mal überprüfen", erzählt sie. „Das mache ich", versichere ich, „dann gehen wir wohl auf dem schnellsten Weg nach Hause, oder Großer?" Er antwortet nicht, sondern nickt nur leicht. Ich greife in der Garderobe schnell nach seiner Jacke und wechsle kurz seine Schuhe. Dann nehme ich seinen Rucksack in die Hand und verlasse den Kindergarten. Zum Glück sind Magnus und Niklas schon zu Hause als ich ankomme. Ich hoffe sie können mir jetzt irgendwie helfen. 

Ich ziehe Arne schnell Jacke und Schuhe aus und trage ihn dann ins Wohnzimmer, wo Magnus auf seinem Handy rumscrollt. „Hi", begrüße ich ihn, „kannst du mir helfen?" „Was ist denn los?", will er wissen. „Er ist etwas warm und sehr müde. Wahrscheinlich hat er sich etwas eingefangen", erkläre ich. „Ich hole das Fieberthermometer", sagt er und steht auf. „Danke", sage ich. Wenig später steht fest, dass Arne ein leichtes Fieber hat. Ich bringe ihn in sein Bett, da er schon länger eingeschlafen ist. „Kommst du klar, wenn wir weg sind?", will Niklas wissen. „Ja", nicke ich, „ich schaffe das schon." „Du kannst uns jederzeit anrufen", verspricht Niklas. „Danke", lächle ich, „aber wir werden schon klarkommen."

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Magnus und Niklas kommen am Sonntagabend erst nach Hause, als Arne schon im Bett liegt. Ich umarme die beiden und beglückwünsche sie zu ihrem 27:29 Sieg. „Lou, wir müssen mit dir reden", kündigt Niklas an. „Ist alles in Ordnung?", will ich verwirrt wissen. „Ja", nickt Magnus, „mach dir keine Sorgen." Wir setzen uns also nebeneinander auf das Sofa und ich schaue die beiden erwartungsvoll an. „Also Lou, du weißt ja, dass Sven sich das Kreuzband gerissen hat. Wir haben im Mannschaftsbus etwas darüber geredet und da hat Rune vorgeschlagen, dass du als Ersatz bei uns spielen könntest. Wir haben Filip und Victor versprochen mal mit dir darüber zu reden", erklärt Niklas. „Seid ihr verrückt?", frage ich die beiden entsetzt, „ich könnte niemals bei euch mitspielen und ihr wisst das genau. Außerdem bin ich viel zu schlecht." „Es geht doch nur darum, dass wir Niclas etwas entlasten können", sagt Magnus, „und du bist gut, Kleiner. Du hast in der Jugendnationalmannschaft gespielt." „Nein", sage ich und verschränke meine Arme vor der Brust, „ihr wisst beide ganz genau, dass das niemals klappen würde. Ich bin für sowas nicht geeignet. Und die Jugendnationalmannschaft ist Jahre her." „Das sind nur fünf Jahre. Denk darüber nach", bittet Niklas. „Hört auf", fordere ich, „ich habe einen Sohn, ich bin kein guter Handballer, ich studiere gerade und ich bin körperlich nicht für sowas gedacht." „Lou", seufzt Magnus, „du spielst gut Handball, sonst hätte Rune das nicht vorgeschlagen. Und du bist genau wie ich und Niklas. Überleg es dir bitte. Wir können auch mit Filip ein Probetraining vereinbaren. Dann kannst du einfach mal schauen wie es läuft." „Ich überleg es mir", verspreche ich laut seufzend. „Gut", nickt Niklas, „bis morgen."

Am nächsten Morgen werde ich geweckt, als mein Sohn auf mein Bett klettert. „Guten Morgen", lache ich und ziehe ihn an meine Brust, „wie geht's dir, Großer?" „Gut", antwortet er und zieht leise seine Nase hoch. „Da ist jemand wohl wieder fit für den Kindergarten", lache ich, „ich freue mich, dass es dir besser geht." „Was machen wir heute?", will er aufgeregt wissen. „Ich muss gleich mit Onkel Magnus und Onkel Niklas reden", erkläre ich, „und dann bringe ich dich in den Kindergarten." „Ich will nicht", schmollt er. Ich seufze, es ist schade, dass er den Kindergarten so wenig mag. „Wollen wir dich erstmal anziehen?", frage ich ihn. „Nein", antwortet er und schüttelt seinen Kopf. „Aber wir wollen doch nicht den ganzen Tag im Schlafanzug verbringen", erwidere ich, „wir schauen mal ob wir etwas Gemütliches für dich haben." Ich nehme ihn auf meinen Arm und gehe in sein Kinderzimmer. Im Kleiderschrank suche ich nach ein paar Klamotten. Am Ende entscheide ich mich für eine Jogginghose und einen warmen Pullover. Dann ziehe ich mir schnell noch etwas über und gehe zusammen mit Arne in die Küche, wo die anderen beiden schon sitzen. „Guten Morgen", begrüßt Magnus uns, „wie geht es dir Arne?" „Gut", strahlt dieser. „Das ist doch schön", lächelt Niklas, „dann geht es wohl wieder in den Kindergarten." Arne und ich setzen uns mit an den Tisch und frühstücken etwas. „Hast du es dir überlegt?", will Magnus wissen. „Nein", sage ich leise, „ich verstehe es einfach nicht." „Komm doch heute einfach mal zum Training. Du trainierst mit und wir reden mit Filip", bittet Niklas. „Ich komme mit", gebe ich nach, „aber wirklich nur zum Test." „Natürlich", nickt Magnus, „ich informiere Filip." 

Morgen ist Derbyyy.

Lucky againWhere stories live. Discover now