»28«

54 8 0
                                    

Yoongi

Gelangweilt saß ich im Matheunterricht und schaute aus dem Fenster, die Lehrerin redete und redete, hörte einfach nicht auf. Doch ich hörte gar nicht richtig hin, dachte eher darüber nach, was ich nach der Schule machte. Entweder ich ging mit zu Jungkook oder nach Hause, aber ehrlich gesagt, wollte ich Jungkook nicht allein lassen, aber vielleicht war er schon genervt von mir und wollte sogar allein sein.

„Hallo? Yoongi? Alles gut?", riss mich die sanfte Stimme Jungkooks aus den Gedanken. Ich drehte mich zu ihm und schaute ihn fragend an. Er hatte sich etwas zu mir herüber gelehnt, weswegen ich mich ihm ebenfalls entgegen lehnte. Seine Lippen hatten sich zu einem kleinen Lächeln verzogen.

„Was hast du gesagt? War in Gedanken", grinste ich verlegen und strich ihm eine Strähne aus der Stirn, die ihm vor sein Auge gerutscht war. Er unterdrückte ein Kichern, was ihn die Nase Kräuseln ließ.

„Ich habe gefragt, ob du nach der Schule wieder zu mir kommen kannst", nun sah er auf den Boden, wahrscheinlich um seine roten Wangen zu verstecken, „ich möchte nicht allein sein", nuschelte er das Ende leise, sodass ich es fast nicht gehört hatte.

„Natürlich kann ich nach der Schule mit zu dir", bestätigte ich und legte meine Hand auf seinen Oberschenkel, was ihn überraschend quietschen ließ. Einige schauten verwirrt zu uns beiden, doch wendeten schnell ihren Blick wieder nach vorne, als unsere Lehrerin sie ermahnte.

„Danke, Yoonie", flüsterte Jungkook leise und legte seine kleine Hand auf meine ab, was mein Lächeln nur vergrößerte. Er hatte mich noch nie bei meinem Spitznamen genannt, ich sah das als einen Schritt Richtung Freundschaft an. Obwohl, waren wir denn keine Freunde? Durch die Sache mit seiner Essstörung würde ich nicht sagen, dass wir nur Sex Partner waren. Das passte nicht. Doch gleich Freunde?

„Sag mal, Jungkook. Sind wir jetzt eigentlich Freunde?", fragte ich einfach gerade heraus. Ich war schon immer ein offener Mensch und fragte lieber, als zu viel darüber nachzudenken. Das kostete mich Zeit und Nerven und durch eine Frage hatte man eine klare Antwort, nicht irgendwas zusammen gereimtes Konstrukt des eigenen Gehirns.

Jungkook schaute mich unsicher und überfordert an, klar, meine Frage kam aus dem nichts und ziemlich zusammenhangslos, doch eine Antwort darauf sollte nicht allzu schwer sein. Ich hatte nie die Freundschaft abgelehnt, ich wäre gerne eine eingegangen, Jungkook wollte nur nie eine Freundschaft haben und das akzeptierte ich. Immerhin will ich niemand dazu zwingen.

Doch, so wie es aussah, hatte er keine Antwort. Wahrscheinlich wusste er es selbst nicht. Er bemerkte selbst, dass es über unsere Sex Beziehung hinaus ging, aber anscheinend hatte er Probleme damit, seine „Freundschafts"- Regel für mich zu brechen. Er freundete sich nie mit Leuten an, mit denen er Sex hatte. Doch ich wäre enttäuscht gewesen, wenn er uns weiterhin nur als Sex Partner bezeichnet hätte.

„Naja, ich denke mal, dass wir jetzt Freunde sind", nuschelte er, während seine Wangen einen süßen Rotschimmer annahmen. Ich lernte Jungkook in den letzten Tagen von einer ganz anderen Seite kennen, es war, als wäre er eine andere Person. Von seiner Selbstsicherheit und Schlagfertigkeit war nichts mehr übrig gewesen. Er war ein kleiner, schüchterner Junge, der viele Probleme mit sich selbst hatte. Wie konnte ich das nie bemerken?

So viele haben ihn täglich nackt gesehen und niemand hatte hinterfragt, warum er so dünn aussah. Mich eingeschlossen. Ich hatte wahrgenommen, dass er immer dünner wurde, doch ich nahm das immer so hin und dachte nicht zu viel darüber nach. Im Nachhinein könnte ich mich dafür schlagen.

„Ist das ein Problem?", fragte ich gefühlvoll und strich ihm über den Arm, wollte, dass er sich wohl fühlte und nicht eingeengt oder überfordert. Doch Jungkook lächelte nun wieder und schüttelte den Kopf, was mich innerlich ausatmen ließ. Ich mochte ihn und wollte für ihn da sein, seine Bezugsperson sein. Ja, er hatte Jimin, doch dieser wusste nichts von seiner Essstörung, somit war ich bei dem Thema seine Bezugsperson.

„Ich mag es, bei dir zu sein und mit dir Zeit zu verbringen", lächelte er schüchtern und spielte mit seinen Fingern herum, wich meinem Blick aus. Ich nahm seine Hände in eine Hand und drückte sie leicht, streichelte mit meinem Daumen über seinen Handrücken.

„Ich finde es auch schön, wenn wir etwas zusammen machen", erwiderte ich grinsend und ließ seine Hände wieder los, doch sofort griff Jungkook nach meiner Hand und hielt sie fest. Ich sagte einfach nichts und sah zu, wie er mit meinen Fingern spielte, konnte mich nun wirklich nicht mehr auf Mathe konzentrieren.

𝐒𝐂𝐇𝐎𝐎𝐋 𝐇𝐎𝐄;taegikookWhere stories live. Discover now