Kapitel 9

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Rune:

Damit hätte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Louis' Geschichte hört sich wirklich hart an. Das sieht man auch, als ihm die Tränen kommen und er seine Brüder dann so innig umarmt. Er hat in seinem Leben schon so viel durchgemacht und man sieht dieses starke Band zwischen den Landin-Brüdern. Nach ein paar Minuten lösen sie sich wieder voneinander und Louis schaut uns mit roten Augen an. Ich gehe entschlossen auf ihn zu und ziehe ihn in meine Arme. „Du bist hier herzlich Willkommen Louis", versichere ich, „du gehörst jetzt zu uns." „Danke", murmelt er, „wirklich." „Ich denke ich kann für uns alle sagen, dass du ein Teil der Mannschaft bist und jetzt bei uns bist. Da ist deine Vergangenheit doch total egal. Du bist ein Mann, genau wie wir anderen", sagt Piet. „Danke", strahlt Louis, „Arne wird übrigens zu allen Spielen mitkommen, weil ich ihn nicht einfach alleine lassen kann. Memel wird sich um ihn kümmern." Genau in diesem Moment wird die Tür geöffnet und Memel kommt mit Arne an der Hand herein. „Perfektes Timing", lacht Niklas, „komm zu Onkel Niklas, Großer." „Er wollte eigentlich zu seinem Vater", erklärt Memel, „zum Glück seid ihr alle noch angezogen." „Ich habe gerade noch meine Geschichte erzählt", berichtet Louis, „und du kommst zu deinem Papi, Großer." Arne schaut beide irritiert an und läuft dann zu Magnus, der ihn lachend hochhebt. „Hey!", beschweren sich die anderen beiden Landins, während Magnus ihnen die Zunge rausstreckt. „Kennst du mich noch?", frage ich den Vierjährigen. „Rune", nickt er und streckt seine Arme nach mir aus. Ich nehme Magnus seinen Neffen ab und setze Arne auf meiner Hüfte ab. „Also Rune ist bereit für Kinder", beurteilt Miha, „jetzt musst du nur noch Stine schwängern." „Nicht solche Worte vor meinem Sohn", beschwert sich Louis. „Außerdem ist das vollkommen die Entscheidung von mir und Stine", ergänze ich. „Also doch der Kindergarten", lacht Sander, der heute trotz Verletzung beim Training dabei war. „Ihr geht jetzt duschen und ich bringe Arne etwas Handball bei. Er liegt mir seit Wochen damit in den Ohren", beschließt Louis und ich gebe ihm seinen Sohn zurück. Die beiden verschwinden aus der Kabine und wir anderen begeben uns in die Dusche. „Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet", gibt Raffi zu. „Das wollte er auch so", meint Niklas, „er hasst alles aus seiner Vergangenheit, abgesehen von Arne. Er hat nach seinem Kreuzbandriss wie ein Verrückter auf Kraft und Schnelligkeit trainiert, weil er dachte, dass ihn sonst niemand als Mann sieht." „Wie war es eigentlich für euch?", will ich wissen. „Schwierig", antwortet Magnus. „Er hat viel gelitten und wir waren beide nicht mehr in Kopenhagen", erzählt Niklas, „wir waren viel in Kontakt und haben regelmäßig telefoniert. Aber wirklich helfen und ihn einfach mal umarmen konnten wir nicht. Wir haben uns so oft wie möglich getroffen, aber es war halt schwierig, weil er eigentlich unbekannt bleiben wollte. Arne wurde während des Trainingslager 2018 geboren und wir haben viel von unserem Neffen verpasst, weil Magnus ja dann auch in Kiel war. Das holen wir jetzt aber nach." „Ich glaube ich erinnere mich", grinse ich. „Das schlimmste war immer zu sehen, wie er während der Schwangerschaft immer tiefer in die Depressionen rutscht und wir ihm einfach nicht helfen konnten. Ich denke ihr habt die Narben alle gesehen. Er hat kurz vor der Geburt wieder aufgehört, weil er für den Kleinen da sein wollte", ergänzt Magnus. „Ich glaube er ist wirklich froh euch zu haben", sage ich, „ihr seid tolle Brüder für ihn." „Danke", lächelt Magnus, „wir geben unser Bestes."

Louis:

„Wohin gehen wir?", will Arne wissen. „In die Halle", erkläre ich, „vielleicht kannst du dann ja mal aufs Tor werfen. Das willst du doch schon so lange Mal machen. " „Au ja", strahlt er. „Wir können auch überlegen dich in einem Verein anmelden", schlage ich vor. „Ja", nickt er. „Wir fangen aber hier an", sage ich, „hier, nimm mal diesen Ball in die Hand." „Der ist zu groß", beschwert er sich. „Ich weiß", nicke ich, „in deinem Alter sind die immer noch etwas kleiner. Aber die haben wir hier leider nicht. Wir müssen es mit diesem Ball probieren." „Und jetzt?", fragt er überfordert. „Siehst du den Halbkreis dort?", frage ich, „da stellst du dich hin und versuchst auf das Tor zu werfen." Ich stelle mich zwei Meter vor das Tor und lasse Arne einfach werfen. Es sieht noch sehr wackelig aus. Also gehe ich mit dem Ball, der neben das Tor gerollt ist, wieder zu Arne und helfe ihm etwas bei der Wurfbewegung. „Wird hier schon der nächste Landin ausgebildet?", fragt Filip, der plötzlich die Halle betritt. „Irgendwer muss sich ja um Nachwuchs kümmern", lache ich, „die beiden anderen sind ja da nicht so schnell." „Papi, weitermachen", fordert der Kleine. „Ich komme schon", lache ich, „aber wir müssen bald aufhören, weil Onkel Magnus und Onkel Niklas dann nach Hause möchten." „Dann schnell", sagt er und ich komme grinsend mit dem Ball zu ihm.

Lucky againWhere stories live. Discover now