Scary

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Tim Drake x Bernard Dowd
DC
Gay, Bisexual

Wörter: 1061

Tim sah Bernard an. Sie saßen zusammen am Fußende von Bernards Bett und wechselten sich mit den Missionen für ein Videospiel ab. Tim war deutlich schlechter darin als sein bester Freund. Irgendwie überraschend, wenn man bedachte, dass er genug Brüder hatte, die mit ihm hätten üben können. Aber er würde auch nicht sagen, dass er sich tatsächlich schlecht anstellte.

Er warf einen Blick über seine Schulter zu der Pride Flag, die über Bernards Bett hing. Sie hatten nie wirklich darüber gesprochen. Irgendwann war Bernard einfach ein bisschen zu lange im Unterwäsche-Gang eines Klamottenladens stehen geblieben, hatte gegrinst und gesagt, dass das der Ort war, an dem es ihm hätte klar werden sollen.

Tim hatte ewig nicht verstanden, was Bernard gemeint hatte. Er hatte gut fünf Minuten gebraucht, um zu realisieren, dass Bernard sich gerade bei ihm geoutet hatte. Und Tim konnte ihm die Art und Weise nicht unbedingt böse nehmen. Die immer gleich aussehenden Six-Packs und Beulen, die auf die Packungen von Boxershorts gedruckt waren, waren ihm mittlerweile ziemlich egal. Aber mit dreizehn oder vierzehn Jahren hatte er sich auch nochmal danach umgedreht.

Danach war es nie wieder zur Sprache gekommen. Nicht mal in dem Laden hatte Tim etwas gesagt. Er wusste nicht, was er hätte sagen sollen. Es war kein Problem - natürlich nicht. Er war selbst bisexuell. Obwohl er nie den Mut gehabt hatte, Bernard das zu gestehen. Bernard war schwul. Es war einfach irgendwann so gewesen.

Für Bernard selbst war es schon immer so gewesen. Aber Tim hätte es nie erwartet. Bernard hatte keine Pride Pins an seinem Rucksack. Keinen Pride Emoji in seiner Social-Media-Bio. Nicht mal die Flagge über seinem Bett hatte schon immer dort gehangen. Tim wusste nicht mal mehr genau, wann sie dort aufgetaucht war, aber eines Tages hatte Bernard ein Selfie von ihm und einem neuen Videospiel geschickt und die Flagge war im Hintergrund gewesen.

Tim zog sein Handy hervor und hielt es so, dass Bernard nichts sehen konnte. Er öffnete Pinterest und tippte bisexual boy in der Suchleiste ein. Dann klickte er auf den Search Button und nur etwa eine Sekunde später starrte er einen Haufen halbnackter Typen mit Six-Packs an.

Er scrollte weiter nach unten und starrte auf mehr Six-Packs. Mehr halbnackte Typen, die sich in weiße Bettwäsche wickelten, als ob wirklich jemand so im Bett liegen würde. Langsam kamen immer mehr feminine Männer. Dann schwule Paare. Und immer wieder die Bi-Flagge.

Tim wusste nicht, was er erwartet hatte. Aber das fühlte sich falsch an.

Er klickte wieder auf die Suchzeile und tippte ein aesthetic an die bereits bestehende Suche. Dann klickte er wieder auf den Search Button und wartete. Es wurde nur schlimmer.

Mehr Bi-Flaggen. Mehr feminine Männer. Mehr Sprüche.

Er schloss die App und schlang seine Arme um seinen Oberkörper. Er wusste nicht mal, was er erwartet hatte. Wie sollte man bisexuell aussehen? Und war das wirklich, worum es ihm ging? Er wusste doch nicht mal, was er wollte!

"Hey, Tim. Was ist los?" fragte Bernard plötzlich. Tim zuckte zusammen und starrte ihn an, wie ein erschrockenes Reh.

