»8« versunken in Selbstmitleid

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Valentina
Amerika, Chicago

Ich konnte nur lauschen, wie er mittlerweile vor einer Tür stand und sie öffnete. Lorenzo setzte mich gefühlt nach Ewigkeiten wieder ab und meine nackten Füße berührten den eiskalten Boden.
Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich sammelte und realisierte, wohin er mich gebracht hatte. Mein Blick schweifte durch den Raum, und ich erkannte vor mir dasselbe Zimmer, in dem ich aufgewacht war. Das große Bett mit der seidenen Bettwäsche war wieder ordentlich und meine Kleidung, die zuvor auf dem Boden verstreut lag, war verschwunden.

„Du bleibst hier, bis ich wieder da bin. Verstanden?", sagte Lorenzo und blickte mich bedrohlich an. Sicher war, dass ich nicht verstanden hatte und nicht tun würde, was er sagte.

„Du sollst mich gehen lassen und mir nicht noch weiteren Befehle erteilen!", erwiderte ich genervt und stemmte meine Hände auf die Hüften. Lorenzo kam einen Schritt näher und ich konnte seinen Duft erneut in mich aufnehmen.
Er wirkte so groß und mächtig neben mir.
Seine braunen Augen durchbohrten meine. Obwohl Wut in mir brodelte, signalisierte mein Körper etwas anderes. Verlangen breitete sich in mir aus und meine Mitte begann erneut an zu pochen.
Die Macht, die Lorenzo über meinen Körper hatte, machte mich noch wütender.
Lass es zu, Val.

Ich ignorierte meine boshafte innere Stimme und blendete das Verlangen aus.
„Akzeptiere es, Valentina. Ich werde dich nicht gehen lassen."
Als er meinen Namen aussprach musste ich schluckten. Ein Schauer durchzog meine Haut, als hätten seine Worte nicht nur meinen Namen, sondern auch verborgenes Verlangen in mir berührt.
Ich blinzelte eilig mit meinen Augen, um wieder in die Realität zurückzukehren und diese Gedanken beiseite zu werfen.

Dachte er wirklich, dass ich den Rest meines Lebens an seiner Seite stehen würde und er könne mir Befehle erteilen, als wäre ich ein Gegenstand?
Selbstbewusst reckte ich mein Kinn nach vorn und ich sah ihm tief in die Augen.

„Dir ist schon klar, dass die Polizei bestimmt schon nach mir sucht", erwiderte ich selbstsicher.
Lorenzo schmunzelte nur.

„Keine Sorge, Cuore mio. Ich habe schon alles geklärt." Ich schaute ihn fragend an.
Was hat er angestellt?
Wo ist mein Handy?

Mein Herzschlag begann an zu rasen und mein Atem wurde immer schneller. Warme Hitze breitete sich in mir aus und meine Muskeln verspannten sich.
„Wo ist mein Handy? Was hast du getan?!"
brüllte ich und meine Hände ballten sich zu Fäusten. „Vertrau mir, Cuore mio", sagte er selbstbewusst.
Die Kontrolle über meine Wut entglitt mir vollständig.

Ich sammelte all meinen Mut und schlug wild auf seinen harten Oberkörper ein. Lorenzo griff nach meinen Handgelenken, um mich zu stoppen und meine Kräfte schienen gegen seine Überlegenheit chancenlos. Fuck!

„Du Idiot!" schrie ich und versuchte, ihn mit meinen Füßen in die Eier zu treten. Lorenzo registrierte meine Absicht und wirbelte mich abrupt herum, sodass mein Rücken hart auf seinen Oberkörper prallte. Ein leises Quietschen entfuhr mir und ich spürte, wie sein Herz hinter mir raste. Seine Hand hielt meine Hüfte fest, während sein anderer Arm sich um meine Brust legte.

Seine Arme fühlten sich warm und stark an, meine Nippel regten sich und wurden hart. Sein warmer Atem berührte meine Haut, und meine Mitte pochte immer härter. Mein Körper geriet außer Kontrolle und meine Beine wurden ganz wackelig. Emotionen durchfluteten mich – einerseits fühlte ich mich von ihm angezogen, andererseits wollte ich ihm am liebsten den Kopf abreißen und fliehen.
In diesem inneren Konflikt zwischen Verlangen und Wut versuchte ich, die aufgewühlten Gefühle so gut wie es ging, zu unterdrücken.

„Beruhige dich, Cuore mio. Ich möchte dich nicht wütend machen. Versuche dich etwas zu entspannen, bis ich wieder da bin", raunte er mir ins Ohr und mein Körper reagierte auf seine Worte. Mein Atem wurde kontrollierter und mein Herzschlag langsamer.
Verdammt, warum hat er so eine Macht über mich? Wer ist dieser Mann?

Plötzlich meldete sich mein Magen und knurrte vor Hunger.
Ich spürte sein Lächeln hinter mir.
„Ich lasse dir gleich Frühstück hochbringen."
Als er mich losließ, entzog er mir seine Wärme und mein Körper fühlte sich plötzlich ganz kalt an.
Ich nickte langsam und sah ihn nur mit leeren Augen an. „Bis später, Cuore mio. Benimm dich", waren seine letzten Worte, und ich beobachtete nur noch, wie er sich zur Tür bewegte. Er warf mir noch einen letzten Blick zu, bevor er hinter der Tür verschwand.
Wohin geht er wohl?

Schlüsselgeräusche ließen mich erkennen, dass er mich tatsächlich hier eingesperrt hatte.
Ich blieb wie angewurzelt stehen und konnte aus seinen Reaktionen echt nicht schlau werden. Ich trat ihn in die Eier, aber er wurde nicht wütend.
Ich gehorchte ihm danach immer noch nicht und schlug auf ihn ein, aber auch das rief keine Wut in ihm hervor. Was ist sein Ziel?

Ich blinzelte wiederholt, um aus meinen Gedanken heraus und zurück in die Realität zu finden.
Er hatte mich wirklich eingesperrt.
Ein Gefühl, als hätte jemand kaltes Wasser über mich geschüttet, durchzog mich, und ich setzte mich plötzlich schnell in Bewegung. Rasend eilte ich zur Tür und drückte den Türgriff nach unten.
Doch sie war geschlossen.

Panik ergriff von mir Besitz, und ich hämmerte und klopfte gegen die Tür. Beleidigungen, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie kannte, brachen aus mir heraus. Dieser Idiot konnte mich doch nicht hier einsperren und gehen.

Nach meinem fünfminütigen Wutanfall ließ ich die Tür endgültig in Ruhe und sank auf das große, weiche Bett.

Ich blieb die ganze Zeit stark und vergoss keine einzige Träne. Doch meine Psyche konnte dem irgendwann auch nicht mehr standhalten.
Feuchte Augen bildeten sich und ich ließ es zu.
Ich vermochte nicht länger, stark zu sein.
Schließlich kroch ich unter die Decke und ließ den Tränen freien Lauf.

Tränen rannen meine Wangen hinab, meine Augen brannten vor Schmerz, und ein erstickendes Schluchzen erfüllte die Stille um mich herum.
Die Trauer umfing mich wie ein eisiger Schleier, während sich meine Finger krampfhaft in meine Hände gruben. Mein Herzschlag verlor an Rhythmus und zwischen den verzweifelten Atemzügen versuchte ich vergeblich, den Fluss der Tränen zu stoppen.

Nach kurzer Zeit des Kummers und Selbstmitleids wurden meine Augen schwach und müde.
Sie schlossen sich allmählich und ich fand den Trost letztendlich in meinen Träumen.

Lorenzo de Santis | Dark RomanceWhere stories live. Discover now