Kapitel 2 - Der Callboy

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Ich habe euch zugesichert, alle wichtigen Aspekte meiner Geschichte zu erzählen

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Ich habe euch zugesichert, alle wichtigen Aspekte meiner Geschichte zu erzählen. Daher möchte ich euch diesen wichtigen Meilenstein nicht vorenthalten. Wie ihr bereits erfahren habt, haben verschiedene Ereignisse und Erfahrungen meinen Lebensweg geprägt, und auch dieser spezielle Abschnitt war ein wesentlicher Faktor in meinem Werdegang.

Um euch ein umfassendes Bild zu vermitteln, werde ich in diesem Kapitel, sowie in anderen Teilen der Geschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her springen. Ich werde diese Zeitsprünge deutlich markieren. Lasst uns nun zurückkehren zu diesem Teil meiner Erzählung:

(Vergangenheit)

Ich war eine Frau, die in bestimmten Phasen meines Zyklus von Sex und Lust besessen war und ich lebte diese dementsprechend gerne aus. Wobei mich mehr das Spiel mit der Lust begeisterte als der Akt selbst.

Ich verspürte den Wunsch nach neuen Erfahrungen. So machte ich mich im Internet schlau und rief eine Agentur mit recht guten Bewertungen an, die sehr viel Wert auf Anonymität legten, um zwei Männer zu engagieren. Ich verfolgte dabei ein eindeutiges Ziel: Ich wollte zum ersten Mal einen Dreier ausprobieren.

Zudem erschien es mir im privaten Raum mit völlig Fremden schlichtweg zu riskant, ganz abgesehen von den zahlreichen anderen Gründen, die ich bereits erläutert habe. Ich hatte bedauerlicherweise nicht allzu viel Vertrauen in Menschen.

Ich wählte zwei Exemplare aus einem Katalog aus, als wären sie keine Menschen, sondern lebendige Sexpuppen im Onlineshop. Aber ehrlich gesagt störte mich das an der Stelle nicht weiter. Ich vergewisserte mich, dass alle dort freiwillig ihren Beruf auserwählt hatten. Es handelte sich um Profis, denen ich bedenkenlos meinen Körper anvertrauen konnte. Sie kannten ihr Handwerk. Präzise gab ich Anweisungen hinsichtlich meiner Vorlieben, Grenzen und dem Schauspiel, das sie darbieten sollten. Sie waren sich bewusst, dass es Konsequenzen haben würde, wenn sie Regeln brechen würden und mir gab es Sicherheit. Letztendlich behielt ich die Kontrolle über sie.

Es lief auch alles ziemlich »befriedigend« ab. Sie wussten definitiv, was sie mit meinem Körper taten und überschritten keinesfalls eine Grenze. Es gefiel mir, teilweise die Kontrolle über alles zu haben. Ich fühlte mich wie der Strippenzieher eines Theaterstücks, in dem ich die Hauptrolle spielte. Doch je öfter wir uns trafen, desto mehr beschlich mich das Gefühl, dass mit dem einen Typen etwas nicht stimme.

So geschah es, dass einer der Beiden mir eines Tages in meinem Stadthaus auflauerte. Ein großes und modernes Haus am Stadtrand, welches nach Vermögen schrie. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich es alleine bewohnte. Offenbar hatte er mich, wie besessen, von meinem Einkauf in der Stadt bis nach Hause verfolgt. Ich bin ihm schon zuvor, im Abstand von Tagen, einige Male über den Weg gelaufen und habe es als einen mehr oder weniger freudigen Zufall empfunden. Draußen auf der Straße waren wir schließlich nur Fremde, die sich nichts zu sagen hatten.

Als ich die Tür zu meinem Haus öffnete, spürte ich eine unheimliche Präsenz. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich den sonst so freundlichen Flur betrat. Es war der Geruch, der ihn am Eingang unverkennbar verriet. Ein männlicher Geruch, den ich mittlerweile nur allzu gut kannte. Ich verschloss die Tür und erkannte sofort seine Statur, die sich dahinter versteckt hatte.

Ohne auch nur ein Wort zu sagen, stürzte er plötzlich auf mich zu, seine Hände nach mir ausgestreckt. Ich sah auf die Schnelle keinen Ausweg und fand mich im nächsten Augenblick gegen die verschlossene Tür gedrückt nieder. In der ersten Sekunde der Realisierung erfüllte mich kurzzeitig die Panik. Vor allem als er seine Hand fest auf meinen Mund drückte und mich mit der anderen am Hals packte. Ich versuchte, so gut es mir gelang, die Ruhe zu bewahren und abzuwarten, welche Absichten er verfolgte.

