Kapitel 7 - Party mit Hindernissen

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Ich denke, ich habe es lange genug vor mir hergeschoben

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Ich denke, ich habe es lange genug vor mir hergeschoben. Doch nun sind wir an dem Punkt angelangt, an dem ich euch mehr von meinem Leben zwischen der ersten Befreiung und der Gegenwart erzählen muss. Vielleicht fragt ihr euch, welche Geheimnisse sich in dieser Zeitspanne verbergen oder was es mit diesem rätselhaften Namen „James Keyno" auf sich hat. Die Zeit ist gekommen, etwas tiefer in meine Vergangenheit einzutauchen.

(Vergangenheit)

Ich erhielt erneut eine Einladung zu einer dieser berüchtigten Partys. Dieses Mal zwang ich mich förmlich dazu, hinzugehen. Es war bereits einige Monate her, seit ich den Kontakt zu dem Netzwerk hergestellt hatte. Um den Zugang zu neuen Errungenschaften aufrechtzuerhalten, war es unumgänglich, ab und zu dort zu erscheinen. Es gab noch eine Frage, die mich plagte: War ich wirklich bereit für meine nächste Rettung?

Auf dieser Party erwartete mich jedoch ein außergewöhnliches Geschenk.

~

Ich wurde nach einiger Zeit des Aufenthalts von zwei Bodyguards in einen abgelegenen Raum geführt. Die Wände und der Boden waren mit kahlen Fliesen ausgelegt, ein stechender Geruch nach Tod kam mir entgegen, nachdem wir durch die Tür eingetreten waren. Doch trotz der unheilvollen Atmosphäre war noch Leben darin - ein Mann saß wie auf dem Präsentierteller auf einem Stuhl gefesselt, seine Augen erfüllt von Verzweiflung und Angst und in seinem Mund steckte ein Knebel. Er war fast nackt, ein Handtuch bedeckte lediglich seine Männlichkeit.

Ich ahnte bereits, worauf das Ganze hinauslaufen sollte.

Mir waren die Tuscheleien über mich nicht entgangen, dass ich sowas wie eine Ausnahme in diesem Netzwerk darstellte. Ich schätze, jeder schien sich zu fragen, was um alles in der Welt ich hier trieb. Schließlich war ich eine attraktive, junge Frau, die in der „normalen" Welt zweifellos keine Schwierigkeiten gehabt hätte, etwas zum Vögeln zu finden. Also fragten sie sich daraufhin, wie psychisch gestört ich wohl sein musste, um Männer zu kaufen, insbesondere jene, die auf der Todesliste standen. Einige vermuteten, dass ich sie nur kaufte, um sie zu ermorden. Denn wie sollte ich andernfalls diese Sklaven mit meinem zarten Aussehen bändigen können? Mit anderen Worten, ich ließ sie in dem Glauben und wurde dafür respektvoll behandelt.

Gelegentlich kam mir jedoch der Gedanke, ob es noch weitere Frauen wie mich gab, die Männer kauften, um sie zu befreien und ihnen ein neues Leben zu schenken. Aber sicherlich waren sie zu geizig dafür, zu besessen von Geld und Macht oder voller Hass auf die männliche Existenz.

Und wer zum Teufel war überhaupt dieser gutaussehende Vollidiot, der unvermittelt in den Raum hereinplatzte und mir persönlich erklärte, dass es sich um ein Geschenk handelte? Er war mir hier zuvor noch nie begegnet. Tatsächlich sah man hier äußerst selten Männer, die frei herumlaufen durften, abgesehen von den sämtlichen Bodyguards, die an jeder Ecke postiert waren – auch sie waren Sklaven. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich angenommen, dass dieses Geschäft ausschließlich von Frauen geführt wurde. Männer würden ihre eigene Spezies wohl kaum verraten, es sei denn, man entlohnte sie großzügig dafür, oder irrte ich mich?

Auf jeden Fall vermittelte er mir, dass ich mit meinem "Geschenk" tun könne, wonach mir der Sinn stand. Dies war eine Gabe für ihre treue Kundin. Natürlich würden die Geier am liebsten zu sehen, wie ich ihn qualvoll tötete. Das war eindeutig ein Test!

Ich stand wie angewurzelt in meinem inneren Konflikt. Wie sollte ich mich da am geschicktesten herauswinden? Nervosität überkam mich, mein Puls raste, meine Atmung wurde schwerer und es schien nur noch eine Frage von Minuten bis eine Panikattacke ausbrechen würde. Ich war stets auf mich allein gestellt, wie gern hätte ich in dem Moment meine Eltern um Rat gebeten. Aber ich hielt sie alle bewusst aus dieser Gelegenheit raus. Nicht einmal mit meinen Männern sprach ich groß über meine Entscheidungen. Ich wollte sie aus dem Ganzen fernhalten und erlösen.

