2. Wenn Glückskekse lügen

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Wenn auf einer Tür ganz fett drücken steht, was tust du?

Ganz klar: ziehen.

Dann wundern, wieso die Tür sich nicht öffnet. Tür, öffne dich als letzte Möglichkeit in Betracht stellen, bis du auf die Idee kommst zu drücken.

Prinzipiell würde sich die Tür öffnen.
Nur beim Uchiha nicht.

»Alles muss gut laufen. Mein Glückskeks hat es prophezeit«, behagt Shisui und rüttelt weiterhin irritiert am Eingang.

Nichts. Wirklich gar nichts. Nicht mal einen kleinen Zentimeter bewegt sich diese Tür.

»Findest du nicht, dass du zu sehr daran glaubst? An diese Kekse, meine ich«, hinterfragt Itachi das Schaubild, weil er definitiv nicht die Rechnung für den Schaden bezahlen will, den sein Cousin möglicherweise anrichten könnte, wenn der weiter so an dieser Tür tuckert.

»Papperlapapp«, schnalzt Shisui genervt und entkräftet, »Ihre Vorhaben gelingen, weil Sie sich einsetzen. Klingt für mich schon sehr nach einem mir-kannst-du-glauben-Keks. Und nur, weil deiner irgendwas von Ihr Freund braucht Ihre Aufmerksamkeit labert, muss meiner nicht genauso schlecht sein, Tachi.«

Spätestens als er einen zweiten Blick auf das Ladenplakat wirft, wird ihm bewusst: Irgendetwas ist hier gewaltig falsch.

»Hä?«

Ein Laut mit viel Bedeutung.
Verwirrung. Hilfe, ich checke das nicht. Erkläre mir das mal bitte so, damit ich auch was verstehe. Unglauben.

»Da steht doch sogar, dass dieses Geschäft auch am Sonntag auf hat, oder ändern die das einfach nach Lust und Laune? Wozu haben Läden denn diese Schilder, wenn die eh verfälschter sind als Danzos Absichten für Hokage?«, vollendet Shisui wirklich tief verzweifelt seinen abgebrochenen Satz.

Seine letzte Chance samt Hoffnungsschimmer verwelken nun komplett mit dem Gänseblümchen elendig in seiner Hand.

Wir setzen häufig so viel Hoffnung in das Unmögliche und wundern uns schlussendlich, warum wir traurig und deprimiert sind, wenn es nicht funktioniert. Dabei war von Anfang an klar, dass das Ganze nichts werden würde.

Weil Hoffnung manchmal auch nichts weiteres ist als vielleicht wird alles gut.

Jeder sagt, du sollst deine Träume verwirklichen, aber die Gesellschaft steht im Weg. Wir sind die Gesellschaft.

Itachi wirft einen letzten Blick auf das Schild und analysiert es. Bis ihm das fehlende Puzzlestück direkt vor den Augen liegt.

»Shisui, ich schätze, ich verstehe nun, wo das Problem liegt.«

_________

Der Laden hatte an Sonntagen offen. Ja.
Aber nicht an Feiertagen.

Manchmal hilft es doch, das Kleingedruckte genauer zu lesen.

Überdramatisch schleudert Shisui seine Arme gen Himmel.

»Anscheinend hatte dieses Mädchen im Sushi Restaurant doch recht, als sie zu ihrer besten Freundin murmelte ›wenn der ehrlich glaubt, er könne eine wertvolle Lebensweisheit aus einem Fünfcent-Keks erhaschen, hat der wahrhaftig einen an der Waffel‹«, imitiert der Älteste die Stimme des Mädchens und erinnert sich zurück an das Restaurant.

Der Laden war brechend voll. Überall stapelten sich die Leute wie Sardiniendosen. Es wurde gedrängelt, genörgelt und geflucht.

Wieso wollte auch auf einmal gesamt Konoha in ein Sushirestaurant an Silvester?

