13. Wenn Jahre nie vergehen

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Weil es eine Vorgeschichte gibt ...

Das schönste Versprechen wurde im Sommer geflüstert.
Leise, heiser, rau und unendlich verliebt.
Früher, als Shisui mit einer roten Rose zum Mittagessen erschien. Früher, als Itachi wirklich dachte, die Liebe fürs Leben im jungen Alter gefunden zu haben. 

Es war ein heißer Tag. Der Feuerball strahlte auf die Erde, während im Haus gelächelt und gelacht wurde.
Es war schön, es war lieblich. Es war eine pure rosarote Atmosphäre.

»Ich weiß jetzt, was diese Liebe ist!« 

An diesem Tag stemmte Sasuke mit seinen kindlichen Armen auf dem Tisch und tat, als hätte er die Gebrauchsanweisung der Liebe gedichtet. 

Jeder grinste über den süßen Anblick.
Mikoto, die ihr Lächeln hinter ihrem Handrücken verbarg, Itachi und Shisui, die unschuldig unter dem Tisch Händchen hielten, und Fugaku, der seine Furche in seiner faltigen Stirn nicht mehr zu verstecken brauchte. 

»Das ist, wenn man heiratet!«, posaunte Sasuke überstolz und schaute wissbegierig zu den Ältesten. »Werdet ihr also auch bald heiraten?« 

Itachi riss die Augen auf und Shisui schmunzelte schelmisch. Herzen hüpften Freudensprünge und Gedanken kreisten sich um überwältigende Emotionen. 

»Beweist man nur so seine Liebe, Sasu-chan?«, hakte sein Cousin neckisch nach und grinste über beide Ohren. 

»Ja! Minato hat nämlich zu Naruto gesagt, dass er Kushina geheiratet hat, um ihr zu beweisen, wie sehr er sie liebt. Wirst du meinen Bruder jetzt auch heiraten? Du magst ihn doch auch, oder?« 

Itachis Gesicht färbte sich rosenrot.

Er selbst hätte nie danach gefragt, schließlich klang es auch so absurd ...
Shisui eines Tages zu heiraten.
Und trotzdem gefiel ihm die Idee, die aus Sasukes Mund sprudelte. 

»Wenn du meinst, dass man nur so beweist, einen zu lieben, wäre es mir eine Freude, deinen Bruder eines Tages meinen Ehemann nennen zu können«, antwortete der Lockenkopf grinsend und raunte kurze Zeit später glücklich in das Ohr seines festen Freundes: »Sollte ich heiraten wollen, dann nur dich. Das ist ein Versprechen.« 

Der Clan-Erbe wusste nicht, wohin mit den ganzen Glückshormonen. Er brauchte nicht mal sein Sharingan, um diesen Tag und Shisuis Sätze in seinen Kopf zu brennen. 

Shisuis Berührungen und seine sanften Küsse reichten, um Itachi neblig fühlen zu lassen. 

Schließlich war es derselbe Tag, der auch der letzte war. Denn ab Herbst wurde seltsamerweise alles anders. 

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Als Blätter fielen, wirkte Shisui anders.

Plötzlich bekam Itachi Angst, wie er Shisuis letzte rote Rose auf ewig haltbar machen könnte. 

Auf einmal wurden Treffen auf später verschoben. 
Auf einmal gab es auf ein ›ich liebe dich‹ nur noch einen Versuch eines Lächelns. 
Auf einmal wurde es schweigsam.
 
Itachi war still und Shisui taub.

Auf einmal gab es kein unschuldiges Händchenhalten mehr. 
Auf einmal wurde das Wetter trist und kälter. 
Auf einmal wurden Regenbögen, die einst Sonne und Regen vereinten, graue matschige Wolken. 

Itachi war unsichtbar und Shisui farbenblind. 

Herzen schrumpften von Tag zu Tag auf das bare Minimum und klangen wie brechendes Glas, wenn Blickkontakt kürzer und kürzer wurde. 

Solange, bis Schnee fiel. Solange, bis einfach nichts mehr hielt und ihre zuckersüße Teenagerliebe durch ein gebrochenes Herz und tausend unausgesprochene Worte in Luft aufging. 

»Ich finde, wir sollten das zwischen uns beenden. Tut mir leid …« 

Worte wurden von Shisuis Seite ausgesprochen, während Itachis Herz brach und brach, bis es einfach zu Boden flog. 

Es war seelischer Schmerz, aber er hätte schwören können, dass er sah, wie sich der Schnee unter seinen Füßen wegen seines Leids rot färbte. Dabei lag es daran, dass er an diesem Tag sein Mangekyo-Sharingan erlangte. 

Lange Minuten wurden totgeschlagen, aber Shisui kam nicht zurück. 

Da schwebte nur dieser grau milchige Nebel, der seinen besten Freund einfach verschluckte. 

Die Welt lag im eisigen Grau, die Bäume kaum zu sehen und der Nebel unberechenbar. Itachi sah direkt zu, wie sein eigenes Leben um hundertachtzig Grad gedreht wurde. Er sah zu, wie sein Cousin im weißgrauen Schatten verschwand. 

Nichts blieb außer undurchdringlichem Nebel. 

Vielleicht rannte Shisui nie wirklich vor seinen Problemen weg. Vielleicht wurde er einfach nur verschluckt. 

Denn das alles war nie ein Ende, auch wenn es so sehr schmerzte wie eins.
Sein Leben verlief weiter, mit der Verbindung zwischen Shisui und Nebel sowie dem Gedanken: Seit dir ist Winter hässlich.

Weil … klar, die Zeit heilt alles, aber sie braucht zu lange dafür.

Und wenn Jahre endlich vergehen und die Zeit tatsächlich heilt, wirst du dennoch immer das Gefühl haben, dass dir was fehlt.

Immerhin waren sie glücklich und eigentlich superverliebt. Nirgends gab es Gründe für den Cut. Selbst Shisui nannte nie einen einzigen Punkt, wieso er Itachis Herz im kalten Winde zerpflückte.

Aber vielleicht war das normal.

Teenagerherzen werden ständig gebrochen. Man könnte glatt meinen, sie seien nicht für die Liebe gemacht.

Deswegen stand Itachi mit Tränen in den Augen da, als seine große Liebe im unbeleuchteten Schein von kondensiertem Wasserdampf für eine unzählbare Zeit verschwand.

Alles geschah so unbewusst. Alles geschah so unvorhersehbar. Alles geschah so grausam.

Seitdem fragt sich Itachi ständig, ob er das mit Shisui die ganze Zeit nur träumte.

Roses Are Red Where stories live. Discover now