20. Wenn Pflaster schlecht halten

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Heute ist der Sonnenuntergang verkohlt.

Rot-orange gebrannt, wie ein sterbendes Feuer vergoldet. Warme, prächtige Farben spiegeln sich am Himmel wider und lassen die Zeit wie Sommer wirken.

Ausgetrocknete Sonnenstrahlen beleuchten die letzten Sonnenstuden des Tages, bevor der Mond, angestrahlt von der Sonne, der Nacht das Licht einhaucht.

Wieder ein Tag vorbei.
Wieder einen Tag eisig schweigend verbracht.
Wieder einen Tag beim Über-den-Weg-Laufen aus dem Weg gegangen. 
Wieder einen Tag, ein gestriges Morgen, überstanden.

Shisui hasst das. Wirklich. Dieses ganze ›Die Situation ist dir egal, aber mir ist sie egaler‹.

Das ist doch beschissen. Bullshit. Schwachsinn. Hirnfetzengedöns.

Warum gehen sich Liebende aus dem Weg, wenn die Herzen einzig und alleine die Namen des anderen pulsieren?

Warum sieht man sich nicht mehr an, obwohl man elektrische Blicke teilte?

Warum machen wir Liebe immer so kompliziert?

Jetzt starrt Shisui auf den untergehenden Feuerball und lässt Itachis letzte Briefe beim Lesen Review passieren.

11. März

Ich zergehe, dachte ich. Das ist ein Synonym für Zerfließen oder Zerfallen.
Klingt fast romantisch. Nur bisschen schlimmer.
Ich meine, nichts bleibt dabei von mir übrig, weil ich gehe. Und wenn jemand geht, ist alles weg.
Wie bei dir vorhin, als du mich ansahst, obwohl du eher durch mich durchblicktest.
Als ich dabei zerging, während du einfach weggingst. Mit dem Unterschied, dass dein Gehen kein Synonym war. Nicht in diesem Kontext. Denn als ich zerging, war es deinetwegen, und als du weggingst, war es meinetwegen. So einfach kompliziert ist das mit uns.
Vielleicht können wir das beide ziemlich gut mit diesem Gehen.

Die Briefe erreichen Shisui immer mit Abstand.
Aber ganz ehrlich, er will keine mehr.
Er will das nicht so. Eigentlich will er Itachi hören. Auf jede Weise.

Liebe könnte so leicht sein. Wir machen sie halt bloß viel zu kompliziert.

Er liest den letzten Brief noch mal.

17. März

Ich hab Angst vor morgen.
Ich hab Angst, dir morgen über den Weg zu laufen. Ich hab Angst, dir morgen in die Augen zu sehen, während du mich nicht mal ansiehst. Ich hab Angst, morgen mit dir zu reden, wobei unsere Zeilen keine Worte tragen.
Ich hab bisschen Angst, was morgen betrifft. Ich hab bisschen Angst vor dem, was das morgen zwischen dir und mir ist.
Ich hab bisschen Angst vor morgen.
Ich hab sehr Angst vor morgen.
Aber morgen ist doch schon so lange her.

Er steht auf und geht.

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Findest du unsere Stille nicht auch zu laut?

Es ist Shisui einziger Gedanke, bevor er zögerlich vor Itachis Haus steht.

Keine Ahnung, wann das letzte Mal war, wo er in diesem Zuhause lachte.
Keinen Schimmer, wann er das letzte Mal einen Fuß hineinsetzte und erst am nächsten Tag ging.

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