18. Wenn Glückseligkeit zerspringt

211 27 166
                                    

🌹

Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße.

Übereifrig schnappt sich Itachi die Box mit den Zetteln, faltet die Briefe mit zittrigen Händen in die Umschläge und betrachtet das alles für einen kurzen Augenblick.

Ich hab das gelesen.
Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße.

Das ist Privateigentum.
Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße.

Diese Worte waren so bitter und an sie gerichtet.
Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße.
Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße.

Bevor er die Kiste zurück in den Schrank legen kann, betritt Shisui frisch geduscht das Zimmer und strahlt über beide Ohren.

»Hast du Hunger oder so?«

Itachi zuckt zusammen und wirft zeitgleich die Briefe hinab. Der gesamte Inhalt liegt um ihn herum. Niedergeschriebene und nicht ausgesprochene Worte.

Darin habe ich mich auch mal verloren.

Shisuis Miene fällt, als seine Augen am Papier kleben. Itachi voller Panik und dutzenden Rechtfertigungen und genauso vielen Fragen. 

»Du ... du hast sie gelesen?«

Hör zu, ich habe eigentlich nur meinen Pullover gesucht, ihn nicht gefunden, mir ein Shirt von dir genommen und somit die Kiste hinab geworfen ... und dann die Briefe gelesen.
Es war ein Unfall.
Ich weiß, es war falsch.
Es tut mir leid.

Aber so direkt Itachi ist, wirft er ein stumpfes »Ja« raus, das genauso abgedroschen auf dem Boden landet wie Shisuis Zettelchaos.

Stillschweigen. So unangenehm, dass Abtauchen wie die bestmögliche Option klingt.

Ausgesprochen: »Liebst du sie noch?«
Gefühlt: »War ich nur dein Mitleidsfick?«

Doch Shisui schweigt weiter.

Shisui, sag es! Sag Nein! Schleuder es mir ins Gesicht, aber bitte sag was! Bitte schweig mich nicht an! 

Itachi dreht sich zu ihm, überfüllt mit einem Stechen im Herzen, das so verräterisch bekannt ist.

Es könnte sowieso nie wieder wie früher sein.

»Bitte sag was ...«, fleht er und hasst sich ein Stückchen selbst dafür, wie angeschlagen seine Stimme klingt.

»Nein. Nein, ich liebe sie nicht. Ich ...«

»Und die Briefe? Die von Tränen verwischte Tinte ist dann was? Alles bloß nie gefühlte Worte, oder was?«

Shisuis Mund klappt sofort wieder zu.

Ich kann Worte bluten, aber nur, wenn es mir schlecht geht, ansonsten bin ich stumm und verliere die Kontrolle über Buchstaben.

»Ich weiß, das sieht jetzt echt hässlich aus ... vor allen Dingen für dich, aber ich schwöre dir, du bist nicht das für mich, was du denkst ...«

Wieder stumm. Wieder Blick auf den Boden, weil dieser keine Emotionen im Gesicht abzeichnet. Weil ihm keine Tränen über die Wangen laufen, die von mit Schmerz getränkten Augen begleitet werden.

»... du bist für mich keine billige Affäre. Ich schwöre es«, beharrt Shisui verzweifelt und sieht Itachi mitten in die dunklen Tiefen. »Ich meinte es wirklich ernst. Ich liebe dich.«

Qualvoll verzehrte Gesichtszüge sind der Anfang einer Antwort. Denn es wäre gelogen, würde Itachi sagen, dass er es im Inneren nicht glaube, was Shisui sagt.
Aber die Briefe gibt es wirklich.
Sie sind nicht ausgedacht, kein Kopfgespenst, sondern tatsächlich vor ihm.

Roses Are Red Where stories live. Discover now