Perspektivenwechsel (2)

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(Seine Gegenwart)

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(Seine Gegenwart)

Seine unmittelbare Nähe zu ihr passt mir ganz und gar nicht. Ich habe ihm bereits früh klargemacht, dass er sich im Hintergrund, und somit auch von ihr fernhalten soll. Doch anscheinend glaubt er, er kann sich ungestraft nähern, ohne dass ich es bemerke. Er scheint zu vergessen, dass wir jeden und alles genau im Blick haben. 

„Hallo?", ertönt seine Stimme am anderen Ende des Telefons.

„Wir müssen reden, es gibt neue Informationen. Warte um 20 Uhr am Bahnhof auf mich", sage ich mit schärferem Ton. Ich brauchte einen einladenden Vorwand, um ihn zu diesem spontanen Treffen zu bewegen.

„Eh, okay", antwortet er unsicher.

Seine Unsicherheit spüre ich förmlich durch den Hörer. Gut so, denke ich. Er soll nervös sein. Das Telefonat beende ich abrupt und verstaue mein Handy in der Jackentasche. Diesmal würde ich sicherstellen, dass er die Lektion versteht.

~

Ich sitze am Steuer meines Wagens und muss zugeben, dass ich das Autofahren eigentlich recht gerne mag. Außerdem darf niemand von diesem Treffen erfahren, weshalb ich auch alleine unterwegs bin. Ich muss den Schein meiner zweiten Rolle wahren.

In der Ferne erkenne ich den dunkelblonden Haarschopf, halte direkt vor seinen Füßen an und öffne die Beifahrertür. Er steigt ein und ich fahre etwas weiter, bis wir an einer versteckten Ecke des Parkplatzes anhalten. Durch den herbstlichen Abend ist es bereits dunkel und wir sind somit fast unscheinbar vor fremden Blicken.

Ich überspringe den Smalltalk und komme direkt zur Sache.

„Ich möchte, dass du zu Agathea Abstand hältst. Ich habe alles im Griff. Deine gelieferte Arbeit war wichtig und dafür danken wir dir. Aber du solltest das Ganze nun den Profis überlassen und dich von diesen Geschäften fernhalten", erkläre ich ihm ruhig, doch mit Nachdruck.

Er erwidert etwas eingeschnappt: „Du solltest nur auf sie aufpassen, gegebenenfalls ihre Entscheidungen innerhalb des Netzwerks beeinflussen, aber keine intime Beziehung mit ihr eingehen!"

Sofort wird mir bewusst, dass er an dieser Stelle eigentlich recht hat. Doch das würde ich niemals zugeben. Ich kann nichts gegen meine überwältigende Faszination für sie tun. Ich bin schon früh durch meine privaten Ermittlungen auf sie aufmerksam geworden. Ihre Anziehungskraft war unübersehbar. Ich wollte sie testen, mit ihr spielen. Es war ein Kinderspiel, ihre Spur aufzunehmen, ihren Nachnamen und ihre Adresse zu ermitteln.

Wir haben eine besondere Verbindung, tief und voller Geheimnisse, so wie es in unserer Welt üblich ist. Doch dieser aufdringliche Eindringling ist plötzlich wie ein Schatten aufgetaucht und versucht seinen Platz an ihrer Seite zu beanspruchen. Ist es seine Rache, weil er nicht in die Ermittlungen zugelassen wurde, so wie er es sich gewünscht hatte? Seine Informationen über die Geschäfte aus der Sicht eines Opfers waren zweifellos hilfreich. Aber was seine gegenwärtige Existenz betrifft, so ist er in meinen Augen ein Rivale geworden, der sich in unsere Angelegenheiten einzumischen scheint.

Das kann ich nicht zulassen. Er hatte bereits eine Chance gehabt und sich dafür entschieden, in die weite Welt zu fliehen. 

Trotz Agatheas bisherigen Widerstands gegen unsere Anziehungskraft, sendete ihr Körper mir gänzlich andere Signale. Hatte er ihr etwas eingeredet? Warum verließ er sie damals, wenn er sie anscheinend so sehr mochte? Verheimlichte er uns etwas? Diese Fragen verfolgen mich, während ich nachdenklich meine Hand durch meine Bartstoppeln gleiten lasse.

Als ich nur verwundert eine Augenbraue zu seiner Anmerkung hebe, fährt er mit seiner Predigt fort: „Du bringst sie völlig durcheinander, sie ist kaum wiederzuerkennen. Ich habe ihr bewusst nicht die Wahrheit erzählt, in der Hoffnung, sie würde sich niemals auf so einen einlassen! Aber jetzt scheinst du ihr genau damit komplett den Kopf verdreht zu haben. Das schlechte Gewissen quält sie, das sehe ich in ihren erschöpften Augen. Ich komme einfach nicht mehr an sie ran, und mittlerweile gelingt das auch keinem ihrer Männer. Alastor ist meine letzte Chance, allerdings hat er seinen eigenen sturen Kopf. Wäre es nicht besser, wenn du stattdessen Abstand zu ihr hältst?", spricht er ganz aufgelöst.

Ach Protasius, das tut mir absolut nicht leid, denke ich still in mich hinein. Das war ehrlich gesagt sogar meine Absicht. Du hattest deine Chance und bist gegangen. Es ist die Eifersucht, die aus dem armen Kerl spricht. Da spreche ich aus Erfahrung. Doch Alastor stellt ein weiteres Problem dar, um das ich mich bald kümmern muss. Sein Einfluss treibt meine Eifersucht ebenfalls an die Grenzen, und rückblickend betrachtet habe ich wohl etwas überreagiert, als ich ihr das letzte Paket geschickt habe. Ob sie wohl das Parfüm behalten hat?

„Wie ich schon sagte, ich habe alles unter Kontrolle. Ich habe SIE vollkommen unter Kontrolle", sage ich selbstsicher, wobei ich den zweiten Teil meiner Aussage für mich behalte.

"Aber ...", versucht er noch etwas anzumerken.

Ich starte den Motor und schneide ihm gleichzeitig das Wort ab: "Wir sind hier fertig."

Ich fahre los zu der Stelle, wo ich ihn aufgegriffen habe, halte am Straßenrand an und fordere ihn schließlich mit strenger Stimme auf, auszusteigen. Ohne weitere Widerrede gehorcht er mir. Ich werfe ihm einen letzten drohenden Blick zu, bevor ich mich von ihm entferne.

Vielleicht ist es an der Zeit, ihr die Wahrheit zu erzählen, ihr den inneren Frieden zu gewähren, auch wenn mir das Jagdspiel bisher ziemlich zusagt. Mein dominantes Wesen turnt sie an, das kann ich in ihren Augen ablesen. Doch was wird geschehen, wenn ich ihr meine zweite Rolle offenbare? Dass ich gar nicht der Böse in diesem Netzwerk bin? Wie wird sich ihr Blick auf mich verändern? 

... und habt ihr eigentlich herausgefunden, wer ich bin?

Das Labyrinth der BefreiungDonde viven las historias. Descúbrelo ahora