"Ich mag Jungs." platzte es aus ihm heraus und er sah die Überraschung auf Bernards Gesicht. Nur für einen Moment. Dann lächelte er. Er musste nicht nachfragen, wie Tim es meinte. "Okay." sagte er sanft. "Ich mag auch Mädchen." murmelte Tim ein bisschen ruhiger. Wieder nur ein sanftes Lächeln: "Okay."

"Ich glaube, ich bin bisexuell." "Cool." Bernard legte den Controller trotzdem hin und drehte sich mehr zu Tim. "Willst du darüber reden?" fragte er sanft. Tim zuckte mit den Schultern. "Ist es immer so... gruslig?" fragte er vorsichtig und spürte wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Sofort starrte er auf die Matratze, hoffend, dass Bernard nichts sehen konnte.

"Ja. Ich würde dir gerne sagen, dass es nicht so ist, aber... Ich hatte auch Angst." "Hast du schon mal einen Jungen geküsst?" fragte Tim und wurde noch röter. "Ja. Und du?" "Nein. Ich hatte irgendwie immer Angst. Auch als ich es herausgefunden habe." "Okay. Willst du einen Jungen küssen?"

Tim riss den Kopf nach oben und starrte Brendan verwirrt an. Brendan lächelte leicht. "Komm schon, wir sind beste Freunde. Außerdem habe ich bisher jede Quest auf Anhieb geschafft, während ich dir auch noch ständig den Arsch retten musste! Ich glaube, ich habe mir eine Belohnung verdient!" "Be- Belohnung?" fragte Tim verwirrt und Bernard grinste, lehnte sich nach vorne.

"Niemand muss es wissen. Und du kannst sicher gehen, dass dein erster Kuss mit einem Jungen kein Reinfall ist." "Oh, weil du ein so toller Küsser bist, oder was? Pff, ich glaub's auch!" Tim tippte sich lachend gegen die Stirn. Bernard grinste und griff Tim im Nacken, zog ihn an sich.

Er hielt inne kurz bevor sich ihre Lippen trafen. Tim starrte ihn geschockt an. Dann biss er sich auf die Unterlippe und sein Blick wanderte nach unten, traf kurz die Lippen des anderen, bevor er schnell wieder hoch guckte. Bernard sah ihn abwartend an, ein sanftes Lächeln auf den Lippen.

"Okay..." murmelte Tim.

Bernard schloss den letzten Abstand zwischen ihnen und presste seine Lippen gegen die von Tim. Tim keuchte auf, klammerte sich an Bernards T-Shirt fest. Er wollte nicht, dass es schon wieder vorbei war. Aber Bernard ließ ihn nicht los. Stattdessen rückte er näher und schlang seinen Arm um seine Seite, drückte Tim langsam zurück.

Kurz darauf lag Tim auf der Matratze, seine eine Hand in Bernards Haaren vergraben, die andere immer noch in sein T-Shirt gekrallt. Bernard küsste ihn liebevoll. Wurde langsam drängender.

Es war nicht wie ein Kuss mit einem Mädchen. Bernard schmeckte ganz anders. Sein ganzer Körper fühlte sich anders an. Tim fühlte sich ganz anders als mit einem Mädchen.

"Nicht!" flüsterte er, bevor er sich selbst stoppen konnte, als Bernard sich löste. Sofort wurde er rot und sah zur Seite. "Ich würde dich gerne wieder küssen, Tim Drake." "Dann küss mich nochmal. Hör am besten nie wieder auf." "Wir würden ersticken!" "Dann würde ich glücklich sterben." Bernard lächelte und strich Tim eine schwarze Strähne aus der Stirn: "Wie wäre es, wenn ich dich jetzt nochmal küsse? Und dann nochmal. Und dann nochmal. Und morgen auch. Und übermorgen. Und für immer..." "Das klingt ziemlich gut." "Besser als sterben?" "Küss mich nochmal und ich sage dir, ob ich je wieder aufhören kann..."

"Auch wenn es gruslig ist?"

"Mit dir ist es nicht gruslig."

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