Der gutaussehende, in einem schwarzen Anzug verpackte „Gentleman" starrte mich immer eindringlicher an. Er wartete auf meine Antwort.

„Ich bin dabei gern in meinen eigenen vier Wänden. Ich ficke genüsslich, während ich ihm dabei die Kehle aufschlitze, um anschließend in seinem Blut zu baden. Dieser Ort sieht nicht besonders nach Wohlfühloase aus, wenn sie mich verstehen", erwiderte ich endlich.

Ich musste beinahe würgen bei den Worten, die gerade meine Kehle verlassen hatten. Bloß nicht vorstellen, bloß nicht vorstellen, atme....

„Wer sind Sie überhaupt, wenn ich fragen darf?", fragte ich anschließend, nachdem er meine vorherige Antwort noch nicht verdaut hatte.

Er richtete sich und kehrte den Blick wieder zurück zu mir, nachdem er das Geschenk angestarrt hatte. Wahrscheinlich hatte er sich gerade die Szenerie bildlich vorgestellt.

„Jemand, der seiner lieben Mutter bei den Geschäften aushilft. Mein Name ist James Keyno", er streckt mir die Hand aus.

„Tut mir leid für meine Unhöflichkeit, mich Ihnen nicht vorgestellt zu haben. Ich bin hier noch recht neu", entschuldigte er sich, während er fest meine Hand schüttelte.

Ich war wie erstarrt. Verwirrt blickte ich runter auf meine Hand, die er immer noch festhielt. Er beugte sich vor, bis seine Lippen mein Ohr erreichen. Eine Gänsehaut durchzog meinen Körper und ich versicherte mir, dass es vor Ekel war.

„Ich bin sehr fasziniert von Ihnen, Frau Rovell, habe viel von Ihnen gehört. Wir scheinen sehr gleich zu sein", flüsterte er mir zu und entfernte sich dann von mir, um mich wieder anzuschauen.

Dieser Bastard. Wie konnte er es wagen, sich mit mir zu vergleichen? Wir waren völlige Gegensätze - er verkörperte die Hölle, während ich das Licht war, das hineinleuchtete und sich davon verzehren ließ. Ich schluckte schwer und trat einen Schritt zurück, um ihm direkt in die Augen zu blicken.

Er hatte schöne grüne Augen mit dichten Wimpern, erkannte ich zu meinem Bedauern. Ein unverkennbares Schmunzeln breitete sich auf seinem Gesicht des Stolzes aus. Moment, woher kannte er meinen echten Nachnamen? Ich hatte für die Abwicklungen der Geschäfte immer ein Pseudonym verwendet. Hatte er etwa Recherche betrieben? Oder hatte seine Mutter ihn damit beauftragt?

Wie ihr bereits wisst, bin ich bei diesen Angelegenheiten sehr misstrauisch und neige zu Paranoia. Was bei diesen Menschen durchaus gerechtfertigt ist.

Welch ein menschlicher Abschaum. Am liebsten hätte ich IHM in dem Moment die Klinge in den Hals gedrückt und danach in SEINEM Blut gebadet, nur um das Ganze schnellstmöglich zu beenden. Dennoch zwang ich mich, nichts von meinen Gedanken nach außen dringen zu lassen und setzte mein freundliches Lächeln wieder auf.

„Vielen Dank für ihre Großzügigkeit, aber ich muss dieses Geschenk leider ablehnen".

Er war der Teufel, der Nachfolger der Strippenzieherin dieses Untergrunds. Ich war hingegen ein freier Mensch, der selbst Entscheidungen traf. Ich wusste nicht, woher der Mut bei mir plötzlich kam, aber ich vermutete, dass es eher die Wut über das System war. Bisher hatten die Frauen hier das Sagen gehabt und dass ein Mann von nun an das Geschäft übernehmen sollte, schien mir zweifelhaft. War er vielleicht homosexuell? Kaufte er sich selbst regelmäßig Männer zum Vergnügen oder gar morbide Zwecke? Warum sollten wir sonst „gleichgestellt" sein?

Offenbar hatte ich sehr überzeugend geklungen und durfte den abscheulichen Raum wieder verlassen und auf die Party zurückkehren. Ich war mir unsicher, ob ich fragen konnte, was mit meinem Geschenk geschah. James Keynos Augen kleben förmlich an mir, es fühlte sich an, als stünde ich von jetzt an unter ständiger Beobachtung. Daher hielt ich lieber meinen Mund und stellte keine weiteren Fragen. Schließlich schlich ich mich kurze Zeit später aus dem Gebäude und machte mich mit einem schlechten Gewissen auf den Heimweg. 

Das Labyrinth der BefreiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt