Religion and beauty

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Victor Vale x Eliot Cardale
Vicious
Gay, Asexual

Wörter: 656

Victor war sich sicher, dass er es nie verstehen würde. Diesen Blick, den Eli in den Augen hatte, wenn sie an einer Kirche vorbei gingen. Wie er in jedes Gebäude, das auch nur annähernd mit seinem Glauben zu tun hatte, hineingehen wollte. Wie er vor ihrem Bett auf die Knie sank, die Augen schloss und betete.

Victor hatte den Glauben an einen Gott, wenn er je an einen geglaubt hatte, schon lange verloren. Aber bei Eli war es anders. Er fand Sicherheit in seiner Religion. Das würde Victor ihm sicher nicht kaputt machen, auch wenn er sich noch darüber lustig gemacht hatte, als er Eli erst kennengelernt hatte.

Wahrscheinlich würde er die Schönheit, die Eli in seiner Religion fand, nie finden. Nie erkennen. Und irgendwie wollte er das auch nicht. Er hatte sein Leben selbst in der Hand und er würde es sicher nicht einer vielleicht existenten Kreatur in einem Reich, das er nicht erreichen konnte und - selbst wenn es existierte - wahrscheinlich auch nie würde, überlassen. 

Ein Pastor, den er mal in der Kirche getroffen hatte, als Victor im hinteren Teil der Kirche auf Eli gewartet hatte, der in einer der mittleren Reihen betete, hatte ihm gesagt, dass Victor nie inneren Frieden und die Schönheit in der Welt finden würde, wenn er nicht zur Religion fand. Am liebsten hätte Victor ihn mit seinem Rosenkranz erwürgt.

Aber er wusste, dass Eli das wahrscheinlich nicht gutheißen würde. Und außerdem wusste er, dass der Pastor falsch lag. Er brauchte keinen Gott und keine Kirchen, um die Schönheit der Welt zu sehen. Er sah sie jeden Tag.

In Eli.

Eli, der sich verschlafen in seine Seite drückte, viel zu laut seinen Kaffee schlürfte und Victor zwang ihm aus seinem Buch vorzulesen.

Eli, der sein Gesicht im Winter immer in die Sonne hielt, um seine rote Nase zu wärmen.

Eli, der immer wieder Witze machte, dass die bunten Kirchenfenster, die seine Haut in allen Farben des Regenbogens leuchten ließ, eigentlich Schuld waren, dass er queer war.

Eli, der Victors Hand in großen Menschenansammlungen nie losließ, um sicher zu stellen, dass sie nicht voneinander getrennt wurden.

Victor würde nie vor einem Gott auf die Knie sinken. Er glaubte nicht an einen Gott. Aber wenn er daran glauben würde, dann nur weil Eli existierte. Nicht, weil er versuchte, Victor von seiner Religion zu überzeugen, nein, weil er so perfekt war, dass es nicht möglich schien, dass er von Menschen erschaffen worden war.

"Victor." sagte Eli sanft. "Was?" Victor schreckte aus einer Starre auf, griff Elis Hüfte, als wäre er bereit ihn an sich zu ziehen und vor einem Kugelhagel zu beschützen. Aber Eli lächelte ihn nur ruhig an, platzierte seine Hand - seine Finger noch immer umflochten von dem Rosenkranz aus dunkelroten Perlen und einer silbernen Kette mit einem silbernen Kreuz - auf Victors Brust.

"Ich bin soweit. Wenn du willst, können wir gehen." lächelte Eli. Victor sah sich in der Kirche um, sah die wenigen Menschen, die ebenfalls hier waren, zu ihnen starren.

"Bist du sicher?" fragte er. "Ja, wir sind schon zwanzig Minuten hier. Du scheinst ein wenig geträumt zu haben." "Ja. Gut möglich." murmelte Victor. Er lehnte sich zu Eli und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

"Möge Gott euch auf den richtigen Weg führen."

Victor löste sich schneller, als Eli den Satz überhaupt verarbeiten konnte. "All die Menschen, die ich umgebracht habe, haben Gott angefleht zu helfen und er hat es nie getan. Ich bin mir sicher, bei Ihnen wird es genauso sein." sagte Victor kalt, während er langsam auf die Person zuging.

Die Frau wich zurück und Eli erkannte die Panik in ihren Augen.

"Nicht in einer Kirche." sagte Eli und griff um den Arm seines Partners, hielt ihn fest. "Aus diesem Grund hassen immer mehr Menschen Religionen." knurrte Victor, drehte sich aber wieder zu Eli, legte seinen Arm um seine Schultern, um mit ihm die Kirche zu verlassen.

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