Kapitel 23 - Das Chaos nimmt kein Ende

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(Gegenwart)

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(Gegenwart)

Nach dem überaus dessertreichen Frühstück mit James kehre ich in meine Gegenwart zurück. Die Sonne wirft sanfte Strahlen durch die Fenster, doch in meinem Inneren herrscht eine düstere Unruhe. Ich muss dringend ins Krankenhaus und nach Alastor sehen. Sein Zustand bereitet mir große Sorgen, und die Ereignisse des letzten Tages haben mir wieder mal deutlich vor Augen geführt, wie fragil das Leben sein kann.

Der Weg zum Krankenhaus fühlt sich endlos an. Jeder Schritt ist von einer drückenden Last begleitet, die meine Gedanken schwer und meine Schritte zögerlich macht. Doch schließlich stehe ich vor Alastors Zimmer, mein Herz pocht laut in meiner Brust, und ich klopfe nervös. Ein Moment der Stille folgt, bevor ich die Tür langsam öffne und vorsichtig eintrete. 

Sein Gesicht wirkt bleich und erschöpft, doch als er mich sieht, huscht ein schwaches Lächeln über seine Lippen. Ich spüre eine Mischung aus Erleichterung und Bedauern, desto näher ich hineintrete. Ich setze mich auf den Stuhl neben das Krankenbett und nehme seine Hand.

"Es tut mir so unendlich Leid, Alastor. Das alles hätte niemals passieren dürfen. Ich hoffe, du kannst mir das eines Tages verzeihen."

Ein schwerer Seufzer entweicht seinen vollen Lippen, und er drückt sanft meine Hand. "Du musst dich nicht entschuldigen. Du warst in einer schwierigen Situation, und ich verstehe, wie es dazu kommen konnte."

Mir fehlen die Worte angesichts seiner verständnisvollen Art. Ich kämpfe mit den Tränen, die sich in meinen Augen sammeln und nicke lediglich als stumme Antwort.

"Es tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin", gesteht er leise. "Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Ich wurde ein wenig aufgeklärt und verstehe nun, welche Rolle James spielt. Ich sollte mich bei ihm ebenfalls entschuldigen."

Wir reden noch eine Weile, während wir uns gegenseitig offen unsere Gedanken teilen. Ich erzähle ihm alles detailliert in Bezug auf James. Er hat es verdient, die volle Wahrheit zu erfahren, genauso wie der Rest meiner Männer. Ich sollte sie nicht länger anlügen und ihr Vertrauen missbrauchen, auch wenn es nur zu ihrem Schutz diente. 

Aber James ist nun ebenfalls ein Teil von uns. Seine Beteiligung an dem Netzwerk ändert nichts an seiner Loyalität und unserer gemeinsamen Mission. Wir sind eine Familie, und er ist ein wertvolles Mitglied dieser Familie geworden. Mit ihm an meiner Seite fühle ich mich gestärkt und bereit, den weiteren Herausforderungen, die noch vor uns liegen, mit vereinten Kräften entgegenzutreten.

Dann, nach einem Moment der Stille, in dem ich in meine Gedanken versunken bin, beginnt Alastor, mir von Protasius' Besuch vor einigen Stunden zu erzählen. Von seinem eigenartigen Verhalten und seinem plötzlichen Abgang. Er scheint eindeutig nicht labil zu sein. Mir wird langsam klar, dass ich dringend ein klärendes Gespräch mit Protasius führen muss. In letzter Zeit habe ich ihn regelrecht gemieden, in dem Versuch, den alten Gefühlen aus dem Weg zu gehen. Denn irgendwie haben sich in mir neue Gefühle für einen anderen Mann entwickelt, und das hat mich ziemlich durcheinandergebracht. Ich war abgelenkt, ein bisschen egoistisch und das war unfair gegenüber meinen Männern. 

James' Anwesenheit hat meine Gedanken durcheinandergebracht und mich davon abgehalten, mich voll und ganz auf meine Pflichten zu konzentrieren. Jetzt, wo ich die Konsequenzen meiner Ablenkung spüre, ist es an der Zeit, herauszufinden, was hinter Protasius' seltsamem Verhalten steckt und ob er in Schwierigkeiten steckt.

~

Am Abend bin ich wieder bei James. Er ist zu meinem Ruhepol, meinem Rückzugsort geworden. Mit ihm kann ich über alles reden, mein Herz ausschütten. Uns ist beiden klar geworden, dass von nun an unsere Wege gemeinsam weitergehen werden. Er hätte mich sowieso nicht mehr gehen lassen, teilte er mir ganz arrogant in seinem typischen Tonfall mit, was mich irgendwie erregte. Das bittere Schicksal verbindet uns auf eine Weise, die ich nicht ignorieren kann. Ich muss eingestehen, dass er alles mit sich bringt, was ich mir in einem Partner gewünscht hatte. Er ist das Gesamtpaket, nach dem ich insgeheim immer gedürstet habe. Ein Teufel und Retter zugleich. Er ist wie ich. 

Ich öffne mich und erzähle ihm von dem eigenartigen Verhalten von Protasius und unserer gemeinsamen Vergangenheit. Wie besorgt ich bin, da ich ihn den ganzen Tag nicht erreichen kann und auch keiner meiner Männer. James hört mir wie immer aufmerksam zu, versucht mich zu beruhigen, aber ich kann die Unruhe nicht abschütteln. 

Mitten in unserer Unterhaltung bricht plötzlich das Chaos aus. James wird vom Geheimdienst angerufen und schon einige Minuten später abgeholt, doch er will mir zu meiner Sicherheit nichts verraten. Er befiehlt mir, sein Haus nicht zu verlassen und obwohl ich ihm vertraue, lässt mich die Sorge um ihn und die Ungewissheit über das, was geschieht, keine Ruhe finden. Ich beschließe, nach Hause zu meinen Männern zu fahren. Hier alleine in diesem fremden Haus werde ich keinen Schlaf finden können. 

Auf dem Weg nach Hause lässt mich meine Intuition nicht los. Sie flüstert mir zu, dass im Netzwerk etwas passiert sein muss, und ich spüre den Drang, alles mit meinen eigenen Augen zu sehen und herauszufinden, was vor sich geht. Schließlich bin ich in das Ganze schon zu tief involviert. Die Straßen sind leer, und die Dunkelheit umgibt mich, als ich mein Ziel erreiche. Mein Herzschlag dröhnt laut in meinen Ohren, ein unheilvolles Pochen, das meine Entschlossenheit nur noch verstärkt. Ich bin bereit, Antworten zu finden, koste es, was es wolle.

Doch sobald ich auf das Gelände vorfahre, bietet sich mir ein Bild des Chaos und der Verwüstung dar. Blaulicht von Polizeiautos und unzähligen Krankenwagen umgeben das großflächige Gebäude, und ein Hauch von Panik steigt in mir auf. Mein Atem stockt, während ich aus dem Auto steige und mich dem Eingang des Gebäudes nähere.

Was zur Hölle ist hier passiert?

Meine Augen huschen hin und her, während ich versuche, die einzelnen Bilder zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Dann erkenne ich in der Ferne James, wie er sich gerade mit einigen der Beamten unterhält. Unsere Blicke treffen sich, und sofort löst er die Unterhaltung auf, eilt auf mich zu. Seine Hand packt fest meinen Arm, und er dreht mich behutsam weg, als würde er mich vor dem Anblick schützen wollen, der sich hinter den Geschehnissen verbirgt.

„Was tust du hier? Steig sofort in deinen Wagen und fahr zurück ins Haus", befiehlt er mir mit strenger Stimme, doch ich spüre etwas Anderes darin. Etwas stimmte hier nicht. Ich habe James noch nie so aufgebracht erlebt. Seine Maske bröckelte, und das beunruhigt mich zutiefst. Dies war ganz und gar nicht Teil des Plans, das Netzwerk zum Untergang zu bringen. Hier war etwas Anderes geschehen, etwas, was er mir eindeutig nicht verraten will.

„Was ist hier passiert, James?", beharre ich auf Antworten. Ich würde nirgendwohin gehen, ohne zu wissen, was wirklich vor sich geht.

„Sie ist tot", bricht es schließlich aus ihm heraus. Seine Stimme ist gebrochen, und sein Blick senkt sich, als würde er sich dafür schämen, dass es ihm etwas ausmacht. Sie war schließlich seine Mutter, egal was für ein Monster sie gewesen ist. Es ist in Ordnung, dass er um sie trauert, oder nicht?

„Das tut mir leid James, sie war immerhin deine Mutter", versuche ich einfühlsam zu sein, obwohl ich die Komplexität ihrer Beziehung nicht vollständig verstehen kann.

„Ich werde es schon überstehen", sagt er und nimmt vorsichtig mein Gesicht in seine starken Hände, bevor er mich in eine innige Umarmung zieht. Ich gebe ihm den Halt, den er gerade braucht. Doch seine Antwort lässt offene Fragen bei mir zurück. Warum ist er dann so aufgebracht? Und warum schaut er mich so mitleidig an?

Seine Lippen nähern sich meinem Ohr, und er flüstert leise: „Da ist noch etwas, was ich dir sagen muss..."

Das Labyrinth der BefreiungWhere stories live. Discover now