Er lehnte sein Gesicht näher zu mir und flüsterte süffisant in mein Ohr: 

„Zu dumm, dass ich genau weiß, wie du es brauchst. Ich werde dich jetzt ficken und wir wissen beide, dass es dir gefallen wird. Deshalb wirst du mich auch nicht bei der Polizei melden. Du kannst denen schließlich nicht erzählen, dass ich dich vergewaltigt habe, wenn du mich zuvor bestellt und großzügig bezahlt hast."

Ich bewegte meinen Kopf verzweifelt von einer Seite zur anderen, um mich aus seinem Griff zu befreien. Als mich das nicht voranbrachte, handelte ich reflexartig und versetzte ihm einen kräftigen Tritt mit meinem Knie in den Schritt. Offensichtlich hatte er das nicht erwartet, denn er sackte vor meinen Füßen zusammen, beide Hände schützend an seinem Schritt gepresst und das Gesicht vor Schmerz verzerrt, bevor er zu Boden fiel.

„...und das ist dein überzeugendes Argument? Was willst du wirklich von mir? Geld?", fragte ich ihn beinahe hysterisch vor Wut, während ich mich von ihm einigte Schritte entfernte und nach einem schweren Gegenstand Ausschau hielt.

Ich ließ mich bestimmt nicht von einem dahergelaufenen und verzweifelten Callboy erpressen und übernahm die Kontrolle über die Situation. Ich glaubte nicht, dass er auf Vergewaltigung in dem Fall aus war. Das wird er oft genug in seinem Schauspiel gehabt haben und dafür auch noch großzügig bezahlt worden sein.

Wie ich bereits vermutet hatte, stellte sich nach einem kurzen Gespräch heraus, dass Gerüchte von neugierigen Kollegen aufkamen und er dadurch von meinem möglichen Vermögen erfahren hatte. Eigenen Angaben zufolge, begann er mich daraufhin zu stalken, um dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Als er schließlich meine Adresse ausfindig machte, wurde ihm klar, dass die Gerüchte der Wahrheit entsprachen und er ein Stück davon haben musste. 

Nachdem er schließlich heulend vor mir zusammengebrochen war und sich über sein Unglück im Leben beklagt hatte, gab ich nach und erteilte ihm eine Lektion.

Jedoch bedauere ich heute, ihm letztendlich etwas Geld aus Mitleid gegeben zu haben.

Trotzdem hatte ich in Erwägung gezogen, eine Anzeige gegen ihn zu erstatten, sollte er nicht aufhören, mich zu belästigen. Eine Beschwerde bei der Agentur erwies sich jedoch als ausreichend. Ich bat den Vorsitzenden, den Jungen, zunächst nicht zu feuern. Er brauchte den Job und versprach hoch und heilig, dass so etwas nie wieder vorkommt. Sie waren ein bisschen stutzig, aber so kam ich als Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten an meinen neuen Kontakt. Von dem Callboy hatte ich zum Glück nichts mehr gehört.

(Gegenwart)

Es tut mir leid euch enttäuschen zu müssen, wenn ihr dachtet, ihr würdet hier eventuell den pikanten Teil des Dreiers erzählt bekommen. Aber das hätte der geldgeile Idiot in diesem Kapitel nicht verdient. Außerdem befinden wir uns noch nicht in der Stimmung für derartige Erzählungen.

Aber vielleicht hat euch dieser Vorfall gezeigt, wodurch meine Paranoia geweckt wurde und mich dazu veranlasste, eine Festung aus schweren Beton zu kaufen, um in Sicherheit zu leben. Zusätzlich habe ich in hochmodernes Überwachungsequipment investiert, als das neue Anwesen restauriert und schließlich renoviert wurde.
Zudem hege ich einfach eine Vorliebe für alte Villen mit weitläufigen Gärten. Ich denke, unterbewusst half es mir dabei einen langgehegten Traum etwas schneller als geplant zu erfüllen.  

So habe ich mein Haus am Stadtrand aufgegeben und zog in die abseits gelegene, eher im Wald versteckte Villa ein. Das Stadthaus habe ich als meinen offiziellen Wohnsitz behalten, um dadurch meine neue Adresse zu verschleiern.

Die Welt zeigte mir immer mehr, dass sie voller kranker Menschen ist, von denen ich mich gerne weiter abschotten sollte. Diese Entscheidung hat sich bewährt, besonders wenn man bedenkt, mit wem die Agentur mich letzten Endes zusammengebracht hat.


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