Kapitel 16

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Rune:

Bei Louis angekommen schläft dieser noch. Vermutlich braucht er das nach der letzten Nacht auch. Ich lasse ihn noch etwas schlafen und melde mich dann mal bei Stine. Sie hat gerade zum Glück kein Training und wir können etwas telefonieren. Unterbrochen werden wir, als Louis verschlafen ins Wohnzimmer getrottet kommt. „Ich melde mich später nochmal. Ich liebe dich", sage ich zu Stine, was sie kurz erwidert und lege dann auf. „Guten Morgen", wende ich mich dann Louis zu, „wie geht's dir?" „Ganz gut", antwortet er und setzt sich neben mich, „wo ist Arne?" Er schaut mich dabei gestresst an. „Im Kindergarten", beruhige ich ihn, „ich habe ihn dort hingebracht und uns erstmal vom Training abgemeldet." „Danke", murmelt er, „für heute und für die Nacht." „Kein Problem", versichere ich, „dafür sind Freunde doch da. Willst du etwas frühstücken?" „Gerne", nickt er. „Dann komm mit", lächle ich und wir gehen in die Küche. Er holt sich etwas aus dem Schrank, während ich mich an den Tisch setze. „Du solltest dich übrigens mal bei deinen Brüdern melden", rate ich ihm, „vor allem bei Niklas." „Mache ich nach dem Frühstück", verspricht er. „Gut", nicke ich, „willst du eigentlich darüber reden?" „Weiß nicht", murmelt er unsicher, „es passiert jedes Jahr und es ist schwierig da rauszukommen." „Ich denke, dass sich das im Laufe der Zeit legen wird", sage ich, „nächstes Jahr solltest du darauf achten, dass wieder jemand bei dir ist." „Ich weiß", nickt er, „ich habe aber wirklich nicht daran gedacht." „Nächstes Jahr wissen Magnus, Niklas und ich davon. Wir können uns gegenseitig daran erinnern, oder ich nehme Arne für die Nacht zu mir. Das können wir dann entscheiden", schlage ich vor. „Ja, klingt gut", beurteilt mein Mitspieler, „ich werde mich dann mal bei Niklas melden." „Mach das", nicke ich. „Du kannst auch nach Hause fahren", versichert er. „Sicher?", hake ich nach. „Klar", nickt der Jüngere, „ich komme klar. Ich denke auch, dass ich heute Abend wieder zum Training kommen kann." „Wirklich sicher?", frage ich skeptisch. „Ja", lacht er, „ich bin das gewohnt. Es ist nur in dem Moment immer schlimm, aber am nächsten Tag denke ich gar nicht mehr dran. Mach dir keine Sorgen." „Na dann", seufze ich, „wir sehe uns später." „Bis dann", lächelt er, „und nochmal danke." „Immer gerne", versichere ich und schlüpfe in meine Schuhe. Er umarmt mich noch schnell. Dann verlasse ich die Wohnung und gehe zum Auto.

Louis:

Nachdem Rune gegangen ist setze ich mich auf das Sofa und im Wohnzimmer und schreibe in die Gruppe mit meinen Brüdern, dass sie mich in der nächsten Zeit anrufen können. Dann widme ich mich meinem Studium und sortiere erstmal ein paar Unterlagen. Zwischendurch werde ich unterbrochen als mein Handy klingelt. „Hey Magi", begrüße ich meinen Bruder. „Geht's dir gut?", will er sofort wissen, „Niklas hat mir erzählt, was los war." „Ja, keine Sorge", lache ich, „Rune wurde von Niklas herbestellt und er hat sich um Arne und mich gekümmert." „Zum Glück", seufzt mein Bruder erleichtert, „was war denn genau los?" „Ich hatte einen Flashback. Ich habe alles nochmal gehört und gespürt was er mir vor fünf Jahren angetan hat", erzähle ich. „Aber dir geht es gut?", will Magnus sichergehen. „Ja", antworte ich, „Rune hat Arne heute Morgen in den Kindergarten gebracht, uns vom Training abgemeldet und mich mal ausschlafen lassen. Ich habe das doch jedes Jahr. Mach dir einfach nicht zu viele Sorgen." „Falls nochmal sowas passieren sollte rufst du mich oder Niklas sofort an", fordert er. „Mache ich", verspreche ich, „aber ich müsste jetzt für ein Jahr Pause haben." „Trotzdem", meint er, „was hast du denn heute noch vor?" „Ich will mich noch ein bisschen ums Studium kümmern, mit Arne einen Handball kaufen, mit Arne im Trainingszentrum spielen und dann habe ich noch Training", liste ich auf. „Na dann hast du ja viel zu tun", lacht er, „ich habe noch Training, und 'ne Besprechung. Grüß den Kleinen mal von seinem Lieblingsonkel." „Mache ich", verspreche ich, „nur über die Bezeichnung lässt sich streiten." „Ach", winkt Magnus ab, „das passt schon." „Ich werde ihn mal fragen", grinse ich. „Mach das", fordert er. „Wo bist du eigentlich gerade?", will ich wissen. „In meinem Zimmer. Wir haben jetzt Mittagspause", erklärt Magnus, „Lasse ist auch hier und schaut mich schon die ganze Zeit an." „Mach mal auf laut", bitte ich und am anderen Ende des Telefonats hört man ein Rascheln. „Du bist auf laut", informiert mein Bruder mich. „Hallo Lasse", begrüße ich den anderen Dänen. „Hallo Louis", kommt es fröhlich zurück, „wie geht's? Magnus und Niklas waren sehr besorgt. Das ganze Training haben sie miteinander gesprochen und etwas diskutiert. Ganz gestresst die beiden. Ich kannte das gar nicht." „So schlimm waren wir nicht", beschwert sich Magnus. „Oh doch", widerspricht Lasse, „Niklas war schon ganz verzweifelt." „Lass mich in Ruhe", brummt Magnus und ich kichere daraufhin leise.

Nachdem wir das Telefonat beendet haben kümmere ich mich noch etwas um meine Unterlagen und packe dann Sportsachen für Arne zusammen. Anschließend steige ich ins Auto, um ihn abzuholen. Ich parke das Auto vor dem Kindergarten und gehe zu Arnes Gruppe. Ich begrüße seinen Erzieher kurz und gehe dann zur Bauecke, wo ich vermute Arne vorzufinden. Sie ist es dann auch. Er baut gerade mit Leon und einem anderen Jungen zusammen einen großen Turm. „Hallo Jungs", begrüße ich die drei und mein Sohn schaut mich sofort mit strahlenden Augen an. „Papi!", freut er sich und läuft auf mich zu. „Hallo Großer", lächle ich und umarme ihn glücklich, „wie geht's dir?" „Gut", antwortet er grinsend und nickt dazu wild. „Das freut mich", lächle ich, „Weil du heute Nacht ganz mutig warst habe ich heute noch eine Überraschung für dich." „Überraschung!", strahlt er. „Genau", nicke ich, „dafür müssen wir aber jetzt los." „Okay", nickt er und läuft zurück zu den anderen beiden Jungen. „Ich bekomme jetzt eine Überraschung!", verrät er ihnen, „bis morgen!" Die beiden verabschieden sich und Arne kommt zurück zu mir. „Na komm", sage ich und gehe mit ihm zur Garderobe, wo er in Jacke und Schuhe schlüpft. Wir verabschieden uns von seinem Erzieher und gehen zum Auto.

Mit dem Auto geht es dann in die Innenstadt, wo ich auf einem Parkplatz in der Nähe eines Sportgeschäfts parke. Arne ist schon ganz hibbelig und rutscht auf seinem Sitz hin und her. „Los geht's", beschließe ich und helfe ihm mit dem Gurt. Dann springt er fröhlich aus dem Auto und greift ungeduldig nach meiner Hand. „Da geht es lang", erkläre ich und zeige in die Richtung des Geschäfts. Wir gehen beide los und während ich zufrieden meinen Sohn beobachte springt er munter auf und ab. „Da ist es", informiere ich ihn, als ich den Eingang des Geschäfts erblicke, „komm mit." Ich stoße die Ladentür auf und gehe sofort mit Arne zur Handballabteilung. Dort kann man auch sofort die vielen bunten Handbälle sehen, die an Halterungen an der Wand hängen. „Du darfst dir heute einen Handball aussuchen", informiere ich meinen Sohn. „Ja!", ruft er freudig und stürmt zu den Bällen. Ich laufe lachend hinter ihm her und zeige ihm, wo sich die Bälle in der richtigen Größe befinden. Er schaut sich alle genau an und deutet dann auf einen einfarbigen, blauen Ball. „Den will ich", entscheidet er. Ich nehme ihn vom Gestell runter und gebe ihn an Arne weiter, damit er ihn mal anfassen kann. „Bist du sicher?", frage ich. „Ja", nickt er entschlossen. „Dann geht es jetzt zur Kasse", erkläre ich, „die ist dort." Ich zeige zu dem großen Kassenbereich und Arne springt fröhlich dort hin. „Pass auf!", rufe ich ihm besorgt hinterher, weil überall Dinge rumstehen oder rumliegen. „Ja Papi!", kommt es zurück, aber er springt weiter umher. Ich hole ihn grinsend ein und stelle mich an der kurzen Schlange an. „Da ist Onkel Niklas!", erkennt er ganz aufgeregt und zeigt auf ein Bild an der Wand. Unter diesem Bild hängen verschiedene THW-Trikots. „Da hast du recht", nicke ich. „Wann kommen Onkel Niklas und Onkel Magnus wieder nach Hause?", will er neugierig wissen. „Bald", verspreche ich, „am Wochenende. Jetzt spielen sie erstmal in einer anderen Mannschaft." „Nicht mit dir Papi", fragt der Kleine traurig. „Nein", lächle ich, „aber sie spielen für Dänemark, weißt du. Und wir sind auch ein Teil von Dänemark. Also spielen sie für uns." „Mhh", nickt mein Sohn. Die Person vor uns bezahlt ihre Teile und nun sind wir an der Reihe. „Legst du den Ball hier drauf", bitte ich Arne. Er streckt seine kleinen Hände nach oben und legt den Ball auf die Theke. Ich bezahle ihn schnell, verabschiede mich und dann verlassen wir den Laden. „Jetzt gehen wir zum Trainingszentrum und spielen etwas", erläutere ich meinen weiteren Plan. „Okay", sagt Arne fröhlich und spielt mit seinem Ball rum. „Halt den Ball fest. Sonst wird er dreckig", bitte ich ihn.

Wir kommen mit einem sauber gebliebenen Ball beim Trainingszentrum an und ich hole Arnes Sportsachen aus dem Kofferraum. Dann gehen wir zur Kabine, wo ich Arne etwas beim Umziehen helfe. Ich schlüpfe selber in meine Trainingskleidung und gehe dann mit Arne in die Halle.

Hallöchen zusammen, ein kurzes Zwischenkapitel für euch.
Was haltet ihr von den Ergebnissen bei der EM dieses Jahr so allgemein? Und vor allem diese kritische Entscheidung zwischen Frankreich und Schweden? Ich muss sagen, dass die Schiedsrichter überall mal seltsame Sachen gepfiffen haben, aber gerade bei einer solchen spielentscheidenden Situation sollte meiner Meinung nach immer der Videobeweis zur Hilfe gezogen werden. Er ist ja als Unterstützung da. Deshalb finde ich den Protest der Schweden gerechtfertigt. Schade nur, dass sie es nicht wie gegen Dänemark direkt nach der Situation machen, sondern erst nach dem Spiel.
Zu Deutschland: Ich finde das Halbfinale schon einen wirklich großen Erfolg, bei vielen schwachen Situationen im ganzen Turnier. Tatsächlich oute ich mich hier etwas gegen Knorr, aber er steht mir leider oft zu viel rum und das Spiel ist dadurch nicht flüssig. Eigentlich Supporte ich Deutschland von den Spielern nur wegen Rune, und weil es halt mein Heimatland ist.

Lucky againWhere stories live. Discover now