21. Wenn wir laut schweigen

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»Können wir reden?«

Pragmatisch steht er da, mit seiner pragmatischen Frage, mit Hoffnung auf eine pragmatische Antwort.

Nachdem Itachi ihm die Tür öffnete und Shisui ihn für drei Ewigkeiten anschaute, geschah es: Sie waren wieder am Anfang.

Die Leichtigkeit verflog wie der Duft von billigem Parfum. Als hätte diese lockere Art nie existiert, als wäre sie nur ein unlustiger Aprilscherz.

Doch es ist kein April. Es ist März, in dem die ersten Blümchen blühen, in dem Vögel ihre ersten Freudenlieder plätschern.

»O-okay.«

Itachis Antwort klingt nicht so sicher, wie er sonst ist.

Im Fenster ist die Sonne verschwunden. Der Horizont erloschen und weiß. Wie ausradiert. Wie die-Sonne-hat-nie-existiert.
Wie Langeweile, aber in Farbe.

Und das ist nicht fair.

Morgens kämpfte sie sich haltlos an den Himmel und abends verschwand sie wieder, ohne im Norden zu brennen.

Ganz so, als hätte ihr Kompass nur drei Himmelsrichtungen. Als wäre Norden irrelevant.

Noch bevor Itachi seinen Gedankengang voll auskosten kann, bemerkt er Shisuis wandernden Blick, der auf einem ich-sehe-alles-Level das Zimmer umkreist und damit direkt in Itachis Herz trifft.

Schließlich ist es klar. Die halb geschlossene Aussicht, das ungemachte Bett und die ganzen Tassen.

Liebeskummer suchte sein Herz auf. Erdolchte es, schmiss es auf den Boden und trat hinauf.

Und Itachi sah einfach nur zu, weinte sich die Augen rot, bemalte sein Gesicht mit Augenringen und zeichnete das Nachbeben von Liebe.

»Wollen wir uns setzen? Dann können wir einfacher reden, meinst du nicht?«

Beide nicken und lassen sich mit Abstand auf das Bett sinken. Bisschen verrückt, denn als sie das letzte Mal auf einer Matratze lagen, war es heiß und schön.

Nun herrscht Winter, der ins Hässliche eskalierte.

»Bitte hör mir zu«, beginnt Shisui orientiert. »Das alles mag jetzt total absurd und abgedroschen klingen, aber ... Verdammt, Tachi, es bricht mir das Herz, dich so zu sehen, ohne was zu machen, weil ich weiß, dass ich daran schuld trage.«

Dann schau doch weg, wie du es immer tust.

Letzter erdrückt seinen Blick, ehrt ihn dem Boden und unterdrückt einen Tränenschauer.

So ist das doch immer. Wasser drückt dich runter, aber die Tränen erdrückst du selbst.

»Ich habe die Briefe an sie immer nur dann geschrieben, wenn ich einen Weg zum Abschließen suchte. Hätte ich gewusst, dass du sie lesen wirst, hätte ich nicht mal darüber nachgedacht, einen zu verfassen.«

»Wirklich, Shisui?«, bricht Itachi sein Schweigen und kracht mit seinen Augen direkt auf die seines Gegenübers. »Das kannst du dir doch selbst nicht glauben.«

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