Kapitel 10 - In Gesellschaft des Unheils

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(Vergangenheit)

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(Vergangenheit)

Warum tat ich das? Es war falsch. Ich hätte wirklich einen Bodyguard mitnehmen sollen, aber wie hätte ich ihnen das erklären sollen? Ein schlechtes Gewissen nagte an mir und ich fühlte mich elend.

Wie vereinbart war ich am Freitag um 19 Uhr am Restaurant angekommen und wartete draußen vor dem Eingang. Meine Beine froren leicht in den anfänglichen Herbsttemperaturen und ich bereute es, keine lange Hose getragen zu haben. Stattdessen hatte ich mich für eine dünne Strumpfhose und ein schwarzes Strickkleid entschieden, welches mir fast bis zu den Knien reichte.

Fragt mich nicht, warum ich nicht einfach hineinging und drinnen im Warmen wartete. Ich denke, ich brauchte die frische Luft, um mich von der Aufregung abzulenken.

Plötzlich hielt ein schwarzes Auto neben mir am Straßenrand und James Keyno stieg hinten aus dem BMW aus. Natürlich fuhr er das Auto nicht selbst. Egoistischer Bastard, schimpfte ich innerlich und legte gleichzeitig ein bezauberndes Lächeln auf, um ihn zu begrüßen, als der gutaussehende Teufel auf mich zukam.

Sein Erscheinungsbild war elegant und dennoch sehr männlich, seine mittellangen und dunkelbraunen Haaren sorgfältig nach hinten frisiert. Der graue Anzug schmiegte sich perfekt an seinen muskulösen Körper und verriet nichts von seinen dunklen Machenschaften.

"Frau Rovell, ich muss Ihnen mitteilen, dass wir eine kleine Planänderung haben. Wir werden woanders essen. Steigen Sie bitte ein", sagte er nach einer herzlichen Begrüßung und reichte mir seine Hand, um mir Platz auf dem Rücksitz seines Wagens zu verschaffen.

Ich wollte keine Szene vor dem Restaurant machen und entschied mich, einzusteigen. Ich war schließlich hier, um die Dinge endlich zu klären. Außerdem lenkte sein warmer Händedruck meine Gedanken in diesem Moment ab. Was für ein Charmeur, schmunzelte ich ironisch vor mich hin, denn diese Situation war alles andere als vertraut. Ich war erleichtert, dass wir uns auf neutralem Boden treffen wollten. Doch wohin fuhren wir jetzt? Bevor ich darüber nachdenken konnte, saß ich bereits hinter verdunkelten Scheiben und der Wagen setzte sich in Bewegung.

„Wo fahren wir hin?", fragte ich neugierig und versuchte meine aufsteigende Nervosität zu unterdrücken.

„In mein Haus", antwortete er knapp.

Ich schluckte schwer. Die schlimmsten Gedanken überfluteten meinen Verstand. Ich war sowas von erledigt. Er wird mich sicherlich umbringen oder als Sklavin verkaufen. Ich werde nie wieder mein Zuhause sehen, dachte ich verzweifelt und fasste fester an den Griff der Seitentür.

Ich sollte mich beruhigen. James Keyno war zu sehr an mir interessiert, um mich einfach zu töten. Dafür bräuchte er nicht seine eigenen Hände schmutzig zu machen. Ich atmete tief ein und versuchte, es mir auf der mit Leder bezogenen Rückbank etwas gemütlicher zu machen.

Ich nahm seinen Duft wahr, der die Luft in diesem engen Raum erfüllte. Er roch so verdammt gut, dass ich Gänsehaut am gesamten Körper bekam. Um diese ungewohnten Empfindungen loszuwerden, schüttelte ich mich wie ein nasser Hund kurz ab. Verwundert hob er daraufhin eine Augenbraue.

„Mir ist kalt. Ich - ich glaube, ich werde krank", beantwortete ich seine nicht gestellte Frage mit unsicherer Stimmlage. Die Situation wurde mir plötzlich unangenehm, mich überkam immer mehr der Drang, das Ganze abzubrechen und zu fliehen - und das pronto!

„Wie wäre es mit einem entspannten Bad, um die Kälte zu vertreiben?", fragte er mich charmant. Sein Lächeln wurde breiter, als würde er meine aufkeimende Nervosität spüren.

„W- was?", erwiderte ich schockiert, meine Stimme zittrig.

„Ich fragte, ob du ein entspanntes Bad vor dem Essen nehmen möchtest?", erklärte er mir erneut und ich bemerkte, dass wir wohl auf das "DU" umgestiegen waren.

Aber Moment, was zum verfickten Fick hat er mich da gerade gefragt? Als wäre es das Normalste auf der Welt, bei einem beinahe Fremden erst einmal in der Wanne zu planschen!

Tut mir echt leid für diese Wortwahl, aber ich erinnere mich noch ganz genau, dass es mir damals genauso durch den Kopf schoss.

Ich musste über meine prompte Reaktion in meinen Gedanken schmunzeln, unwissend, dass sie damit den entscheidenden Moment markierte. Der Teufel deutete mein Zögern als Zustimmung und nickte, noch bevor ich eine klare Antwort formulieren konnte – und das wäre definitiv ein NEIN gewesen. So hielt er direkt daraufhin schon das Telefon an seinem Ohr und befahl einem seiner Diener, ein Bad einzulassen. Er hatte vollkommen die Kontrolle über die Situation übernommen.

Dieser Abend verlief skurriler, als ich es mir jemals ausgemalt hätte. Ich atmete laut aus und warf mich auf die Rückbank zurück, meine Arme in abwehrender Haltung vor mir überkreuzt. Ich hatte nicht vor, mehr als ein Abendessen zuzulassen. Das würde ich mit ihm vor Ort nochmal abklären müssen.  

Übrigens schrie mein Unterleib verräterischer Weise ein lautes „Ja!", während mein Kopf aus dem Entsetzen darüber nicht herauskam. Meine Verwirrung über meine hin- und hergerissenen Empfindungen war wohl sogar verwirrt. Dieser Mann sollte mich eigentlich anekeln und ... verdammt, warum zog er sein Jackett aus? Ich kämpfte gegen den Drang hinzusehen und ermahnte mich selbst: AGATHEA, NICHT ... HINSEHEN!

Doch sein muskulöser Bizeps zog meine Aufmerksamkeit magisch an und es schien, als hätte ich irgendwo in den Abgründen dieses abgefuckten Netzwerks meinen Verstand verloren. Vergessen, war die anfängliche Panik.

Er legte vorsichtig sein Jackett über mein Schultern und ich ließ es angespannt zu.

„Das sollte dich erstmal wärmen", sagte er besorgt.

„Dreh die Heizung ein bisschen höher!", befahl er dann seinem Fahrer mit einer strengen Stimme, die mich selbst hier hinten zusammenzucken ließ. Wer zur Hölle war dieser Kerl? Warum wirkte er so fürsorglich, fast schon „menschlich"? Ich kam aus dem Stauen gar nicht mehr raus und starrte ihn nur fassungslos an.

Ein leises „Danke" kam nur über meine Lippen. Die gesamte Situation hatte mich sprachlos gemacht. Deshalb verharrte ich während der restlichen Fahrt stumm auf der Rückbank und schaute aus dem Fenster. Obwohl ich ihm so viele Fragen stellen könnte, bevorzugte ich die harmonische Stille zwischen uns. Er brach das Schweigen ebenfalls nicht, sondern beobachtete mich nur aus den Augenwinkeln. Ich wollte ihm keine offensichtliche Aufmerksamkeit schenken, die er womöglich noch falsch interpretierte.

Sein Duft umgab mich nun, verstärkt durch das Jackett, wie eine erstickende Wolke, die meinen klaren Verstand einzuhüllen schien.

Ich wusste nicht, warum er mich so anzog. War es das Gefährliche an ihm, was mich reizte? Die Versuchung, etwas Verbotenes zu tun? Oder lag es daran, dass ich keinerlei Kontrolle über ihn hatte? In seiner Nähe schien ich nicht einmal Kontrolle über mich selbst zu haben.

Der intime Kontakt mit einem Mann lag so weit zurück, dass ich mich kaum noch daran erinnerte, wann meine Libido das letzte Mal erwacht war. Doch jetzt spürte ich eindeutig, dass sich in mir etwas zu regen begann. Ich hatte meine Sexualität für eine viel zu lange Zeit vernachlässigt und das waren die Konsequenzen.

Das Labyrinth der BefreiungWhere stories live. Discover now