Kapitel 5

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Eine Stunde später sitzen wir zu viert im Auto. Im Kofferraum befinden sich drei Trainingstaschen und ein Kinderrucksack, und Arne sitzt mit seinem Lieblingskuscheltier neben mir. Wir kommen am Kindergarten an und ich steige mit Arne aus. Ich schultere seinen kleinen Rucksack und greife nach seiner Hand. Gemeinsam betreten wir den Kindergarten und gehen zu seiner Gruppe. Dort helfe ich ihm beim Ausziehen von Jacke und Schuhen, und zusammen betreten wir den Gruppenraum. Ich begrüße die Erzieherin kurz und verabschiede mich dann mit einer langen Umarmung von Arne. Danach verlasse ich das Gebäude und steige wieder ins Auto.

Wir kommen am Trainingszentrum an und steigen alle erstmal aus dem Auto aus. Danach gehen wir zu dem Büro von Filip und klopfen erstmal an. Ein lautes „Herein!" ertönt es von innen und Niklas öffnet die Tür. „Guten Morgen", begrüßt Filip uns und wir erwidern es. „Magnus hat mich ja schon informiert, dass Louis heute vorbeikommt. Was habt ihr denn jetzt vor?", will der Trainer wissen. „Wir hatten den Vorschlag, dass er einfach mal mittrainieren kann", erzählt Niklas, „dann schauen wir ob es passt." „Dann machen wir es doch so", meint Filip, „das klingt nicht schlecht. Wir reden dann nach dem Training nochmal." „Okay", nicke ich, „bis dann." „Dann lass uns mal in die Kabine gehen", meint Niklas, „bis später Filip." „Bis gleich", verabschiedet er sich von uns und wir gehen zur Kabine.

„Setz dich einfach auf den Platz von Sven", sagt Magnus. Ich steuere auf den Platz zu und lasse mich einfach fallen. „Krass", murmle ich, „beim letzten Mal war ich nur einfacher Besucher und es war total unangenehm." „Tja, so ist das als Handballprofi", grinst Niklas. „Ich und Profi?", frage ich ihn, „das kannst du gleich wieder vergessen." „Akzeptier es doch einfach", seufzt Magnus. Im selben Moment kommen die beiden neuen Spieler Eric und Karl herein. „Guten Morgen", begrüßt Niklas die beiden und sie erwidern es. „Ich bin Louis", stelle ich mich vor, „ich weiß nicht, ob Eric sich noch an mich erinnert. Karl war damals jedenfalls noch nicht hier. Auf jeden Fall mache ich eine Trainingseinheit mal mit um zu schauen, ob ich Sven ersetzen könnte." „Das haben wir schon in unsere Mannschaftsgruppe geschrieben", lacht Niklas. „Da wollte ich es einmal erklären", schmolle ich. „Du wirst darüber hinwegkommen", meint Magnus. Die beiden Neuen setzen sich stumm auf ihre Plätze und mustern mich etwas. Unsicher rücke ich mir das Trikot von Magnus zurecht, was ich mir zu Hause schon übergestreift habe. Und sofort blicke ich wieder auf die Narben auf meinen Unterarmen. Ich kann mittlerweile dazu stehen, aber es ist mir trotzdem unangenehm, dass alle das sehen können. „Alles in Ordnung?", fragt mich Magnus, der plötzlich vor mir kniet. „Ja", nicke ich und schaue wieder auf meine Unterarme. „Hey, es ist in Ordnung", meint er und greift nach meinen Händen, „du bist jetzt schon lange clean. Du hast es geschafft dich davon zu lösen. Du hast diesen Teil von dir hinter dir gelassen und das ist doch etwas Schönes." „Ich will nur nicht, dass alle denken ich wäre psychisch labil", erkläre ich. „Das denken sie nicht", versichert mir mein älterer Bruder, „das ist jetzt schon ein paar Jahre her und du verletzt dich nicht mehr. Außerdem sind Niklas und ich jederzeit bereit dich zu verteidigen." „Danke", murmle ich. „Du musst dich nicht bedanken", meint er, „wir sind deine großen Brüder."

Pünktlich zum Trainingsbeginn stehen alle in der Halle und Filip ruft uns alle nochmal zusammen. „Alle mal herhören", fordert er, „wie ihr schon in der Gruppe gelesen habt und hier sehen könnt ist Louis heute mal dabei. Wir wollen das einfach mal testen und dann weiterschauen. Willst du noch was sagen, Louis?" „Ähm", mache ich unsicher, „ja, ich bin Louis und schaue heute mal ob es klappt. Macht euch bitte einfach nicht zu viele Hoffnungen. Ich habe lange nicht wirklich gespielt." „Wir fangen jetzt an uns aufzuwärmen", kündigt Sprengi an. Sofort setzen sich alle langsam in Bewegung und ich geselle mich einfach mal zu Magnus.

Das Training läuft insgesamt ganz gut. Natürlich kann ich absolut keine Spielzüge und bin sonst auch schwächer als die anderen. Aber es beschwert sich keiner und ich versuche einfach mitzuhalten. Das Trainingsspiel ist dann etwas einfacher. Hier ist es auf Außen nicht mehr so viel direkter Zweikampf und werfen kann ich ja. Nach dem Training gehen die anderen recht schnell in die Kabine, während Magnus, Niklas und ich noch bei Filip, Sprengi und Victor bleiben. „Also, wie siehts aus?", fragt Victor. „Also ich denke, dass sich darauf aufbauen lässt", meint Filip, „du wirst dich hier bald einspielen und könntest eine große Hilfe sein. Neben dem Mannschaftstraining würde ich bei dir aber noch etwas individuelles Training ansetzen, wo wir dein Knie etwas mehr stabilisieren und die Sprungkraft wieder aufbauen." „Sehe ich ähnlich", nickt Sprengi, „aber das muss Louis selbst entscheiden." „Ich würde gerne hier spielen" antworte ich, „und wenn die Mannschaft das so sieht bin ich auch dabei. Aber ich glaube, dann müsste ich euch noch etwas wichtiges über mich mitteilen." „Bist du sicher?", fragt Magnus, der sofort weiß was ich ihnen mitteilen möchte. „Ja", nicke ich. „Bist du dir wirklich sicher?", will Niklas besorgt wissen. „Ja", nicke ich nochmal, „sie müssen es erfahren. Und das Team später auch." „Ich bin bei dir", verspricht er und legt seine Hand auf meiner Schulter ab. Magnus legt seine Hand auf die andere Schulter. „Danke", lächle ich und schaue zum Trainerteam und erzähle ihnen die Wahrheit über mich. 

Hallöchen. Ich war von Montag bis Freitag in Prag. Es ist eine wirklich schöne Stadt, auch wenn alle Tschechen etwas unsympathisch wirkten und sehr wild Auto fahren.

Nach zwei ganzen trainingsfreien Wochen für meine halbe Mannschaft hatten wir heute unser erstes Saisonspiel und sind nach einem Spiel Tabellenführer, wuhu. Vermutlich nicht lange haha, aber wir konnten auch mit 6 verschiedenen Torhüterinnen deutlich gewinnen.

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