Doch der Tag wurde besser. Spätestens als Shisui seinen Glückskeks öffnete und damit wirklich den besten unter seinen Kollegen ergatterte.

Heute ist Ihr Geburtstag!
Obito hat im Februar Geburtstag ...

Alles, was Sie berühren, wird zu Gold!
Kakashi überlegte es sich viermal, ob er seine Bücher lesen will ...

Ihr Freund braucht Ihre Aufmerksamkeit.
Itachi war sich sicher, absolut sicher, dass dem nicht so sei ...

Nur leider konnte er nicht in Shisuis Gedanken blicken, der dem Keks zugestimmt hätte.

Ich würde wirklich gerne deine Aufmerksamkeit haben wollen ...

»Shisui?«

Wie in Trance schaut der Ältere zu ihm hinab. Vielleicht sollte er wirklich etwas gegen störende, laute Gedanken unternehmen, statt sie bloß in eine Ecke zu drängen.

»Ja?«, räuspert er sich heiser, wobei Rauchwölkchen aus seinen Lungen treten.

Itachi hebt beklommen seine Brauen und press die Lippen zusammen.
»Du bist unaufmerksam.«

Shisuis Wangen werden rot.

Selbst bei Liebe kommt Kälte nicht an.

»Ja ...«, lacht dieser jetzt unbeholfen und kratzt sich im Nacken. »Kannst du vielleicht noch mal widerholen, was du gesagt hast? Bitte?«

Er schluckt, sein Kehlkopf ploppt, wobei sich ein gewaltiger Kloß bildet. Er schluckt und schluckt und schluckt.

Kann man Nervosität vielleicht noch unauffällig machen?

Nur leider hilft nichts. Seine Kehle wird eng, schnürt sich zusammen, bis er nichts weiteres als heißen Atem über die Lippen kriegt.

Shisui versteht nicht, wieso ihm Atmen plötzlich total schwerfällt, aber wenn Itachi ihn so mustert, seine Augen über ihn gleiten lässt, als könnte er ihn tatsächlich mit seinen Augen einfangen, lässt es Shisui nicht kalt.

Wie denn auch?

Dessen Nacken könnte wegen so schweren Gedanken brechen. Zumindest fühlt es sich für ihn bei zugeschnittener Kehle beinahe so an.

Glücklicherweise schweift genau dann Itachis Blick auf den vereisten Boden, bevor er erklärt: »Ich hatte gefragt, was du jetzt vorhast. Das mit dem Gänseblümchen scheint wohl nicht zu funktionieren.«

Sein Cousin lächelt. »Tachi, du kennst mich. Ich habe selbstverständlich einen Plan B, weil ich weiß, dass mein Schicksal immer auf einen zweiten Plan besteht.«

Oh ja. Weil nie etwas so kommt, wie geplant. Weil immer alles anders kommt.

Und das manchmal total ungünstig.

»Also ... Hast du einen Plan?«

Nun ist Itachi derjenige, der schluckt. Schließlich ist der Junge nicht dumm und hat auch bisschen Ahnung von der Liebe. Er versteht, welche Blumen Paare sich am liebsten schenken.

Welche Blumen für Liebe stehen. Mit ihren Dornen, die sich in deine Haut bohren, weil du an diesem Pflänzchen festhältst, damit sie nicht verwelkt - was allerdings nie funktioniert.

Denn ... na ja ... Es ist nicht so, dass er nie verliebt war, dass er es nicht ist, aber die Liebe ist einfach kompliziert.

Doch Shisui hat für diesen Part im Leben eine Idee. Auch wenn sie dornig klingen mag, alte Wunden aufkratzt und unschön erscheint.

Es könnte sowieso nie wieder wie früher sein.

»Vielleicht helfen da nur noch weiße Rosen.«

Und dieser Satz ist der Anfang vom Ende.

Roses Are Red Where stories live. Discover now