Kapitel 3 - Der Eingang zum Labyrinth

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Achtung! Dieses Kapitel könnte auf einige Leser verstörend wirken, da wir hier näher auf das Thema Menschenhandel eingehen

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Achtung! Dieses Kapitel könnte auf einige Leser verstörend wirken, da wir hier näher auf das Thema Menschenhandel eingehen.

Oft denkt man bei Menschenhandel an junge Frauen und assoziiert damit die erzwungene Prostitution. Doch auch Männer sind Opfer dieses grausamen Geschäfts. Ein einzelner Mann kann sich oft nicht selbst verteidigen, obwohl sie es immer wieder versuchen. Wahrscheinlich hat der ein oder andere damit auch Erfolg gehabt. Zumindest würde ich es mir von ganzem Herzen wünschen.

Ich konnte nach einiger Zeit herausfinden, dass hier Angst als Waffe eingesetzt wird. Viele von ihnen, vor allem die Bulligen werden gebrochen und wenn nötig unter den Einfluss von starken Drogen gesetzt, was wiederum ihren Wert mindern kann. Gehorsam ist ihr Schlüssel zum Überleben. Die meisten Opfer kommen aus dem Ausland und geraten unfreiwillig in diese schreckliche Lage.

Ich bin immer noch dabei, dieses Geschäft zu analysieren. Ich versuche, dieses komplizierte Netzwerk zu verstehen und nachzuverfolgen. Die Vielfalt der angebotenen Ware ist erschreckend breit gefächert - für jede Kategorie gibt es ein Codewort, was bedeutet, dass nahezu für jeden Geschmack und Zweck etwas vorhanden ist. Die Preise variieren ebenso stark. Von Kindern will ich gar nicht sprechen und dieses Thema bleibt hier tabu! Ich vermeide es beharrlich und halte mich so fern wie möglich davon. Manchmal ist es besser, weniger zu wissen. Ich spreche explizit und nur über die volljährigen Männer, die hier als Ware ausgestellt werden, im Netzwerk unter dem Codenamen: Kobalt-Kavaliere. 

Wie ich schon zuvor erwähnte, handelt sich um ein riesengroßes Netzwerk von Anbietern, das hinter den Kulissen operiert. Die meisten Käufer und Käuferinnen hinterfragen es nicht oder machen zumindest diesen Eindruck auf mich. Es ist für die eigene Sicherheit besser, keine Fragen zu stellen. Diese Menschen sind äußerst gefährlich und niemand möchte auf ihrer Feindesliste stehen. Die Geschäfte werden anonym abgewickelt. Gelegentlich finden Veranstaltungen mit privater Einladung statt, wo die Ware wie in einem bizarren Zoo ausgestellt wird. Manchmal kann man sie sogar „probieren", was die Abgründigkeit dieses Geschäfts nur noch verstärkt.

Diese Partys, wenn man sie so nennen kann, sind ein fürchterlicher Einblick in die dunkle Seite der Menschlichkeit. Menschen, aus Fleisch und Blut, werden wie Handelsware präsentiert, und es ist kaum zu fassen, dass so etwas überhaupt existiert. Doch das ist die Realität, in der ich mich bewege – ein doppeltes Leben zwischen der glitzernden Fassade der Gesellschaft und den finsteren Abgründen des Menschenhandels.

Ich hatte die unglückliche Erfahrung, an einer solchen Party teilzunehmen, und hoffte nach dem ersten Mal aufrichtig, es nie wieder tun zu müssen. Ich hatte angenommen, es wäre eine Art Swinger-Event, bei dem man eine Nacht lang Spaß haben könnte und sich gegen Bezahlung einen Mann „ausleihen" durfte. Ähnlich wie bei der Agentur für Callboys. Zumindest gab es von dem weitergeleiteten Kontakt während unseres kurzen Telefonats keine näheren Informationen dazu. Alles Inoffizielle blieb immer unter verschlossenen Türen, wenn man nicht explizit danach fragte.

Doch es war zutiefst traumatisierend, als mir klar wurde, dass dort nicht nur Männer für allgemeine Zwecke verkauft wurden, sondern auch an die höchst gefährlichen Interessen, die auf Mord aus waren. Männer wurden zu deinem Eigentum, wie ein Haustier, welches du frei nach Wunsch erwerben kannst.

Noch vor Ort konnten hinter verschlossenen Türen grausame Taten verübt werden. Alles wird einfach beseitigt, ohne dass man sich darum kümmern musste. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich aktiv gegen diese Schrecken vorgehen musste.

So begann ich, Männer zu erwerben, um sie aus diesen Fängen eines Albtraums zu befreien. Natürlich war mir von Anfang an klar, dass ich sie nicht alle retten konnte und die Polizei wollte man dort lieber nicht involvieren, da man sonst selbst zur Zielscheibe wurde. Man konnte nie sicher sein, wie sehr man unter Beobachtung stand, sobald man ein treuer Kunde dieses Netzwerks wurde.

Ich erlebte nach dieser Nacht eine nie zuvor dagewesene Einsamkeit in meinem Leben, während dieses weitere Geheimnis schwer auf meinen Schultern lastete, bis ich endlich den Mut fand, meinen ersten Kauf zu tätigen.

Alle meine geretteten Männer erhielten neue Namen, die bereits mit ihren neuen Identitätsdokumenten festgelegt waren, ein zusätzlicher Service der Agentur. Dadurch ersparte ich mir die mühsame Beschaffung illegaler Pässe für sie. Leider hatte ich jedoch gleichzeitig damit keine Möglichkeit mehr, nach ihren ursprünglichen Namen zu fragen. In diesem abgründigen System erhielten sie allein Nummern, bis sie verkauft wurden. Ihre früheren Identitäten waren längst ausgelöscht, denn offiziell galten sie als verstorben. Oftmals wurde auch ihr wahres Alter verschleiert.

Ich wähle bei dieser Prozedur gerne altgriechische Namen mit Bedeutungen, die zu ihren Persönlichkeiten passen, basierend auf dem, was ich auf den ersten Blick aus ihrem Äußeren ablesen kann.

In den vergangenen sechs Jahren konnte ich insgesamt neun Männer aus ihren schlimmen Situationen retten. Ich habe dieses Geld gerne investiert. Die meisten von ihnen sind an meiner Seite geblieben. Sie leben mit mir in einem Haus, dienen mir treu und das Wichtigste ist: Sie tun es freiwillig. Sie vertrauen mir und ich vertraue ihnen. Jeder von ihnen hat die Wahl, hier zu bleiben oder in die freie Welt zurückzukehren. Wenn sie sich für letzteres entscheiden, so biete ich ihnen die Sicherheit zurückkommen zu können. In meinem Zuhause haben sie eine neue Heimat, wo ihnen die Türen immer offenstehen. Die meisten von ihnen wurden aus ärmlichen Verhältnissen von der Straße aufgelesen. Sie haben niemanden und nichts, der auf sie wartet.

PS: Ich verspreche euch, mich in zukünftigen Kapiteln mit solchen bedrückenden Inhalten zurückzuhalten.

Virtuelle Umarmung, eure Agathea ❤️

Das Labyrinth der BefreiungWhere stories live. Discover now