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Ray x Erik
Original Characters

Wörter: 745

"Wenn du wählen könntest, was für eine Geschichte du wärst, was wärst du?"

Erik zog eine Augenbraue hoch und sah von seinem Handy auf: "Was zur Hölle ist das für eine Frage?"

Ray zuckte mit den Schultern und klickte den Stift in seiner Hand, bevor er erneut mit den Schultern zuckte. "Ich weiß nicht. Ich wäre gerne eine bessere Geschichte." "Wie meinst du das?" "Ich bin ein Junge, der irgendwo in einem Kaff lebt. Ich habe wenige Freunde. Ich arbeite in einem Kino. Ich mag Meerestiere - nein, immer noch nicht zum Essen. Ich mag Musik und ich lese und schreibe gerne."

"Und?" fragte Erik verwirrt.

"Genau. Und? Das ist die langweiligste Geschichte auf diesem Planeten! Hast du jemals ein Buch gelesen, in dem es darum geht, dass jemand in einem kleinen Dorf wohnt und komplett alltägliche Dinge tut? So was tut sich doch keiner an!" Ray legte sein Notizbuch auf den Tisch vor sich, stapelte es auf seine viel zu dicken Geschichtsbücher, die im Unterricht eh nie benutzt wurden und er trotzdem mit sich rumschleppen musste.

Erik zuckte mit den Schultern: "Gut, okay. Aber ich glaube nicht, dass Menschen gute Geschichten hergeben. Am Ende wohnen wir alle nur irgendwo und tun Dinge, die für uns total alltäglich sind. Keiner von uns rettet nachts die Stadt oder ist ein Astronaut, der mit einer Raumstation einen neuen Planeten für die Menschheit sucht. Und Zombies töten wir auch alle nur auf dem Computer."

"Zombies sind komplett überbewertet und eine Idee, die zu oft benutzt wird, es-" "Nicht der Punkt." unterbrach Erik ihn. Er hatte sich nach vorne gelehnt, seine Ellenbogen auf seinen Knien abgestützt.

"Richtig, sorry. Und ich glaube, du hast Recht. Menschen sind keine guten Geschichten, aber... Es gibt Dinge, im Leben, die gute Geschichten sind! Liebesgeschichten... Freundschaften... Denkst du nicht?"

"Du redest wie ein Buch." stellte Erik nur fest und ließ sich wieder gegen die Rückenlehne seines Stuhls fallen, kippelte ein bisschen nach hinten als sein Gewicht das Holz traf.

"Ich wäre ein schlechtes Buch. One-Star-Read, likeable characters but the rest was kind of boring." murmelte Ray und griff sein Buch wieder, zupfte mit der anderen Hand an seinem Metallica-Shirt, welches daraufhin ein wenig lockerer auf seiner Brust lag.

Erik rutschte auf seinem Stuhl nach unten, stützte die Füße gegen die Kante von Rays Stuhl und nahm sein Handy wieder in die Hand, um weiterzuspielen. 

"Traumata." sagte er dann ohne aufzusehen.

Ray zog eine Augenbraue nach oben: "Was?"

"Traumata. Traumata geben gute Geschichten ab."

"Woher willst du das wissen? Du weißt doch nicht mal, wo du ein Buch herbekommst." "Ha-ha." erwiderte Erik. Sein Ton war so trocken und sein Gesicht so ausdruckslos, dass es Ray zum Lachen brachte.

"Gut, vielleicht hast du Recht. Jeder mag eine tragische Geschichte. Aber ich glaube nicht, dass ich das verkraften würde. Ein Buch schreiben, bei dem nichts Gutes passiert und alles nur wehtut. Ich glaube, meine mentale Stabilität würde das nicht wirklich mitmachen."

"Welche mentale Stabilität?"

Ray riss die Augen auf: "Hey!" Erik grinste ihn nur an. 

"Außerdem werden Trauma-Geschichten nur dann gut, wenn es jemanden gibt, der sie sich anhört." "Dann hast du ja Glück, dass du nie aufhörst zu reden. Jemand wird sich deine Geschichten schon irgendwann anhören." "Aber jemand soll sie lesen. Und wenn ich auch nur annähernd so viel schreiben würde, wie ich rede, dann hätte ich keine Probleme mehr."

"Aber dann wäre es ziemlich still in meinem Leben. Wenn du multitasken könntest, dann wäre das alles ja kein Problem, aber so... Wenn du schreibst, tippst du nur auf deiner Tastatur rum, wie ein Irrer und sagst kein Wort mehr. Wer würde mich denn dann unterhalten?"

Erik machte Jazz-Hände und zog eine seltsame Grimasse, die er vermutlich für lustig hielt. Ray zeigte ihm seinen Mittelfinger.

"Du liebst mich." Er klimperte mit den Wimpern, aber Ray verdrehte nur die Augen und zog sich seine Kopfhörer wieder über die Ohren, zog seine Beine zu sich auf den Stuhl und stellte sein Notizbuch auf seinen Knien ab, um das Grinsen auf seinen Lippen zu verstecken.

Als er gerade mit der Hand, mit der er nicht das Notizbuch balancierte, die Musik auf seinem Handy anstellen wollte, erschien eine Nachricht am oberen Rand seines Displays.

IDIOT: Ich mag die Geschichte, die du bist. Einziges Buch, das ich lesen würde...

Ray lächelte und öffnete den Chat. Der Schriftzug Type your message here verschwand, als er das erste Zeichen für seine Nachricht tippte. Ein simples "<3".

Obwohl Erik trotzdem noch ein Idiot war.

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I think I'm starting to find my vibe with them...

I would love some more feedback to them :)

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