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Dieses Kapitel enthält Essstörung
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Jungkook

Auf eine Stelle starrend schob ich mir immer wieder die Gabel in den Mund, versuchte an irgendwas anderes zu denken oder mich auf das Gespräch von Jimin und Yoongi zu konzentrieren. Doch sobald sie über Essen redeten, lenkte ich meine Gedanken wieder auf etwas anderes.

Ich wippte mit meinem Bein und spielte an einem Band meiner Jogginghose, um mich damit abzulenken, was am Anfang auch ganz gut funktionierte, jedoch nicht lange anhielt. Schon nach kurzer Zeit half das nicht mehr und ich krallte mich in meinen Oberschenkel.

Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte, doch ich hörte nicht auf, aß immer weiter, bis die Schüssel leer war. Ich sah einfach in das leere Geschirr vor mir.

„Ich gehe kurz auf Toilette", schoss es aus mir heraus, ohne das ich da wirklich drüber nach denken konnte. Wie in Trance stand ich auf und ging zur Toilette, nachdem die beiden Älteren mir mit einem leichten Lächeln geantwortet hatten.

Im Badezimmer schloss ich die Tür hinter mir und atmete hektisch, während ich mich vor den Spiegel stellte und mir selbst in die Augen starrte, versuchte, mich zu beruhigen, was jedoch nicht half.

Ich hatte das Gefühl, dass die Wände näher kamen. Sie wollten mich erdrücken und mir die Luft zum atmen nehmen. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, drückte den Sauerstoff aus meinen Lungen. Schwer atmend lehnte ich mich gegen die Wand, krallte mich in diese, um irgendwie einen halt zu bekommen.

Meine kurzen Fingernägel bohrten sich in die Haut meiner Brust, die von meinem weißen T-Shirt bedeckt war. Ich wollte meinem inneren Drang widerstehen, doch das Verlangen kroch meinen Körper hinauf, bis ich von selbst einen leichten Würgereiz bekam.

Flüssigkeit sammelte sich in meinem Mund, welche mich zu der Toilette gehen ließ. Mit verschwommener Sicht kniete ich mich hin und klappte den Toilettendeckel auf.

Der vorherige Würgereiz war verschwunden, als wäre er nur eine Art Lockung gewesen, damit ich nach gab, doch nun war es zu spät, ich saß bereits vor der Toilette, ich hatte nicht die mentale Kraft, jetzt aufzuhören und aufzustehen.

Zwei meiner zitterten Finger führte ich in meinen Mund, wartete keine Sekunde länger mehr und drückte sie in meinen Rachen, was wohl schon tief genug war. Mein Würgereiz setzte ein, welchen ich einfach ignorierte und weiter machte.

Die Tränen rannten über meine Wangen, welche ich in diesem Moment nicht war nahm, es war neben Sache.

Ich übergab mich nur kurze Zeit später, entleerte meinen Magen, weshalb sich dieser nun ein Stück leerer anfühlte, was mich erleichtert ausatmen ließ, doch es war mir nicht genug, ich wollte mehr, weswegen ich nicht aufhörte.

Plötzlich hörte alles auf, ich spürte einen starken Arm um meine Taille, welcher mich weg von der Toilette zog, eine andere Hand nahm mir die Finger aus dem Mund, alles passierte so schnell und schon lag ich in Yoongi's Armen, der meinen Körper fest an seinen presste.

„Warum hast du das gemacht?", fragte er, seine Stimme triefte nur so von Schmerz, ich erkannte Tränen, die sich in seinen Augen sammelten, als ich vorsichtig zu ihm hoch schaute.

Ohne Worte lehnte ich mich gegen ihn und klammerte mich hilflos an seinen warmen Körper, weswegen er meinen noch näher an ihn selbst drückte. Die ganze Situation kam nicht wirklich bei mir an, ich realisierte nicht, was gerade passiert war.

„Warum, Jungkook?", hauchte Yoongi, schaukelte uns beide hin und her, wollte mich wahrscheinlich beruhigen, was mit der Zeit auch gut funktionierte. Ich lag stumm in seinen Armen und wollte ihn nicht loslassen.

„Wollen wir in dein Zimmer gehen?", fragte er, als er merkte, dass ich nicht mehr weinte. Leicht nickte ich, ließ ihn jedoch nicht los, weswegen er mit mir im Arm aufstand und mich in mein Zimmer trug, ich vergrub mein Gesicht in seine Brust, da ich Angst hatte, Jimin würde meine verheulten Augen sehen, wenn er hier lang ginge.

Auch in meinem Zimmer wollte ich Yoongi nicht loslassen, er verstand es und legte uns beide einfach in mein Bett, wo er mich erneut dicht an sein Körper zog. Meinen Kopf legte ich in seine Halsbeuge und sog seinen Geruch ein, der sehr entspannend wirkte.

„Möchtest du darüber reden?", fragte Yoongi, wirkte nicht mehr so geschockt und überrumpelt wie noch im Badezimmer, dennoch wollte ich nicht darüber reden. Ich sollte niemand wissen, auch wenn das jetzt schief gelaufen war.

Ich schüttelte mit dem Kopf und schloss meine Augen, wollte jetzt einfach schlafen und vergessen. „Erzähl es aber bitte nicht Jimin", nuschelte ich noch, was meine einzige Sorge war, die ich gerade wahrnahm.

Yoongi schwieg für einen Moment, schien zu überlegen, was mich nervös werden ließ, da eine Verneinung folgen könnte, was mich in Schwierigkeiten gebracht hätte.

„Wenn du morgen mit mir darüber redest und es auch wirklich tust und keine Ausreden suchst", sagte er dann, wobei es eher wie ein Befehl klang und nicht wie ein Vorschlag, weswegen ich einfach nickte, nicht über die Folgen, die am nächsten Tag kamen, nachdachte.

𝐒𝐂𝐇𝐎𝐎𝐋 𝐇𝐎𝐄;taegikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt