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Yoongi

Sanft strich ich durch die schwarzen Haare von Jungkook, der schlafend in meinen Armen lag. Durch die Sonne war ich schon seit einer Stunde wach, seit dem beobachtete ich ihn einfach, wie er schlief, so friedlich und niedlich dabei aussah.

Doch nun, wo ich das gestern jetzt gesehen hatte, nahm ich ihn wirklich wahr. Sein Gesicht war blass und eingefallen, sein Körper war so dünn und zerbrechlich geworden, ich hatte das immer ignoriert oder als nicht schlimm erachtet, doch jetzt hätte ich mich selbst schlagen können, dass ich es nicht bemerkt hatte.

Es war so öffentlich und doch hatte ich es ignoriert, wenn auch nur unterbewusst. Ich fühlte mich schlecht, hätte ich nachgedacht, hätte ich ihm früher helfen können. Wer weiß, wie lange er das schon machte.

Seufzend zog ich Jungkook's Körper näher an meinen, wärmte diesen, da er kalt war. Selbst mit der Decke schien er zu frieren, was wahrscheinlich an seiner Unterernährung lag.

Durch meine Bewegungen reckte er sich langsam und öffnete seine Augen, was ich leicht lächelnd beobachtete. Als Jungkook mich ebenfalls ansah, schaute er direkt wieder nach unten und schloss seine Augen, weshalb ich leise seufzte.

„Jungkook, schau mich an", befahl ich sanft, doch ich tat nichts, ich wollte, dass er von selbst zu mir blickte, da ich ihn nicht bedrängen oder ihn unwohl fühlen lassen wollte. Wir mussten über ein Thema sprechen, worüber er nicht sprechen wollte, wovon ich nicht einmal wissen sollte. Doch nun konfrontierte ich ihn damit, das überforderte ihn natürlich, aber es ging nicht anderes. Ich konnte nicht dabei zu sehen, wie er sich selbst zerstört.

„Ich will nicht", hauchte er nur leise und ich hörte, wie weinerlich seine Stimme klang, was mir im Herzen weh tat. Jungkook drückte sich näher an mich und vergrub sein Gesicht in meiner Brust, krallte sich in mein T-Shirt, damit ich ihn nicht zwingen konnte, mich anzuschauen, was ich so oder so nicht vor hatte. Doch Jungkook bohrte seine Finger in meinen Rücken, während er anfing zu zittern.

„Ist okay, ist okay. Weißt du, wir reden ein anderes Mal, aber lass mich dir helfen, okay? Ich will das nicht einfach so beiseite schieben und ignorieren", beruhigte ich ihn sanft und drehte mich auf den Rücken, damit Jungkook auf mir drauf lag, welcher es sich sofort bequem machte und nun seine Hände flach auf meine Brust ablegte, die noch immer zitterten.

„I-Ich schaffe das schon... allein, ich will deine Hilfe nicht", flüsterte er leise, schaute währenddessen gegen die Wand, an der viele Fotos hingen, die ich mir schon oft angeschaut hatte. Eigentlich waren es nur Fotos von seinem Bruder und ihm. Auf manchen waren Personen, die ich nicht kannte, wahrscheinlich waren dies Freunde von Jungkook außerhalb der Schule. Immerhin hatte er keine Freunde in der Schule und ganz ohne Freunde wäre es ja langweilig.

„Nein, Jungkook! Du schaffst das sicherlich nicht allein, auch wenn du das denkst oder denken willst. Allein schafft man es da nie raus und ich werde nicht zusehen, wie du dich immer weiter kaputt machst. Also lässt du mich dir helfen oder ich erzähle es Jimin, der wird dich wahrscheinlich in 'ne Klinik schleppen. Ich will dich nicht unter Druck setzten, aber anders willst du gerade nicht mitmachen", gab ich von mir, war etwas überfordert, da ich nicht wusste, wie ich am besten mit ihm umgehe oder rede, immerhin war ich noch nie in so einer Situation.

„Was willst du denn machen? Essen in mich reinzwingen und mich dann nicht mehr auf Toilette lassen? Das will und brauche ich nicht", wurde er lauter und setzte sich auf, sah mich mit Tränen in den Augen an, wobei seine Hände immer noch auf meiner Brust lagen, sich nun in diese krallten. Ich setzte mich ebenfalls auf, weswegen seine Hände zu meinen Schultern wanderten, sein Blick war hilflos, doch seine Worte machten mich wütend vor Sorge. 

„Was willst du denn allein machen? Weiter machen und hoffen, dass auf mysteriöser Weise einfach alles aufhört? Das wird nicht passieren, das kann ich dir sagen. Wenn du so weiter machst, stirbst du irgendwann. Willst du das etwa?", schrie ich beinahe und sah ihn sauer an, wurde jedoch durch Jungkooks Schluchzen aus meiner Wut geholt. Sein Blick hatte sich gesenkt und seine Hände versteckten nun sein Gesicht. 

„Oh Gott, es tut mir leid. Ich wollte das gar nicht sagen und auch nicht so laut werden, ich mache mir nur Sorgen um dich und ich kann es nicht verstehen, wieso du dir selbst so egal sein kannst", entschuldigte ich mich schnell und umarmte ihn, drückte ihn dicht an meinen Körper und strich ihm über den Rücken, platzierte einige Küsse in seiner Halsbeuge, was ihm schon immer gut tat, was ich mal bemerkt hatte, als er einen Alptraum hatte, während er bei mir war. 

„D-Du hast ja recht... aber ich will nicht essen", murmelte Jungkook leise, nachdem er sich beruhigt hatte und nun schlaff in meinen Armen lag, sich von mir ein klein wenig verwöhnen ließ. Seine eine Hand hatte er in meinen längeren Haaren vergraben und spielte nun mit diesen, was mir nichts ausmachte. 

„Ich weiß, aber du musst was essen, dein Körper braucht Essen, vor allem bei einem Lebensstil, wie deinem. Ich möchte ja nicht von dir, dass du Morgens, Mittags und Abends ein großes Menü ist. Wir fangen klein an, vielleicht ein Apfel zum Frühstück und das war's. Wir arbeiten uns langsam hoch und dabei darfst du auch nicht aufgeben, wenn du mal ein paar Rückschläge hast. Das braucht seine Zeit, bis es dir besser geht, aber gar nichts machen, ist das schlimmste, was man tun kann", flüsterte ich leise in seine Ohr und setzte dort einen Kuss rauf, wonach ich mich löste, um ihn in seine Augen zu schauen.  

Unschlüssig schaute er mich ebenfalls an und kaute auf seiner Unterlippe rum, schien zu überlegen, weswegen ich ihn sanft anlächelte, seine Seiten entlang strich. Er seufzte leise und senkte seinen Blick, weshalb ich meine Beine anwinkelte, damit ich ihn von unten anschauen konnte, was ihn leicht zum lächeln brachte. 

„Gehst du mit mir diesen Weg?", fragte ich leise und hielt ihm meine Hände hin, auf die nun seine Augen landeten und erst einmal anschauten, ich ließ ihm dabei Zeit, stresste ihn nicht, blieb einfach so in meiner Position. Jungkook schaute mir noch kurz in die Augen, ehe er wieder meine Hände anblickte und seine eigenen kleinen Hände auf meine legte, weswegen ich sie fest umgriff und auf beiden jeweils einen Kuss setzte, was Jungkook leise kichern ließ. 

„Wir werden das schaffen, ich glaube an dich", brummte ich ihm gegen die Lippen und setzte dort einen kurzen Kuss rauf, ehe ich uns beide wieder hinlegte, Schule würden wir heute noch einmal ausfallen lassen

𝐒𝐂𝐇𝐎𝐎𝐋 𝐇𝐎𝐄;taegikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt